Freizeitspaß, Erlebnis, Wissensvermittung und Veranstaltungsraum sollen Einheimische, Touristen und Wissenschaftlicher ansprechen. Dafür "muss man brennen und Leidenschaft entwickeln", wünscht sich Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus, wenn es um das geplante Maininformationszentrum geht, im Arbeitstitel kurz "MIZ" getauft, mit der Kennung 359 für den Main-Kilometer, wo es einmal stehen soll. Eigentlich ganzknuffig ausgedrückt.


Großes Interesse

Am Mittwochabend stieß der Bürgermeister mit seinem Herzensprojektin der Aula der Dreibergschule auch tatsächlich auf viel Resonanz bei den Bürgern. Immerhin rund 100 Interessierte hörten sich den aktuellen Planungsstand an, den Silke Petzold vortrug. Es ist nicht der Blick aus ihrem Büro, den die Gutachterin für die Machbarkeitsstudie für das "MIZ 359" beflügelte, denn in Hamburg schaute sie direkt auf die Elbphilharmonie. Nein, für die Außenansicht des Maininformationszentrums stellt sie sich eine Erscheinung wie Wasser vor. Stellt doch das Wasser, vor allem die Lebensader Main den zentralen Aspekt für das Knetzgauer Projekt dar.

Am Nachmittag hatte der Knetzgauer Bürgermeister just am "Weltaktionstag für Flüsse" über 50 Bürgermeister, Landräte und kommunale Entscheider in seiner Gemeinde zu Gast, die entlang des Mains verankert sind und möglichst mit in das Planungsboot steigen sollen. Von Frankfurt am Main, über Würzburg, Schweinfurt, Bamberg, Lichtenfels, selbst aus Baden-Württemberg und Hessen waren Vertreter zugegen: Je mehr Anrainer mit ins Boot steigen, umso mehr finanzielle Unterstützung ist für dieses größte Leader-Projekt drin, das es bisher im Landkreis Haßberge gibt. Einer dieser Entscheidungsträger gab dem Bürgermeister mit: "Mich ärgert nur eines: Dass ich die Idee nicht gehabt habe."


Marode Veranstaltungshalle

Der Hintergrund: Die Franz-Hofmann-Halle, einst Veranstaltungszentrum teils für den ganzen Landkreis, ist heute marode und unsanierbar. Eine neue Veranstaltungshalle ist für Knetzgau nicht finanzierbar, es gibt keine Fördermittel. Knetzgau machte seine Hausaufgaben und baggerte sogar Heimatminister Markus Söder an, der nach einem Gespräch das auf die ganze Region gerichtete Vorhaben für gut befand und Unterstützung aus seinem Ministerium zusicherte.

So kam es zu der Machbarkeitsstudie, die im April vorliegen soll. Natürlich erst ein Gedankengebäude, dem ein Architekten-Wettbewerb und die vermutlich langwierige Bauleitplanung folgen sollen. Da Wasser- und Schifffahrtsbehörden (Hochwasserschutz!) sowie Natur- und Umweltschutz beteiligt werden müssen, keine einfache Geschichte, wie Silke Petzold deutlich machte. Würde es flott laufen, so könnte ein solches Museums-Forschungs-Veranstaltungs-Freizeitzentrum in Knetzgau in vier Jahren verwirklicht sein. Dafür braucht es aber Menschen, die mitmachen, Menschen, die dieses Projekt wollen.

Silke Petzold plant seit 20 Jahren Besucherzentren und entwickelte ihren Entwurf in Zusammenarbeit mit einem Landschaftsplaner und einer Architektin, die beide internationale Projekte betreut haben. Das "MIZ 359" stellte sie vor als Kristallisationspunkt für den gesamten Main vor, als lebendigen Ort, als Vernetzungspunkt in der Region. Für Flüsse wie Rhein oder Elbe gebe es bereits ein Vermarktungsprofil. Für den Main gibt es das noch nicht. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass es in Knetzgau keine "Garagenlösung" geben sollte, sondern einen Bau in ansprechender Architektur. Freilich bremst der Hochwasserschutz (und der Naturschutz) wohl allzu hochfliegende Pläne.


