• Leben und Wirken von Erika Fuchs in Franken: Die Geschichte der Micky Maus Übersetzerin
  • Deutschlands erstes Comicmuseum in Schwarzenbach (Saale) ehrt Erika Fuchs Übersetzungen
  • Interaktive Ausstellung im Erika Fuchs Haus: Darum ist das Museum so beliebt

Erika Fuchs und Carl Barks gehören zu den bekanntesten Namen, wenn es um die Welt von Donald Duck und Entenhausen geht. Während Barks seine Bekanntheit als Comiczeichner und Erfinder von Dagobert Duck erhalten hat, ist Erika Fuchs für ihre Übersetzungen der Comicbücher ins Deutsche bekannt. 

Entenhausen in Franken: Diese Spuren hat die Comicübersetzerin hinterlassen 

Die in Rostock geborene Erika Fuchs hat zwischen 1951 und 1988 zahlreiche Comics der Micky Maus* übersetzt und ist als Chefredakteurin tätig gewesen. Einen Großteil ihres Lebens, ganze 52 Jahre, hat sie dabei in Schwarzenbach an der Saale in Oberfranken verbracht. Dort ist ihr zu Ehren 2015 das erste deutsche Comicmuseum gebaut worden und die Museumsleiterin Dr. Joanna Straczowski hat uns in einem Interview verraten, wie das Leben von Erika Fuchs ausgesehen hat und wie sie die deutsche Comiclandschaft geprägt hat. 

"Es hat ein bisschen gedauert, bis sie Anerkennung für ihre Arbeit bekommen hat", sagt Straczowski. In Schwarzenbach an der Saale habe Erika Fuchs ein ganz gewöhnliches Leben mit ihrem Mann geführt und war eher weniger als die große Übersetzerin bekannt, als welche sie heute gefeiert wird. "Man hatte schon eine gute Idee, dass sie irgendwas mit Comics macht und das irgendwie mit Micky Maus zusammenhängt, aber es wurde nie groß thematisiert." 

In der kleinen Stadt im Norden Bayerns und dem Fichtelgebirge hat Erika Fuchs trotzdem einige Spuren hinterlassen. "In Schwarzenbach gibt es zum Beispiel den Erika-Fuchs-Weg, auf dem man unter anderem Erika Fuchs altes Wohnhaus angucken kann. Es gibt auch eine Emil Erpel Holzskulptur, also vom Gründer von Entenhausen, die ist jetzt seit zwei Jahren auf dem Rathausvorplatz zu sehen", verrät Straczwoski und verweist auch auf die gelben Entenfußabdrücke, die in der Stadt zu finden sind und vom Bahnhof bis zum Museum führen. Aber auch in den Comics hat Erika Fuchs ihre Liebe zu Franken und der abwechslungsreichen Natur verewigt. 

Donald Duck auf dem Ochsenkopf und fränkischen Dorffesten 

Während ihrer Zeit in Schwarzenbach hat, Erika Fuchs viele Orte in Franken besucht und dabei den ein oder anderen Ort eine besondere Rolle in ihren Übersetzungen geben. So erklimmt Donald mit seinen Neffen beispielsweise den Ochsenkopf oder geht auf dem Untreusee Boot fahren. Welche Orte die Übersetzerin genau in die Comics mit übernommen hat, könnt ihr an einem interaktiven Stadtplan von Entenhause im Erika Fuchs Haus herausfinden. 

Denn auch wenn Erika Fuchs in Stuttgart angestellt gewesen ist, ist sie ihrer Arbeit als Übersetzerin in Schwarzenbach an der Saale nachgegangen. "Ihre Übersetzungen hat sie per Post an den Verlag geschickt. Das war eigentlich das, was wir heute als Homeoffice bezeichnen würden. Es war sehr modern und sie ist dadurch auch in den Ferien mit ihren Kindern oft monatelang in die Nähe von München in ein Ferienhaus gefahren", erzählt Dr. Joanna Straczowski. Von dem Verlag hat sie damals nur wenige Vorgabe bekommen, weshalb sie die Texte frei übersetzen konnte. "Sie hat sich auch die Freiheiten genommen und sich aus Hochliteratur, aber auch Popkultur und anderen Zitaten bedient." So sind unter anderem auch die fränkischen Orte in die Übersetzung gekommen. Zudem hat sie mit ihrem Sprachstil, der später ‘Erikativ’ getauft wurde, ganze Generationen und auch die Sprache stark geprägt. Dazu gehören beispielsweise Ausdrücke wie "Grummel", "Ächz" oder "Würg".  

