"Wir nennen uns auch Protestanten. Luther hat aufgezeigt, dass jeder einen eigenen Kopf zum Denken hat. Jeder hat das Recht und die Pflicht, selbst nachzufragen und nachzubohren, bis er die Antworten kriegt, die weiterhelfen. Das gilt nicht nur in Bezug auf den Glauben und die Bibel. Das gilt in Bezug auf alle wichtigen Dinge des Lebens. Selbst denken - das war es, was Luther forderte. Er nannte es das Priestertum aller Gläubigen." Dieses Fazit zog Pfarrer Volkmar Gregori aus dem Luther-Jahr und zeigte sich sehr dankbar dafür, in welcher Vielfalt man in der evangelischen Gemeinde Gleisenau mit 51 Veranstaltungen das Jubiläumsjahr "500 Reformation" begehen konnte.
Genau vor einem Jahr hatte man am Neujahrstag 2017 das Reformationsjubiläum eröffnet, und nun traf man sich wieder zum festlichen Abschlussgottesdienst unter dem Motto oder der Frage "Außer Thesen nichts gewesen?". Der Posaunenchor unter Leitung von Herbert Hofmann setzte hierzu den musikalischen Auftakt zum Gottesdienst, in dem es auch eine "Väterlesung" von Martin Luther aus dem Jahre 1521 gab, in der es um die Bedeutung des Wortes und des Evangeliums ging.
Thomas Studtrucker und Pfarrer Volkmar Gregori gaben dann einen Bilderrückblick auf das Reformationsjubiläum und stellten damit noch einmal die wichtigsten der 51 Veranstaltungen heraus. Dazu zählten die Kanzelreden verschiedener Politiker, eine Studienreise zu den wichtigsten Stätten Luthers, der Waldgottesdienst mit 500 Besuchern, Konzerte und Orgelspiel bis hin zum ökumenischen Gottesdienst, der unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" gestanden habe, oder zum Luther-Kartoffelfest mit Heringsessen. "Es lutherte also bei uns gewaltig, und auch ich hätte nach all dem gar nicht gedacht, wie gut Luther schmeckt", meinte Pfarrer Gregori.
Claudia Reinwand sprach für die katholische Kirche ein Grußwort und meinte, dass in der Ökumene auch eine Kirche sichtbar werde. Luther sei ein souveräner Mensch gewesen, der Gott in den Mittelpunkt stellte. Sein Werk möge dazu beitragen, den Glauben selbst und für sich neu zu entdecken. So sei es gut gewesen, bei den gemeinsamen Veranstaltungen wie dem Abendspaziergang oder dem ökumenischen Gottesdienst die Begegnung und den Austausch sowie die gemeinsamen christlichen Werte in den Mittelpunkt zu stellen.
"Es hat Spaß gemacht, und ich bin eigentlich von jeder Veranstaltung mit einem sehr guten Gefühl nach Hause gegangen", meinte die Vertrauensfrau des evangelischen Kirchenvorstandes, Gisela Hümmer. Der Masterplan, den Pfarrer Gregori bei der ersten Sitzung vorstellte, sei auf viele Schultern verteilt und von vielen Gruppen unterstützt worden. "Alle, die da waren, haben immer gute Rückmeldungen gegeben, und diese Resonanz hat uns gutgetan. Wir haben aber ebenso gespürt, dass man auch im kirchlichen Bereich auf den verschiedensten Ebenen miteinander kommunizieren kann. So war das Harfenkonzert in der Schlosskapelle eine ganz besondere Veranstaltung, und vor dem Orgelkonzert hätte ich nie gedacht, dass man unserer Gleisenauer Orgel solche Töne entlocken kann."
