Für die bayerischen Bauernfamilien ist es sehr wichtig zu wissen, wo die Reise in der Politik hingeht, deshalb hatte der Bayerische Bauernverband (BBV) im Kreisverband Kronach alle im Wahlkreis Kronach- Lichtenfels aufgestellten Landtagskandidaten zu einer Diskussionsrunde nach Welitsch eingeladen.

Kreisobmann und stellvertretender Bezirkspräsident Erwin Schwarz freute sich über zahlreiche Kandidaten, die der Einladung gefolgt waren, ebenso wie auf der anderen Seite auch Kreisvorstandsmitglieder des BBV-Kreisverbandes Kronach, der Landfrauen, wie Kreisbäuerin und Kreisrätin Rosa Zehnter und ihre Stellvertreterin Marina Herr an der Diskussion rege teilnahmen.
Nicht nur die jetzige Hitzewelle mit noch nicht absehbaren Ernteausfällen macht eine Zusammenarbeit des BBV mit der Politik notwendig, die Unterstützung durch die Politik sei für alle Nahrungsmittelhersteller jederzeit erforderlich, betonte Schwarz.

Sechs dringliche Fragen bzw. Forderungen legten die BBV-Vorstandsmitglieder vor, so die Halbierung des Entzugs landwirtschaftlicher Nutzflächen in den nächsten fünf Jahren. Basis dafür ist der Verlust von 19 293 Hektar an Landwirtschaftsflächen in Bayern zwischen 2011 bis 2015.
Die Bauern setzen auf Wahrung der Planungshoheit der Kommunen. In Produktionsintegrierter Kompensation (PIK) sieht man eine innovative Reform bei der Umsetzung der Ausgleichsregelungen nach Naturschutz- und Baurecht. Ab 2019 sollen nur noch ortsfeste und rotierende PIK-Maßnahmen und Ökopunkte umgesetzt werden und kein Erwerb mehr von land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen als Ausgleichsflächen durchgeführt werden. Ferner zielt man auf die Einführung eines Landwirtschafts- und Waldfonds aus Ersatzgeldern mit einer Finanzierung von freiwilligen, speziellen Umwelt- und Naturschutzdienstleistungen von Landwirten und Waldbauern.
Der Staat soll eine Vorbildfunktion übernehmen und die Heimat schmackhaft machen. Dies bedeute 100 Prozent Verwendung von verfügbaren Lebensmitteln mit bayerischer Herkunft in staatlichen Gemeinschaftsverpflegungen.

Der BBV wünscht auch die Einführung gesetzlicher Grundlagen für wiederkehrende Leistungen bei den Hochspannungs- Gleichstrom-Übertragungs- Leitungen. Und nicht zuletzt möchte man eine Einführung eines einfachen, steuerlichen Risikovorsorgeinstruments für Landwirte und Erhalt der steuerlichen Vereinfachungsregelung bei der Umsatzsteuer.


Ein eigenes Schulfach

Auch Kreisbäuerin Rosa Zehnter nahm die Gelegenheit wahr, um Forderungen und Anliegen der Landfrauen zu erörtern. Ihnen geht es vor allem um mehr Bildung und die Unterrichtung von Alltagskompetenz und Lebensökonomie in einem eigenständigen Schulfach, die Weiterführung, die finanzielle Aufstockung und die Ausweitung des Projekts "Landfrauen machen Schule". Mit diesem Projekt konnten seit 2002 über 65 000 Grundschüler mit den Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung mit heimischen Produkten vertraut gemacht und ihnen die Herkunft der Lebensmittel näher gebracht werden.

Großes Anliegen der Landfrauen ist außerdem die Stärkung der Pflege im ländlichen Raum und die Sicherstellung wohnortnaher medizinischer Versorgung im ländlichen Raum.

Der Forderungskatalog enthält auch die Einführung von Bildungsschecks für Bauernfamilien und die Novellierung des Erwachsenenbildungsförderungsgesetzes.

Das Thema Flächenverbrauch und Ausgleichsregulierungen nahm in der Diskussion breiten Raum ein. Es ist der Landwirtschaft ein großes Anliegen, den Flächenverbrauch zu begrenzen, aber noch wichtiger ist eine Reform bei der Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen.

Im Großen und Ganzen stimmten die Kandidaten den einzelnen Punkten zu und unterstrichen sogar, dass die Anliegen nachvollziehbar und gerechtfertigt seien und daher unterstützt werden sollten.

In der Diskussion um Glyphosat wurde deutlich, dass Forschung die Grundlage aller Entscheidungen sein sollte und nicht emotionale Beweggründe oder die Abneigung gegenüber einer Herstellerfirma, gaben die Vorstandsmitglieder im BBV-Kreisverband Kronach zu bedenken.
Von den Landtagskandidaten stellten sich der Diskussion: Heike Kunzelmann (AfD), Edith Memmel (Bündnis 90/Grüne), Michael Zwingmann (FW), Harald Bischoff (FDP), Thomas Müller (ÖDP) und Ralf Pohl (SPD).