"Sie hatte aber ein gutes Gespür dafür, was funktioniert und was die Jugendlichen lesen. Und sie war sich auch nicht so schade, vielleicht auch mal schwierige Wörter in die Sprechblasen hineinzusetzen, die Jugendliche vielleicht nicht sofort erkannten, aber wo sie einfach ein bisschen gefordert waren. Also es war kein Verdummungsmaterial, sondern eher im Gegenteil", sagt Straczowski. Dabei betont sie auch, wie schwierig es teilweise gewesen ist, eine passende Übersetzung zu finden, da "das Englische grundsätzlich immer etwas kürzer ist als das Deutsche" und die Sprechblasen so relativ schnell voll gewesen sind.  

Von der Großstadt ins Kleinstadtleben: So ist Erika Fuchs nach Franken gekommen 

"Also eigentlich war sie ja quasi unfreiwillig hier. Also es war zumindest nicht von ihrer Seite aufs Land zu ziehen", erzählt die Museumsleiterin Straczowski. Erika Fuchs wuchs in zu einem großen Teil ihrer Jugend in Belgard auf und machte ihr Abitur als einziges Mädchen am Belgrader humanistischen Gymnasium, nachdem sie und ihr Vater sich dafür eingesetzt hatten. Im Anschluss studierte sie Kunstgeschichte mit den Nebenfächern Archäologie und mittelalterliche Geschichte. Danach verbrachte sie einige Zeit in München, Lausanne und London, wo sie das University College besuchte. Im Juli 1931 promovierte Erika Fuchs (geborene Petri) und heiratete kurz darauf den Schwarzenbacher Günter Fuchs. "Erika Fuchs war ja vor allem in Großstädten unterwegs und hat sich eigentlich auch in Großstädten, denke ich, mit am wohlsten gefühlt. Für die Liebe, für ihren Ehemann, ist sie aber nach Schwarzenbach gezogen", erklärt Straczowski. 

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"Während des Studiums in München hat sie Günter Fuchs kennengelernt und sich verliebt. Es war dann schnell klar, dass sie für ihn nach Schwarzenbach ziehen würde", sagt Straczowski, "und wir behandeln das auch hier in der Dauerausstellung, in der Biografie. Es wird nicht verschwiegen, dass Erika Fuchs am Anfang doch sehr gezögert hat, weil sie eben das Großstadtleben kannte und weil sie als gebildete Frau, die in vielen großen Städten unterwegs war, sich das erstmal nicht so richtig vorstellen konnte, wie das wäre am Land zu leben." Der Hauptgrund, warum es für die Fuchs nach Schwarzenbach gegangen ist, war der, dass Günter Fuchs mit der Summer GMBH eine Firme für Heizsysteme in Schwarzenbach geführt hatte. Während Günter Fuchs sich um denBetrieb gekümmert hat, hat Erika Fuchs sich in den ersten Jahren ihrer Ehe erstmal auf die Kindererziehung konzentriert.

Nachdem ihre Kinder älter wurden und der Zweite Weltkrieg ein Ende gefunden hatte, suchte Erika nach einem neuen Beruf. Straczowski erklärt "Als promovierte Kunsthistorikerin musste sie sich überlegen, wo sie auf dem Land eine Stelle als promovierte Kunsthistorikerin findet. Das war nicht einfach. Sie hatte vorher schon für Readers Digest gearbeitet und darüber hatte sie dann quasi schon Kontakte, um sich dann bei dem neu gegründeten Rowohlt-Verlag in Stuttgart vorzustellen und dort eben nach einer Arbeit zu fragen. Dort hat man ihr dann die Mickey-Maus-Hefte vorgelegt." Es war zum Großteil also eher Zufall, laut Straczowski hat aber auch die Hartnäckigkeit von Erika Fuchs eine entscheidende Rolle gehabt. "Wie man es erzählt, hat sie sich wirklich in das Büro gestellt und gesagt, ich gehe hier nicht weg, bevor ihr mir nicht was zu arbeiten gebt. Also ich möchte wieder irgendwas tun, um meine Karriere zu fördern, beziehungsweise um eben eigenes Geld zu verdienen, was ja zu der Zeit alles andere als selbstverständlich war. In den 50ern war es ja noch normal, dass Frauen ohne die Erlaubnis ihres Ehemanns überhaupt nicht arbeiten konnten, geschweige denn ein eigenes Konto eröffnen konnten. Und Erika Fuchs hatte das Glück, dass sie von ihrem Ehemann immer unterstützt wurde, und sie hat sich da auch durchgesetzt." 