Bei seiner Festpredigt nahm Pfarrer Volkmar Gregori dann die vier Grundgedanken der Reformation, die "vier protestantischen Allein" in den Blickpunkt: "Allein Christus, allein die Heilige Schrift, allein die Gnade und allein der Glaube. Sie sind die Grundlagen des Glaubens und Denkens von Luther." Auch er sei beim Bibelstudium auf den Römerbrief "Der Gerechte wird aus Glauben leben" gestoßen. Luther habe erkannt, dass allein der Glaube die Gerechtigkeit ist, die vor Gott gilt: "Gott macht selig alle, die an ihn glauben. Nicht ich muss mich um meine Seligkeit sorgen. Nein, Gott schenkt sie mir. Gott ist immer schon gnädig, allein aus Gnade - sola gratia."
Der junge Mönch Luther sei geschockt von der moralischen Verwahrlosung der Kirche seiner Zeit gewesen, wozu auch der Ablasshandel gehörte. Das konnte nicht Gottes Wille sein. Mit "Buße tun" habe Luther gemeint, das ganze Leben auf Gott auszurichten, nicht um ihn gnädig zu stimmen, sondern aus Dankbarkeit, weil Gott gnädig sei. Der Glaube an Christus reiche, und wer diesen Glauben hat, der lege ja nicht einfach seine Hände in den Schoß. Der Ablasshandel sei damit überflüssig, ja geradezu gotteslästerlich. "Allein aus Glauben - sola fide."
Viele Erkenntnisse, die Luther aus der Bibel gewann, hätten einfach nicht mehr mit der katholischen Lehre übereingestimmt. Luther übersetzte somit selbst die Bibel, und jeder Christ sollte die Bibel selbst lesen und sich ein eigenes Urteil darüber bilden, was im Glauben wichtig ist. "Allein die Heilige Schrift - sola scripta sacra."
Im Zentrum sei dann noch gestanden "Allein aus Gnade, allein aus Glauben". Wer von all dem wissen will, der könne lesen, was die ersten Christen in den Evangelien, in der Apostelgeschichte und in den neutestamentlichen Briefen von ihren Begegnungen und Erfahrungen mit Jesus aufgeschrieben haben. "Dadurch lerne ich den kennen, der im Zentrum meines Glaubens steht: Jesus Christus - er allein."
Pfarrer Gregori antwortete auf die Frage "Außer Thesen nix gewesen?" mit seinen Worten. "Manchmal scheint es mir, dass Luthers Zeit eine gefühlte Ewigkeit vorbei ist. Auch die katholische Kirche, die er kritisiert hat, ist anders geworden. Aber die vier Prinzipien, die Luther so wichtig waren, haben auch für uns Bedeutung, nicht nur für den Glauben, sondern für unser gesamtes Leben." Dabei streifte Gregori auch Themen wie Wachstum, die Situation der Menschen in Afrika, die Arbeitskraft oder die Menschen in der Gemeinde und überall auf der Erde. "Sowohl, was den Weg unserer Kirche angeht, als auch, was den Weg unserer Gesellschaft angeht, sind wir Christen ziemlich zahm geworden. Wir nehmen die Dinge hin, lassen sie laufen, greifen dem Rad nicht in die Speichen und machen unserem Namen Protestanten wenig Ehre."
  
Pfarrer Volkmar Gregori stellte aber am Neujahrstag noch drei persönliche Wünsche in den Vordergrund:
1. "Ich stelle fest, dass wir uns besonders um die kümmern, die dazugehören. Wir sind aber keine fromme Parallelgesellschaft in unseren Orten. Wir sind auch keine verstaubte Behörde. Wir müssen viel mehr Kirche des Evangeliums sein und versuchen, die Menschen zu erreichen, für die Gott und christlicher Glaube bedeutungslos geworden oder die auf der Suche sind.
2. Ich wünsche mir solche Mitarbeitende, die von der Leidenschaft für das Evangelium ergriffen sind. Wer davon berührt ist, dass der Glaube an Jesus Christus das Beste ist, wer eingebunden ist, dem ist es ein großes Anliegen, auch andere zum Heil in Christus einzuladen.
