Einen Probelauf hat es im Januar bereits gegeben. Mit über 500 Besuchern war diese Veranstaltung ein so großer Erfolg, dass es für das Ehepaar Markus und Sonja Welsch vom Cafe Kitsch in Kronach keinen Zweifel mehr an ihrer Entscheidung gegeben haben dürfte, in einem Teil des ehemaligen Dreefs-Komplexes in Unterrodach eine Veranstaltungshalle zu installieren.

"In unserem Stammhaus haben wir bei gewissen Formaten Kapazitätsgrenzen erreicht", spricht Markus Welsch Anfragen von Künstleragenturen an, denen man eine Absage erteilen musste. Und seine Frau Sonja ergänzt, dass man in Kronach zudem keine Geburtstage mit Live-Musik abhalten konnte, wollte man doch nicht das gute Verhältnis zu den Nachbarn belasten. Auf der Suche nach einer geeigneten Halle sind die beiden schließlich bei Dreefs fündig geworden: "Unterrodach war für uns erste Wahl."

Ein entsprechender Antrag auf Nutzungsänderung hat der Gemeinderat von Marktrodach am Dienstagabend genehmigt. Jetzt muss noch die zuständige Fachbehörde im Landratsamt ihr Einverständnis erteilen. Dann steht den Planungen nichts mehr im Weg. Bereits für den 9. Februar ist die nächste Veranstaltung geplant, die den gleichen Charakter haben soll wie der Testlauf, bei dem auf drei verschiedenen Bereichen unterschiedliche Musik von Rock über Techno und House zu den aktuellen Chart hits gespielt wurde.

"Das hat sich super bewährt", betont Betriebsleiter Alexander Kopp und leitet damit auf die Ausrichtung über. "Wir wollen durch mehrere Formate unterschiedliches Publikum glücklich machen", erklärt Markus Welsch. Neben reinen Musikveranstaltungen sind deshalb Comedy- und Cabaretveranstaltungen ebenso geplant wie eine Effekt-Nacht mit der Lumen-Group von "Kronach leuchtet". Und selbst Polterabende könnten in dem ehemaligen Fabrikgebäudes abgehalten werden.

Wo früher Büroräume und Fertigungshallen waren, stehen nun diverse Bars und einige Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Bei der Gestaltung der Räumlichkeiten, die entkernt und entrümpelt werden mussten, war es dem Ehepaar wichtig, den industriellen Charakter zu erhalten. Deshalb findet man vor Ort bewusst noch Relikte aus vergangenen Tagen wie eine alte Kabeltrommel, von Dreefs produzierte Schalterteile oder selbst ein Porträt von Firmengründer Ernst Dreefs. Alte Fässer dienen als Stehtische und Werkstattlampen wurden zur Thekenbeleuchtung umfunktioniert. "Wir haben uns die Vorgeschichte zum Thema gemacht. Dreefs ist in den Köpfen und Herzen noch drin. Der Name hat auch eine gewisse Strahlenwirkung", betont Markus Welsch. Deshalb habe man sich auch keine Fantasienamen ausgedacht, sondern will mit der Bezeichnung "Dreefs High Voltage" eine Brücke schlagen zwischen der alten Schalter- und der neuen Eventfabrik.

An der Planung waren zwei Designstudenten der Coburger Fachhochschule beteiligt, die nach Besuchen in verschiedenen Städten ein Innovationspapier erarbeitet haben. "Dem sind viele Ideen entsprungen", erklärt Markus Welsch. Eine aus Transportkisten gebaute Theke oder eine mit internationalen Zeitungen tapezierte Wand sind zwei weitere Beispiele.

"Für uns ist es wichtig, dass wir authentisch sind", betont Sonja Welsch. Das gilt auch für die Zahl der Gäste. "Für eine gute Stimmung ist es wichtig, dass genug los ist, aber auch nicht zu viele Besucher im Gebäude sind", erklärt Markus Welsch. Beim Testlauf habe man festgestellt, dass es eine Engstelle gegeben hat. Deshalb wurde in der Zwischenzeit eine Wand entfernt, um für mehr Entfaltungsmöglichkeiten zu sorgen. In der Garderobe sei man zudem schnell an Grenzen gestoßen. Für die Zukunft hat jedoch Sonja Welsch mit ihrem Team bereits eine Lösung erarbeitet. Bewährt hat sich laut Welsch, dass Eingang und Ausgang voneinander getrennt sind.

Insgesamt hielten sich die baulichen Änderungen in Grenzen. "Wir mussten keine Toiletten bauen und auch keine Heizung installieren", verdeutlicht Markus Welsch. Zwar musste eine Lüftungsanlage eingebaut und für Lärmschutz gesorgt werden, die Investitionskosten hielten sich allerdings in Grenzen, zumal der vorhandene Industrieboden für die Zwecke bestens geeignet sei.

Generell setzen die Welschs mit ihren Veranstaltungen auf ein gemischtes Publikum und wollen weniger eine Konkurrenz zu anderen sein, sondern vielmehr bestehende Lücken schließen. "Es gibt keinen festen Takt", geht Markus Welsch auf die zeitliche Planung ein. "Es wird sich alles in gewissen Abständen abspielen. Dann bleibt auch der Reiz erhalten", betont der Unternehmer, der sich bei Bürgermeister Norbert Gräbner für die zielgerichtete Zusammenarbeit bedankte.

Dieser lobte wiederum die Aufgeschlossenheit von Markus Welsch, der die Gemeinde nicht mit einem festen Konzept vor vollendete Tatsachen gestellt habe. Gräbner bewertete das Vorhaben sehr positiv: "Ich war von Anfang hinter der Idee gestanden, weil ich einfach den Bedarf sehe", betonte Gräber, der hoffte, dass damit vielleicht sogar einmal "ganz große Stars" nach Unterrodach kommen könnten.