"Darmkrebs ist eine Krankheit, die wir nicht brauchen!", erklärte die Vorsitzende des Vereins Gemeinsam gegen Krebs, Martina Stauch, etwas provozierend zum Einstieg in den Darmkrebstag am Samstag in der Helios-Frankenwaldklinik in Kronach. Der Verein war in Zusammenarbeit mit der Klinik der Initiator der Informationsveranstaltung.

Martina Stauch ist vor über 15 Jahren Initiatorin und Gründungsmitglied des Vereins Gemeinsam gegen Krebs gewesen und führt diesen seither als Vorsitzende. Die Onkologin leitet aber auch schon seit über 20 Jahren ein ambulantes Zentrum für Hämatologie, Onkologie und Gerinnung in Kronach sowie seit einigen Jahren eines in Sonneberg. Für die Helios-Frankenwaldklinik dankte ärztliche Direktorin Henriette Hönings dem Verein für dessen vielfältigen Aktionen und Aktivitäten im Kampf gegen den Krebs. Sie freute sich über zahlreiche Interessierte.


Begründete Provokation

Doch warum provozierte Stauch in ihrer Begrüßung? Dies erklärte sie in einem Referat. Darmkrebs könne man verhindern, betonte sie. Und wenn sie im Frühstadium erkannt werde, sei diese Krankheit heutzutage heilbar. Doch warum gibt es jährlich in Deutschland über 75 000 Neuerkrankungen, wodurch Darmkrebs die zweithäufigste Krebsart ist? Ab dem 55. Lebensjahr wird die Vorsorgeuntersuchung für Darmkrebs sogar von den Krankenkassen getragen. Trotzdem gehen viele zu spät zur Untersuchung, denn bei 25 Prozent der Patienten haben sich zum Diagnosezeitpunkt schon Metastasen gebildet. Dann stellt sich die Frage, lohnt sich eine Therapie und wenn ja welche?

"Eine Therapie lohnt sich immer, auch im fortgeschrittenen Stadium", stellte die Fachärztin fest und verwies auf viele verschiedene individuelle Möglichkeiten. Als optimal empfahl sie eine ganzheitliche Therapie. Weiter informierte sie über die Fortschritte der vergangenen Jahre im Bereich der individuellen Behandlung, wozu sie auch die Immuntherapie zählte. Aber alleine durch die Veränderung des Lebensstils wären 45 Prozent der Krebserkrankungen zu verhindern. Ein Faktor ist dabei neben Bewegung und Sport vor allem auch eine gesunde Ernährung.

"Viele Patienten fallen bei der Diagnosemitteilung in eine Schockstarre", erklärte die Ärztin. Heute sei ein Leben mit der Darmkrebserkrankung jedoch zu 90 Prozent realisierbar. Wichtig sei, eine soziale Geborgenheit zu pflegen und sich nicht in die Einsamkeit zurückzuziehen. Es gebe viele Angebote, auch im Landkreis Kronach, die helfen können.


Chancen gibt es viele

Ganzheitlich zu handeln, bedeute, auch Geist und Seele einzubeziehen. Das sei möglich, sagte die Ärztin und forderte auf, diese Chance zu nutzen. Der Verein Gemeinsam gegen Krebs biete vielfältige Möglichkeiten, sei aber nicht alleine; es gebe mehrere Selbsthilfegruppen mit vielerlei Angeboten. Die Sportgruppe "Krebs und Sport" von Gemeinsam gegen Krebs habe beispielsweise ein vielfältiges Programm erstellt. Einen Ausschnitt von sanften Fitnessübungen zeigte die Sportgruppe bei der Veranstaltung. Dabei wurden auch die Referenten einbezogen.

Lucia Frey (Innere Abteilung, Helios-Frankenwaldklinik) sprach über internistische Vorsorge durch Koloskopie. Über die chirurgische Behandlung des Kolonkarzinoms informierte Oberarzt Tamaz Chinchaladze von der Klinik. Rechtsanwalt Harald Aust stellte die Patientenverfügung vor und was man bei Erstellung einer solchen beachten sollte.