3. Ich wünsche mir, dass die Menschen in unserer Gemeinde vor allem durch die Gottesdienste, wie wir sie feiern, die Schönheit des Glaubens neu entdecken und immer wieder merken, dass die Predigt gerade die Menschen angeht, die auf der Höhe der Zeit leben wollen."
  
Zum Abschluss wurde unter Liedern des Posaunenchores und dem Gesang der Gemeinde die Luther-Fahne eingeholt, die ein Jahr lang am Kircheneingang auf das Reformationsjubiläum aufmerksam gemacht hatte. Am wärmenden Feuer gab es vor der Kirche noch einen Empfang und viele Gespräche, wobei für das leibliche Wohl bestens gesorgt war.
        Genau vor einem Jahr hatte man am Neujahrstag 2017 das Reformationsjubiläum eröffnet, und nun traf man sich wieder zum festlichen Abschlussgottesdienst unter dem Motto oder der Frage "Außer Thesen nichts gewesen?". Der Posaunenchor unter Leitung von Herbert Hofmann setzte hierzu den musikalischen Auftakt zum Gottesdienst, in dem es auch eine "Väterlesung" von Martin Luther aus dem Jahre 1521 gab, in der es um die Bedeutung des Wortes und des Evangeliums ging.
Thomas Studtrucker und Pfarrer Volkmar Gregori gaben dann einen Bilderrückblick auf das Reformationsjubiläum und stellten damit noch einmal die wichtigsten der 51 Veranstaltungen heraus. Dazu zählten die Kanzelreden verschiedener Politiker, eine Studienreise zu den wichtigsten Stätten Luthers, der Waldgottesdienst mit 500 Besuchern, Konzerte und Orgelspiel bis hin zum ökumenischen Gottesdienst, der unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" gestanden habe, oder zum Luther-Kartoffelfest mit Heringsessen. "Es lutherte also bei uns gewaltig, und auch ich hätte nach all dem gar nicht gedacht, wie gut Luther schmeckt", meinte Pfarrer Gregori.
Claudia Reinwand sprach für die katholische Kirche ein Grußwort und meinte, dass in der Ökumene auch eine Kirche sichtbar werde. Luther sei ein souveräner Mensch gewesen, der Gott in den Mittelpunkt stellte. Sein Werk möge dazu beitragen, den Glauben selbst und für sich neu zu entdecken. So sei es gut gewesen, bei den gemeinsamen Veranstaltungen wie dem Abendspaziergang oder dem ökumenischen Gottesdienst die Begegnung und den Austausch sowie die gemeinsamen christlichen Werte in den Mittelpunkt zu stellen.
"Es hat Spaß gemacht, und ich bin eigentlich von jeder Veranstaltung mit einem sehr guten Gefühl nach Hause gegangen", meinte die Vertrauensfrau des evangelischen Kirchenvorstandes, Gisela Hümmer. Der Masterplan, den Pfarrer Gregori bei der ersten Sitzung vorstellte, sei auf viele Schultern verteilt und von vielen Gruppen unterstützt worden. "Alle, die da waren, haben immer gute Rückmeldungen gegeben, und diese Resonanz hat uns gutgetan. Wir haben aber ebenso gespürt, dass man auch im kirchlichen Bereich auf den verschiedensten Ebenen miteinander kommunizieren kann. So war das Harfenkonzert in der Schlosskapelle eine ganz besondere Veranstaltung, und vor dem Orgelkonzert hätte ich nie gedacht, dass man unserer Gleisenauer Orgel solche Töne entlocken kann."
Bei seiner Festpredigt nahm Pfarrer Volkmar Gregori dann die vier Grundgedanken der Reformation, die "vier protestantischen Allein" in den Blickpunkt: "Allein Christus, allein die Heilige Schrift, allein die Gnade und allein der Glaube. Sie sind die Grundlagen des Glaubens und Denkens von Luther." Auch er sei beim Bibelstudium auf den Römerbrief "Der Gerechte wird aus Glauben leben" gestoßen. Luther habe erkannt, dass allein der Glaube die Gerechtigkeit ist, die vor Gott gilt: "Gott macht selig alle, die an ihn glauben. Nicht ich muss mich um meine Seligkeit sorgen. Nein, Gott schenkt sie mir. Gott ist immer schon gnädig, allein aus Gnade - sola gratia."