Das Erika Fuchs Haus in Schwarzenbach an der Saale: Mehr als ein typisches Museum 

In dem interaktiven Multimedia-Museum gibt es einiges zu entdecken und auszuprobieren. Nach einem kurzen Film über die Geschichte des Comics könnt ihr durch eine Ausstellung laufen, bei der ihr euch fühlt, als wärt ihr selbst mitten in Entenhausen. Dabei gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken oder auszuprobieren.  "Im Vergleich zu einem klassischen Museum, wo man still hineingeht, sich die Bilder an den Wänden anguckt und vielleicht im besten Fall noch ein, zwei Mitmachstationen hat, da sind wir ganz anders aufgestellt. Gerade unser Sprachkabinett, wo es darum geht, sich selbst als Übersetzerin oder Übersetzer auszuprobieren, das sind Momente, die das Museum ganz anders erfahrbar machen", sagt Straczowski. 

Allgemein steht Sprache als eine Art immaterielles Erbe im Zentrum des Museums. Dafür geht das Museum weit über die Thematik Erika Fuchs hinaus und zeigt viel zu der Geschichte des Comics und den Einfluss der Micky Maus Geschichten auf die deutsche Comiclandschaft. Von Straczowski wird als die größte Stärke des Erika Fuchs Hauses die Art genannt, wie den Besuchern Sprache näher und auch erfahrbar gemacht wird. Das Museum ist laut der Leiterin "sehr deutschsprachig geprägt, aus der Natur der Sache heraus. Ich möchte aber auch betonen, dass die Sonderausstellung, also mindestens eine im Jahr, zweisprachig ist, zum Beispiel ist es möglich, die aktuelle sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch zu lesen."

Aktuell könnt ihr die Ausstellung "Aber ich lebe. Den Holocaust erinnern" besuchen. "Im Kontrast zu der Entenhausenwelt ist das natürlich ein sehr ernstes Thema. Da geht es um die Kinder, die den Holocaust überlebt haben und deren Erinnerungen, die in grafischen Erzählungen, also in Comics umgesetzt wurden", sagt Straczowski und betont, dass es sich dabei um ein historisches Thema mit wissenschaftlicher Kompetenz handelt. Trotz des starken Kontrasts kommen viele Besucher, um sich die aktuelle Ausstellung anzuschauen. So sagt die Museumsleiterin, dass seit der Eröffnung am 9. August "über 8900 Besucherinnen und Besucher im Museum waren, was wirklich eine sehr gute Besucherzahl für den Monat August ist." Dadurch sieht sie, dass das Thema angenommen wird und sich auch solche Sonderausstellungen für das Erika Fuchs Haus anbieten, "auch wenn man schon öfter hier war und die Dauerausstellungen schon kennt." Teuer ist das Museum nämlich nicht, Erwachsene bekommen Tickets ab fünf Euro Eintritt, Kinder unter 18 zahlen drei Euro und es gibt auch einige Ermäßigungen. Das Erika-Fuchs-Haus/Museum für Comic und Sprachkunst ist Dienstag - Sonntag von 10.00 Uhr - 18.00 Uhr geöffnet.

Die Abenteuer von Donald Duck und Co. erscheinen alle vier Wochen im Lustigen Taschenbuch*. Falls ihr nach weiteren Comics sucht, empfeheln wir euch einen Blick in unsere Comic-Liste, in der wir euch die Lieblingsbücher der Redaktion verraten.

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