Die verdichtete Mainlinie als Gebäudeumriss

Der Mainmäandert sich von seiner Quelle in Bischofsgrün bis hin nach Mainz, wo er in den Rhein fließt. Die Flusslinie, verdichtet und in einen Kreis gebracht, umreißt die Grundmauern des "MIZ 359", das sich nach diesen ersten Vorstellungen wie ein organisches Wesen in der Mainaue bei Knetzgau erhebt - am selben Platz, wo die Franz-Hofmann-Halle steht. Dort könnte man die bestehende Infrastruktur nutzen. Zwar müsste der Kartplatz des MSC weichen, doch bliebe die Slipstelle erhalten ebenso das MSC-Heim.


In die Landschaft eingebettet

Das war es aber dann auch: Die Gestaltung des Umfelds beflügelte die Planer: Auf verschiedenen Höhenstufen bewegt sich der Außenbereich dann bis hinunter an den Main, ein Weg könnte bis zu einer schwimmenden Plattform führen. Spielbereiche könnten sich hier befinden, alles thematisch ausgerichtet auf die Geschichte, die Menschen und die Berufe am Main. Im "MIZ" ginge der Besucher auf die Reise, erkundete bei seiner Entdeckungsfahrt Flussgeschichte, Geologie, Brauchtum, Natur und Landschaftsformen.

Silke Petzold hält eine jährliche Besucherzahl von 40 000 bis 50 000 für realistisch. 2000 Quadratmeter umfasst nach den Planungen die Grundfläche des Gebäudes, 700 Quadratmeter wären der Ausstellung vorbehalten, 350 den Veranstaltungs- und Tagungsräumen, 200 der Gastronomie, 250 der Verwaltung, weiteren Raum bräuchten Funktionsräume.

Spielflächen draußen könnten dem Bootsbau gewidmet sein. Alles in allem ein kühner Wurf, den Bürgermeister Paulus bilanzierte: "So ein futuristisches Gebäude am Main - das hat was". Angedacht ist, das "MIZ 359" per Brücke an den Main-Radweg anzubinden. In der Diskussion zeigte sich Barbara Hein begeistert, würde dieses Zentrum Realität, wäre das "das Schönste, was passieren könnte"; "mein Traum" ein kleiner Hafen oder wenigstens eine Bootsanlegestelle. Deutlich wurde in der Versammlung, dass es bereits eine Investorengruppe gibt, die sich hier gerne mit einem kleinen Bootsverleih ansiedeln würde.

Linda Hofmann zeigte sich ebenfalls "total begeistert. Ich kann's mir kaum vorstellen." In Knetzgau gäbe es schon tolle Sachen für Kinder und Senioren, sie fände es gut, wenn es auch für jüngere Erwachsene etwas geben würde. Konkret wünscht sie sich, dass man im Main schwimmen kann und dort eine Badeinsel angelegt wird, auch einen Klettergarten wünscht sie sich, aber einen "mit Herausforderungen und mit Betreuung". Dem Klettergarten erteilte Silke Petzold als Planerin eher eine Abfuhr: "Das passt nicht zum Thema".

Gleichwohl zeigte sich Stefan Paulus aufgeschlossen. "Etwas für Jugendliche: Das nehmen wir mit in die Planung." Ehemann Ralf Hofmann hielt die Anbindung an den Radweg für überaus wichtig und bedauerte, dass es auf Knetzgauer Seite keine weitere Entwicklung des Radwegs gibt.

Ein anderer Bürger wünscht sich eine Flachwasserbadezone wie etwa eine Badebucht. Er bekam dafür von Anke Schäflein (Caritas-Geschäftsführerin für den Landkreis Haßberge) Rückendeckung, denn sie hob noch einmal hervor, dass die Schwimmfähigkeit bei Kindern extrem zurückgehe, von daher sei es von Interesse, wenn diese hier in natürlicher Weise schwimmen könnten. Der Bürgermeister gab ihr Recht und meinte, so gut es auch sei, dass der Naturschutz an den Baggerseen Platz fand und jetzt hier das geschützte und seltene Blaukehlchen vorhanden sei, so habe es doch für die Bürger, die hier früher Freizeitspaß fanden, keinen Ersatz dafür gegeben. "Vielleicht schaffen wir es, hier einen kleinen Ausgleich zu schaffen". Er hält es allerdings auch für sehr wichtig, das das "MIZ" mit Wissenschaft und Forschung verflochten werden sollte. "Da hat auch das Land Bayern Interesse daran." Und: Es wirkt sich pekuniär aus.
Bürgermeister Stefan Paulus zog am Ende dieses Tages im Austausch mit Amtskollegen und Behördenvertretern sowie Bürgern eine zentrale Bilanz: "Es wird ein MIZ geben. Es ist unsere Aufgabe, dass es in Knetzgau entsteht."