Der junge Mönch Luther sei geschockt von der moralischen Verwahrlosung der Kirche seiner Zeit gewesen, wozu auch der Ablasshandel gehörte. Das konnte nicht Gottes Wille sein. Mit "Buße tun" habe Luther gemeint, das ganze Leben auf Gott auszurichten, nicht um ihn gnädig zu stimmen, sondern aus Dankbarkeit, weil Gott gnädig sei. Der Glaube an Christus reiche, und wer diesen Glauben hat, der lege ja nicht einfach seine Hände in den Schoß. Der Ablasshandel sei damit überflüssig, ja geradezu gotteslästerlich. "Allein aus Glauben - sola fide."
Viele Erkenntnisse, die Luther aus der Bibel gewann, hätten einfach nicht mehr mit der katholischen Lehre übereingestimmt. Luther übersetzte somit selbst die Bibel, und jeder Christ sollte die Bibel selbst lesen und sich ein eigenes Urteil darüber bilden, was im Glauben wichtig ist. "Allein die Heilige Schrift - sola scripta sacra."
Im Zentrum sei dann noch gestanden "Allein aus Gnade, allein aus Glauben". Wer von all dem wissen will, der könne lesen, was die ersten Christen in den Evangelien, in der Apostelgeschichte und in den neutestamentlichen Briefen von ihren Begegnungen und Erfahrungen mit Jesus aufgeschrieben haben. "Dadurch lerne ich den kennen, der im Zentrum meines Glaubens steht: Jesus Christus - er allein."
Pfarrer Gregori antwortete auf die Frage "Außer Thesen nix gewesen?" mit seinen Worten. "Manchmal scheint es mir, dass Luthers Zeit eine gefühlte Ewigkeit vorbei ist. Auch die katholische Kirche, die er kritisiert hat, ist anders geworden. Aber die vier Prinzipien, die Luther so wichtig waren, haben auch für uns Bedeutung, nicht nur für den Glauben, sondern für unser gesamtes Leben." Dabei streifte Gregori auch Themen wie Wachstum, die Situation der Menschen in Afrika, die Arbeitskraft oder die Menschen in der Gemeinde und überall auf der Erde. "Sowohl, was den Weg unserer Kirche angeht, als auch, was den Weg unserer Gesellschaft angeht, sind wir Christen ziemlich zahm geworden. Wir nehmen die Dinge hin, lassen sie laufen, greifen dem Rad nicht in die Speichen und machen unserem Namen Protestanten wenig Ehre."
  
  Drei Wünsche mit Blick auf die Gemeinde
 
Pfarrer Volkmar Gregori stellte aber am Neujahrstag noch drei persönliche Wünsche in den Vordergrund:1. "Ich stelle fest, dass wir uns besonders um die kümmern, die dazugehören. Wir sind aber keine fromme Parallelgesellschaft in unseren Orten. Wir sind auch keine verstaubte Behörde. Wir müssen viel mehr Kirche des Evangeliums sein und versuchen, die Menschen zu erreichen, für die Gott und christlicher Glaube bedeutungslos geworden oder die auf der Suche sind.
2. Ich wünsche mir solche Mitarbeitende, die von der Leidenschaft für das Evangelium ergriffen sind. Wer davon berührt ist, dass der Glaube an Jesus Christus das Beste ist, wer eingebunden ist, dem ist es ein großes Anliegen, auch andere zum Heil in Christus einzuladen.
3. Ich wünsche mir, dass die Menschen in unserer Gemeinde vor allem durch die Gottesdienste, wie wir sie feiern, die Schönheit des Glaubens neu entdecken und immer wieder merken, dass die Predigt gerade die Menschen angeht, die auf der Höhe der Zeit leben wollen."