Die Schützengesellschaft Rothenkirchen gedachte in einem Gottesdienst dem Schutzpatron der Schützen, dem heiligen Sebastian. Nach einer Kirchenparade, begleitet vom Musikverein Rothenkirchen, zelebrierte Pater Helmut Haagen den Gottesdienst in der St.-Bartholomäus-Kirche. Dieser wurde von der Gesangsgruppe des Musikvereins Größau-Posseck mitgestaltet und an der Orgel von Klaus Grebner umrahmt.

Das Fest des heiligen Sebastian wird von alters her in der Pfarrei St. Bartholomäus Rothenkirchen in besonderer Weise mit den Sebastiani-Andachten gefeiert. Dies geht auf ein Gelübde der Vorfahren zurück. Als die Pest in den Jahren um 1625 in Rothenkirchen und dem Umland grassierte und der Krankheit viele Bewohner zum Opfer fielen, wurde das Gelübde abgelegt. Zu den Sebastiani-Andachten feiern zudem die vier Schützenvereinigungen aus Förtschendorf, Friedersdorf, Pressig und Rothenkirchen seit 1984 zusammen mit den Gläubigen und zu Ehren ihres Schutzpatrons, des heiligen Sebastian, einen feierlichen Gottesdienst.


Schützen stellten Fahnenabordnungen

Die vier Schützenvereine nahmen heuer wieder mit Fahnenabordnungen an der Kirchenparade teil, die vom Musikverein Rothenkirchen begleitet wurde. "Wir feiern das Fest des heiligen Sebastian, eines Heiligen, der wie eine Gebrauchsanweisung für das christliche Leben einer Gemeinde sein soll", betonte Pater Helmut Haagen in der Festpredigt.

Der Pater ging näher auf die Lebensgeschichte Sebastians ein, um aufzuzeigen, wie das Gemeindeleben unter dem Patronat des Heiligen gelingen kann. Als Soldat im Römischen Reich bekannte sich Sebastian zum Christentum und beklagte die Christenverfolgung, worauf er im Jahr 287 nach Christus erschlagen und zum Märtyrer wurde. Er ist auch der Patron gegen boshafte Sticheleien, die es oft genug auch unter Christen gibt. Hier fand Pater Haagen den ersten Hinweis in der "Gebrauchsanleitung" des heiligen Sebastian. Sticheleien machen seiner Aussage nach krank und führen zum Tod einer Gemeinschaft. Daher bekennt sich eine Gemeinde, die den Heiligen Sebastian als Patron verehrt, zum christlichen Glauben und meidet Boshaftigkeiten.


Ein Märtyrer handelt nicht im blinden Glauben

Im weiteren Verlauf seiner Predigt erörterte der Oblatenpater den Unterschied zwischen einem Fanatiker und einem Märtyrer. Fanatiker blendeten die Vernunft aus, während Märtyrer, wie Sebastian, vernünftige Überlegungen berücksichtigten, so Haagen. Sebastian sei nicht einfach blinden Glaubens in den Tod gegangen, ohne Rechenschaft für das abzulegen, an das er geglaubt habe. "Der Glaube erkennt Vernunft an", sagte der Pater. Während Fanatiker oft bewusst und vorsätzlich das Leben anderer Menschen vernichten wollten, sei ein christlicher Märtyrer hingegen lieber bereit, sein eigenes Leben hinzugeben und zu verlieren, als zuzulassen, dass andere sterben müssten.

Der Maßstab für den Märtyrer sei die Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Und so sieht der Pater die Quintessenz aus dem Leben des heiligen Sebastian darin, dass man sich am Gedenktag bewusst wird, dass wir Kraft im Glauben gewinnen können.


Musikalischer Rahmen für den Gottesdienst

Mit mehreren Liedvorträgen sorgte die Gesangsgruppe des Musikvereins Größau-Posseck für Gänsehautgefühl in diesem Gottesdienst, während dessen eine Statue des heiligen Sebastian im Altarraum aufgestellt war. An der Orgel wurde der Gottesdienst von Klaus Grebner umrahmt. Anschließend formierte sich wieder ein kleiner Festzug zum Marsch ins Schützenhaus zur Sebastiani- Feier mit Siegerehrung der besten Schützen des traditionellen Sebastiani-Schießens, welches dieses Jahr im Schützenhaus Pressig ausgetragen worden war.