Kleintettau: Kleinster und doppelter Genussort
Tettaus Bürgermeister Peter Ebertsch schwärmt: "Es erfüllt mich mit besonderem Stolz, dass unsere Gemeinde gleich doppelt ausgezeichnet wird." Denn der Genussort Kleintettau ist außergewöhnlich.
Erstens ist er mit seinen rund 600 Einwohnern der kleinste Genussort Bayerns. Zweitens ist er gleich doppelter Genussort. Das Dorf erhält die Auszeichnung sowohl als Teil des fränkischen Rennsteigs als auch einzeln.
"Wir wollen alte Traditionen erhalten", begründet Kerstin Rentsch, selbstständige Autorin von Kochbüchern und Produzentin von regionalen Koch- und Backspezialitäten, die sie unter anderem in ihrem Hofladen verkauft.
"Unser Kochkäse wird seit Generationen nach dem gleichen Rezept zubereitet", sagt Rentsch, die die Kleintettauer Bewerbung zusammen mit Ralf Schmitt, dem Chef des Tropenhauses, organisiert hat.
Die Überschneidung mit der fränkischen Rennsteigregion war kein Problem. "Wir hatten unsere Bewerbung bereits fertig", erinnert sich Rentsch. "Und es muss ohnehin Vernetzung nachgewiesen werden."
So sind neben dem Kochkäse und den Backwaren von Rentsch wie bei der fränkischen Rennsteigregion auch die Hochlandrinder und die Fische und Gewürze aus dem Tropenhaus Aushängeschild. Rentsch: "Die Leute sollen ruhig doppelt mitbekommen, was hier angeboten wird."
Fränkische Rennsteigregion: Von saftigem Fleisch und hochwertigen Kräutern
"Es war eine Mammutaufgabe", erinnert sich Manja Hünlein aus der Touristinformation der fränkischen Rennsteigregion an die Bewerbung einer gesamten Region als Genussort.Sie vereint nicht nur die sechs beteiligten Kommunen Ludwigsstadt, Tettau, Steinbach/Wald, Teuschnitz, Reichenbach und Tschirn. "Wir wollten auch alle Genusshighlights mit rein nehmen", berichtet Hünlein.
Von Pralinen aus Lauenstein über Kräuter aus der Arnikastadt Teuschnitz und Fleisch der Hochlandrinder rund um Tettau bis hin zu Tilapia-Fischen und Papayas aus dem Tropen-Haus Kleintettau erstreckt sich die Genusspalette.
"Es war sehr viel Arbeit, jedes Produkt vom Anbau bis zur Vermarktung zu beschreiben", erzählt Hünlein. Die Auszeichnung als Genussort soll für die fränkischen Rennsteiganrainer ein zusätzliches Sternchen im Wettkampf um Touristen sein. Doch nicht nur das: "Auch die Vernetzung der Genussorte im Frankenwald ist sehr wichtig." Dies soll unter anderem durch einen Genusstag im Sommer geschehen. Mit Verlinkungen im Internet und Empfehlungen für Wanderer will die Rennsteigregion für ihre Produkte werben. Ein Menü steht schon: Tee und Honig als Appetitanreger, ein Weiderinderbraten als Hauptspeise und Früchte aus dem Tropenhaus zum Dessert.
Kronach: Gebäck und Bier - in flüssig und bissfest
"Ich hoffe, dass bald jeder weiß, was ein Kronacher Bierwurm ist", sagt Philip Kober vom Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb der Kreisstadt. In Kronach legt man Wert darauf, die Tradition mit der Moderne zu kombinieren. Brauen, Backen und Metzgern ist traditionelle Handarbeit, die stets neu interpretiert wird. So wartet etwa die Metzgerei Kraus mit den Bierwürmern - quasi Gerstensaft in bissfest - auf.
Auch die Kronacher Gebäcke sind einzigartig - vom Blöchla und den Schwatzela bis zu den Seelenspitzen. Die Biere der Traditionsbrauerei Kaiserhof, wie Schmäußbräu, Lucas Cranach oder Goldhopfen, ergänzen sich mit den Craftbier-Kreationen der Brauerei Antla. Auch die Gaststätte Bastion Marie vertreibt ihr eigenes Bier - das Mariechen.
"Die Kombination aus so vielen kulinarischen Möglichkeiten hat die Jury überzeugt", sagt Kober, der am Freitag mit der Kronacher Genussbotschafterin Tina-Christin Rüger und Vertretern anderer Orte des Kreises im Genussbus nach Würzburg fährt.
Kober betont, dass nicht nur die Kronacher Produkte, sondern auch viele dafür benötigte Zutaten aus der Region kommen. Und dieses oberfränkische Rundumpaket soll, demnächst auch noch stärker vermarktet werden. Eine Genussführung durch die historische Kreisstadt ist geplant.
Wallenfels: Nur im Flößerort gibt es die Gstopftn Rumm
Die Flößerstadt macht im Kreis Kronach die Ausnahme: Während die anderen Genussorte mit Produktvielfalt werben, setzt Wallenfels vor allem auf eine kulinarische Spezialität. Die allerdings ist dafür ein richtiges Markenzeichen des Ortes. Zwar gibt es in Wallenfels auch Bäcker und Metzger, die ortstypische Lebensmittel - etwa das Flößerbrot oder den Pressack - anbieten. Ins Zentrum der Genussort-Bewerbung haben die Verantwortlichen um Bürgermeister Jens Korn aber die Gstopftn Rumm gestellt.
Dabei handelt es sich um ein Gemüse aus Erdkohlrabi, Gelben Rüben, Weißkraut, Wirsing und Lauch. Ähnlich wie Sauerkraut wird es vergoren. Süß-sauer zubereitet passen die "Rumm" perfekt zu Bräten, Gans oder Ente.
Die "Rumm" haben im wörtlichsten Sinn Manufaktur-Charakter. Sie werden ausschließlich in Handarbeit hergestellt - nach einem Rezept, das von Generation zu Generation weitergeben wird.
Die Bestandteile werden in Holztrögen mit einem speziellen Werkzeug, das am ehesten einem Rindenschaber gleicht, gestopft - also in kleinste Teile geschnitten. Nach dem Einsalzen ruht die Mischung drei Wochen lang. Die "Rumm"-Zubereitung mit Salz, Gewürzen und Zucker variiert. Jeder Haushalt hat sein exklusives Familienrezept.