Am Freitag stritten alle noch ab. Es sei nicht ungewöhnlich, dass es noch kein sogenanntes Closing - einen Abschluss des Geschäfts - gibt, das könne schon mal zwei, drei Monate dauern, versicherten die Pressesprecher der Panthera GmbH und der Loewe GmbH und versuchten damit, die Gerüchte, die es unter den Mitarbeitern schon gegeben hat, vom Tisch zu wischen.
Übers Wochenende ist dies nicht nur nicht gelungen. Vielmehr haben sich die Gerüchte bestätigt. Am Montagabend sagt Loewe-Sprecher Christoph Möller unserer Zeitung auf Anfrage, was später noch per Ad-hoc-Meldung erklärt wird: Die Loewe-Investoren haben ihren Rücktritt vom erst kürzlich abgeschlossenen Kaufvertrag erklärt.

Erst am 16. Januar war vermeldet worden, dass die Panthera GmbH um Jan Gesmar Larsen, Constantin Sepmeier und Stefan Kalmund wesentliche Vermögensgegenstände der Loewe Opta GmbH und der Loewe AG kauft.

Nur fünfeinhalb Wochen später folgt am Montagabend die enttäuschende Nachricht. Eine, bei der sich nun alle Mitarbeiter mehr denn je die Frage stellen werden, wie es nun für sie weitergeht. Eine, mit der auch die Angst wieder zurückkehrt.

Loewe werde diesen Rücktritten aber widersprechen und die Erwerber zum Abschluss des Geschäfts auffordern, weil "die Rücktritte ohne jeglichen Rechtsgrund erfolgten", erklärt der Loewe-Sprecher. Das Unternehmen prüfe die Einleitung von gerichtlichen Schritten.

Gerüchte von Vertragsbruch machen am Abend noch die Runde, eine Mitarbeiterin beschreibt ihre Gefühle so: "Die haben uns veräppelt."

Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU), fehlen erst einmal die Worte, als er die schlechte Nachricht hört. "Ich bin geschockt", sagt er dann. "Wir sind bei den Verhandlungen damals so auseinander gegangen, dass es sich um einen Investor handelt, der höchste Bonität hat", kommentiert Baumgärtner die Meldung, der neue Investor stecke selbst in Schwierigkeiten. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, fehle der Panthera GmbH nämlich das Geld, um die Loewe-Übernahme abzuschließen.
Baumgärtner ist überzeugt: "An der Bonität des Investors liegt es nicht." Woran - das gelte es nun herauszufinden. Baumgärtner ist hörbar wütend: "Ich werde alles daran setzen, dass lückenlos aufgeklärt wird, was hier in den letzten Monaten gelaufen ist. Das wird aufgeklärt bis in den letzten Millimeter."

Neuer Investor?

Aus Loewe-Kreisen heißt es aber auch, es gebe bereits wieder einen neuen Investor. Gemunkelt wird, es handle sich dabei um den, der noch bis kurz vor 16. Januar im Rennen gewesen war.
"Wir werden alles tun, um mit ihm nochmal Gespräche zu führen", sagt dazu Baumgärtner. Der Freistaat bekenne sich zu seinen Zusagen, verspricht der Landtagsabgeordnete.
Und Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU) betont, dass die Staatsbürgschaft zu keinem Zeitpunkt verwehrt worden sei. Vielmehr sei diese nicht gewollt gewesen.

Er sei fassungslos, noch am Nachmittag habe er mit Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Ministerpräsident Horst Seehofer zusammengesessen, beide haben von diesen neuen, schlechten Entwicklungen nichts gewusst, ist sich Michelbach sicher. Er spricht von einem Wirtschaftskrimi - "am Buckel der Leute und am Buckel unserer Region". Er könne nicht sagen,was hinter dem Ganzen steckt. "Es muss jetzt untersucht werden, wer was zu verantworten hat. Man muss schauen, was sich die Investorengruppe angeeignet hat, denn sie hat ja gewisse Rechte erworben." Wenn man Verträge zu einer Übernahme unterschreibt, habe man aber auch eine gesicherte Finanzierung, stimmt er Baumgärtner zu, dass der Deal nicht am Geld gescheitert sein könne. Gleich Dientsagfrüh wolle er das Wirtschaftsministerium und die Staatskanzlei in dieser Sache einschalten.

Ob man den anderen Interessenten, den es neben der Panthera GmbH gegeben hat, wieder beziehungsweise noch gewinnen könne? Baumgärtner und Michelbach wissen es nicht. Zuletzt hieß es, dass dieser Investor aus dem Rennen gewesen sei, weil die Banken ihm die in Aussicht gestellten Kredite reduziert haben. "Er war seriös und hat gesagt, dass er nur bis zu einer gewissen Summe Eigenkapital einbringen kann", berichtet Michelbach. Er weiß allerdings auch noch von einem weiteren Interessenten, dem man jedoch nie die benötigten Unterlagen zur Verfügung gestellt habe.

Panthera will sich äußern

Der Anwalt des Loewe-Betriebsrates, Friedrich Schindele, sagte am Montagabend auf Anfrage, er könne die neue Situation noch nicht einschätzen. Bestehende Verträge mit der Investorengruppe um Larsen, Sepmeier und Kalmund lägen bereits beim Notar. Er sieht auf die Investorengruppe mit dem Rückzieher "ein Problem" zukommen. Schindele verweist in diesem Zusammenhang auch auf die am Dienstag um 15 Uhr in Nürnberg stattfindende Gläubigerversammlung. Danach könne man sicherlich genauere Angaben zu dem Ganzen machen.

Genauere Angaben verspricht auch Ursula Querette, Sprecherin der Panthera GmbH. Am Dienstag soll es in dieser Angelegenheit eine Pressemitteilung geben.

Fortsetzung folgt also - "hoffentlich", wie die Loewe-Mitarbeiterin es ausdrückt. Sie schlägt die Augen zu, senkt den Kopf nach unten. Viel Hoffnung scheint sie aber nicht mehr zu haben.