Gleich an drei Tagen wurde das ehrwürdige Frankenwald-Gymnasium zum Schauplatz mysteriöser Verbrechen. Die Mittelstufen-Theatergruppe führte auf der Studiobühne der Schule die makabre Kriminalkomödie "Keine Panik - alles wird Blut" auf.

Julia hat den Mund geöffnet, taumelt auf ihren Verlobten Rolf zu und sinkt ihm in die Arme. Im blutigen Rücken der jungen Frau steckt ein Messer. Das Ehepaar Mia und Arndt stürzt herbei, um zu helfen, und stellt dafür den Kinderwagen mit seinem Baby kurz ab. Als die Mutter wenig später in den Kinderwagen schaut und das Oberbett hochhebt, erkennt sie darauf einen riesigen Blutfleck. Dann stößt sie einen markerschütternden Schrei aus.

Es gibt Krimis, die brauchen viel Zeit, bis sie auf den Punkt kommen. Da werden langwierig Charaktere und Tatmotive vorgestellt - und irgendwann passiert einmal ein Verbrechen. Bei der hintergründigen Kriminalkomödie "Keine Panik - alles wird Blut" aus der Feder von Peter Reul ist dies anders. Nach nur wenigen Minuten sind bereits zwei Morde passiert - scheinbar willkürlich, ohne Grund, aus reiner Mordlust! Und die Anzahl der Mordopfer sollte sich in den folgenden 80 Minuten noch auf ein halbes Dutzend erhöhen...


Ähnlichkeiten mit Kronach beabsichtigt

Keine Panik - alles wird Blut": Der Name der lustig-skurrilen Kriminalkomödie war bei den drei Aufführungen der Schauspielgruppe des FWG-Mittelstufentheaters Programm. Trotz reichlich Blut erzeugte das in einem deutschen Städtchen spielende Stück - Ähnlichkeiten mit einer Kreisstadt am Fuße des Frankenwalds sind beabsichtigt (!) - allerdings im Publikum weniger Panik als vielmehr Gelächter.

Dieses wurde Zeuge, wie - unter der Regie von Stefanie Aust sowie künstlerischer Leitung von Alexandra Reiter - eine zunächst idyllische Ortsgemeinschaft durch eine Reihe furchtbarer Verbrechen ihr jähes Ende findet. Ein Mörder treibt sein Unwesen und das - bei insgesamt sechs Morden (!) - quasi im Minutentakt. Den Handwerksmeister findet man erstochen in der Regentonne, während Nachbarin Babsi in ihrer grünen Tonne "entsorgt" wird. Rolf durchdringt eine riesige Mistgabel und auch die nette Kellnerin muss ihr noch junges Leben lassen. Jeder könnte der Nächste sein. Doch warum passieren all diese schrecklichen Dinge?


Angst breitet sich aus

Die Polizei mit ihrer drei Wochen vor der Pensionierung stehenden Kommissarin scheint restlos überfordert. Die - "Wir lassen uns doch nicht abschlachten!"- Einwohner gründen sogar eine Bürgerwehr, um die Sicherheit zu garantieren: vergeblich! Es scheint kein Ende mehr zu geben für den Schrecken, der sich an dem Ort eingenistet hat und der überall lauert: in jeder Regentonne, hinter jeder Hecke, hinter jedem Lächeln...

Auf unterhaltsame wie zugleich mahnende Art und Weise zeigt die hintergründige Geschichte, wie sich Angst und Misstrauen in dem Städtchenausbreiten; keiner mehr dem anderen über den Weg traut. Jeder scheint plötzlich ein dunkles Geheimnis zu haben.

Reizbarkeit und Aggressivität nehmen immer mehr zu. Die Panik wächst, haltlose Verdächtigungen kursieren. Man will ja nichts gesagt haben - aber etwas seltsam ist er ja schon, der im Ausländerviertel der Stadt wohnende Russe Wladimir! Die Gerüchteküche brodelt: außereheliche Affären, Homosexualität, schwangere Teenager, eine in einen Sexskandal verwickelte Bürgermeisterin mit einem Alkoholproblem, eine wegen Körperverletzung vorbestrafte Kommissarin! Und dann gibt es auch noch andere Stimmungsbilder und Aussagen wie "Endlich ist einmal etwas los bei uns" oder "Schon wieder ein Mord, also langsam wird es langweilig".


Toll aufspielende Talente

Das alles führt das Fernsehen auf den Plan mit Reportern, die - eine Topstory witternd - die Geschehnisse im Horror-Städtchen ausschlachten und medienwirksam für ihre Fernsehzuschauer "aufbereiten". Dass bei dem topaktuellen, durchaus gesellschaftskritischen Stück die Zuschauer jede Menge Grund zu lachen hatten, war insbesondere den wieder einmal toll aufspielenden über 30 (!) Schauspieltalenten zu verdanken, die ein ums andere Mal über sich hinauswuchsen.

Die vielen Besucher, die sich mit größtem Vergnügen dem spannenden Thrill hingaben und bis zum Schluss über dessen Auflösung völlig im Dunkeln tappten, sahen eine agile, bestens harmonierende Truppe. Da wurde hysterisch über die Bühne getigert,geschrien, gekeift, gestritten, sich gegenseitig beschuldigt und glücklicherweise auch wieder versöhnt, als die skrupellose Täterin schließlich ein verblüffendes Geständnis ablegt. Am Ende gab es völlig zu Recht riesigen Applaus für drei mörderisch spannende Aufführungen!

Darsteller waren: Jule Ditsche, Lara Eberhardt, Eva Müller, Linda Wunder, Lea Sophie Thüroff, Lena Pompe, Jana Brauer, Manjana Diepold, Julia Franke, Laura Konradi, Carina Rädisch, Diana Maier, Leonie Liebermann, Chiara Mitter, Mika Hofmann, Gina Marie Graf, Johanna Hebentanz, Gina Wich, Hanna Schmidt, Marlene Nenninger, Alicia Krause, Annika Zipfel, Sevilay Rehm, Kiara Richter, Jessica Kisiala, Anne Schelhorn, Janina Hellgeth, Giuliana Heil, Philipp Hoderlein, Timo Dütsch, Nico Schneider und Simona Schramm.