Parag Shah spricht von einer Vision für die Zukunft von Dr. Schneider. Zwischen den Zeilen lässt sich beim Vorsitzenden der Geschäftsführung jedoch herauslesen, dass der Neuseser Automobilzulieferer das Stadium der Gedankenspiele längst verlassen und ein klares Bild vor Augen hat. "Wir wollen das Auto zum besten Ort der Welt machen", beschreibt er die Idee, die Hand in Hand mit dem Wandel in der Automobilbranche gehen soll.


Ideen werden bereits zu Produkten

Bisher ist das Fahrzeug vorwiegend dazu da, um es von A nach B zu lenken. Das wird sich nach Ansicht der Geschäftsführung von Dr. Schneider unaufhaltsam ändern. Autonomes Fahren, Vernetzung und Elektrifizierung sind die Schlagworte. Shah sieht im (selbstständig fahrenden) Auto der Zukunft auch einen Wohn- und Arbeitsraum. Sogar Fitness und Entspannung spielen in diese Überlegungen hinein.

Der heutzutage vielfach überstrapazierte Ruf nach Innovation macht auch beim Jahrespressegespräch des Automobilzulieferers die Runde. Hier folgen auf Worte jedoch Taten. Innovationsmanager Jochen Fiedler und der Lead Engineer Innovation, Olaf Uhlenbusch, präsentieren mit ihren Kollegen beim Pressetermin Bestandteile, wie sie künftig in Autos auftauchen könnten.
Der Personal Air Guard überwacht die Luft. Kohlenwasserstoffe, Pollen, Viren, Bakterien und Gerüche können herausgefiltert werden. "Das war ein kompliziertes Projekt, weil es etwas ganz Neues war", erklärt Fiedler. Seit vier Jahren arbeite Dr. Schneider an diesem Konzept. Eine zeitliche Investition, die sich nach Ansicht des Fachmanns auszahlt. "Ich denke, es trifft den Nerv der Zeit."

Uhlenbusch führt weiter durch die kleine Schau, zeigt Mittelkonsolen mit eingebautem Mülleimer, Luftausströmer ohne Lamellen und Handy-Lademodule, die mit dem Fahrzeug kommunizieren können. "Wir denken nicht mehr in einzelnen Komponenten", erklärt Shah zur Ausrichtung des Unternehmensportfolios, "sondern in Systemen". Und diese sollen moderne Technik und Ästhetik zusammenführen.
Bei der Weiterentwicklung von Dr. Schneider geht es allerdings nicht nur um die Produkte. Auch in die Standorte, gerade in den Stammsitz in Neuses, wird investiert. Über 4000 Mitarbeiter zählt das weltweit operierende Unternehmen zurzeit, davon sind etwa 1300 in Neuses beschäftigt. Dort sind auch fast alle der 163 Auszubildenden zu finden, wie Geschäftsführer Wilhelm Wirth erläutert. Und einmal mehr wird dort heuer wieder in Steine investiert. So entsteht ein neues Technologie- und Prozesscenter. Dieses soll nicht zuletzt den Auszubildenden zugute kommen und zu einer stabilen Basis an Fachpersonal beitragen.

Wirth geht ferner auf globale Entwicklungen ein. Er warnt eindringlich vor dem "Unfug" von Strafzöllen und der Ausweitung eines politischen Hickhacks zu einem Handelskrieg. Doch selbst vor diesem Hintergrund sieht er die Entwicklungen für das Neuseser Unternehmen entspannt. Nicht zuletzt durch seinen Produktionsstandort in den USA sei Dr. Schneider in dieser Situation gut aufgestellt.

Auch Parag Shah sieht das laufende Geschäftsjahr mit Zuversicht. "Die Automobilindustrie wächst um drei bis vier Prozent pro Jahr. Das ist auch unser Ziel", stellt er fest. Da lag das Neuseser Unternehmen zuletzt auf Kurs. Dr. Schneider strebt künftig jedoch auch an, seine Balance zwischen dem Premiumsegment und den "unteren Segmenten" weiter zu verbessern. Erste Erfolge konnten hier schon verzeichnet werden, nicht zuletzt durch eine Zusammenarbeit mit Renault.


Zahlen zum Unternehmen

517 Millionen Euro betrug der Umsatz der Unternehmensgruppe im Jahr 2017 (2016: 500 Millionen).

43,5 Millionen Euro flossen im vergangenen Jahr an Investitionen.

57 Millionen Euro plant Dr. Schneider in diesem Jahr zu investieren.


Aus der Firmengeschichte

1927: Franz Schneider beginnt, in seiner neu gegründeten Firma Tabak zu verarbeiten.

1936: Als zweites Standbein der Firma wird begonnen, das damals neuartige Material Bakelit zu verarbeiten. Dies gilt als Einstieg in die Kunststofffertigung.

1955: Mit dem Eintritt von Dr. Franz Schneider konzentriert sich das Unternehmen nun ausschließlich auf die Verarbeitung von Kunststoff.

1973: Das neue Werk am Standort Valencia ist für das Unternehmen der erste Schritt ins Ausland.

1990: Unmittelbar nach dem Fall der innerdeutschen Grenze wird im thüringischen Judenbach eine neue Produktionsstätte eröffnet. Weitere Werke und Büros in aller Welt folgen.

2001: Die dritte Generation übernimmt die Geschicke der Unternehmensgruppe.