Studenten der Friedrich-Otto-Universität Bamberg vom Lehrstuhl Denkmalpflege mit Professor Gerhard Vinken waren im Rahmen einer Anwendungswoche in den Ortschaften Gleusdorf, Hemmendorf und Memmelsdorf unterwegs, um die Orte im Rahmen einer Praxiswoche in Augenschein zu nehmen. Das Ergebnis stellten sie im Feuerwehrgerätehaus vor.

Professor Vinken erläuterte, dass die Woche in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege stattfand. Die Studenten wurden bei ihrer Arbeit vom Thomas Gunzelmann, stellvertretender Referatsleiter beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und Christian Schmidt, Referent beim gleichen Amt, unterstützt und beraten. Es ging darum, Nutzungskonzepte für verschiedene Gebäude zu erarbeiten.


Ins Gespräch kommen

Besonders im Focus standen die Synagoge und die Mühle in Gleusdorf. Schmidt erläuterte die Arbeiten: "Bei der Anwendungswoche der Studenten vom Lehrstuhl für Denkmalpflege geht es darum, mit den Studenten vor Ort zu arbeiten. Dazu gab es verschiedene Aufgabenstellungen, bei denen die historische Struktur mit eingebunden wird. Ziel ist es, sich mit den Gebäuden auseinander zu setzen und Ideen zu entwickeln, was man mit den Gebäuden machen könnte." Ganz wichtig sei dabei, dass es eine öffentliche Arbeit ist, um mit den Menschen in den Dörfern ins Gespräch zu kommen."

Mit der Synagoge in Gleusdorf hat sich die Studentin Lea Pflüger mit ihrer Gruppe befasst. Sie sagte: "Wir waren hier zwei Wochen am Stück und haben uns mit dem Thema Städtebau und Denkmalpflege befasst. Bei meiner Gruppe ging es darum, ein Umnutzungskonzept für die Synagoge in Gleusdorf zu erstellen und dazu ein architektonisches Konzept erstellen mit einem Instandsetzungsvorschlag wie man das Gebäude restaurieren könnte. Für Pflügler war es durchaus eine positive und fördernde Erfahrung. "Ja, es für mich sehr interessant, kommt man auch mit der Bevölkerung ins Gespräch und erfährt hier manches aus deren Sicht."


Arbeitendes Denkmal


Eine Gruppe hat sich mit dem Ort Gleusdorf allgemein befasst. Es gab einen Überblick, auch über die geologische Beschaffenheit, wozu man historische Quellen heranzog. So warfen die Studenten einen Blick auf Schloss und Brücke und die ehemalige Schule. Anhand historischer Karten zeigten sie Gleusdorf einst und jetzt auf und betonten den dörflichen Charakter des Ortes.

Besonders ins Auge fassten sie die Mühle mit noch funktionsfähigem Sägewerk aus dem Jahr 1914, die sich im Besitz der Familie Weber befindet. "Ein Beispiel für ein arbeitendes Denkmal", sagte ein Student. Die Frage von Professor Vinken an Werner Weber, ob er seine Mühle unter Denkmalschutz stellen lassen möchte, beantwortete dieser eher zurückhaltend. "Ich meinte, dass die Mühle in vielen Jahren in denkmalerischer Sicht gepflegt wurde. Unter Denkmalschutz muss sie nicht gestellt werden", sagte er.

Beeindruckt waren die Studenten auch von 25 Felsenkellern, die sie ausfindig machten. Geschichtlich eingeordnet wurde von einer anderen Arbeitsgruppe die ehemalige Synagoge in Gleusdorf. Dort ist die Gemeinde gerade dabei, diese zu restaurieren, weshalb auch Edgar Maier, Geschäftsführer der Gemeindeverwaltung Untermerzbach, und Archivarin Adelheid Waschka, die im Auftrag der Gemeinde arbeitet, ganz Ohr waren. "Ich bin gespannt, welche Ideen die Studenten zur Synagoge haben", sagte Waschka.


46 Prozent für die Restaurierung

Die Studenten gingen bei ihren Ausführungen sehr detailliert vor, zeigten den Istzustand des Gebäudes auf. Ein Instandsetzungskonzept für die Synagoge Gleusdorf stellte Lea Pflügler vor. Sie präsentierte eine Skizze mit einem Vorschlag, wie die Synagoge einmal von außen aussehen könnte. Im Detail gab sie Erläuterungen zu Fenstern und Türen. "Bei der Restauration sollte die künstlerische und historische Bedeutung gestärkt werden", sagte sie.

Eine weitere Gruppe ging auf die Erneuerung des Dachstuhls ein und auf die Ausbesserung der Sandsteinmauern. "Der Männereingang sollte künftig nicht mehr als Haupteingang genutzt werden", schlug eine Studentin vor, weil sonst Konflikte mit einem Nachbargrundstück entstehen könnten.

Gefragt wurde auch die Bevölkerung von Gleusdorf zum Thema was mit der Synagoge geschehen sollte. 46 Prozent waren für die Restaurierung, 36 Prozent für einen Abriss und 18 Prozent hatten keine Meinung dazu. Besonders sei auch die geringe Größe der Synagoge im Vergleich zu anderen aus der Gegend.

Auch in den Ortschaften Hemmendorf und Memmelsdorf hatten sich die Studenten umgesehen. Für diese Ortschaften stellten sie die denkmalpflegerischen Erhebungsbögen vor. Das heißt, es wurden sowohl die Baudenkmäler als auch die aus Sicht der Studenten denkmalwürdigen Gebäude und die ortsbildprägenden Bauwerke in das Kartenwerk aufgenommen.

Professor Vinken betonte, dass es sich hier um die Vorschläge der Studenten handelt und sich diese nicht unbedingt mit den Vorstellungen der Denkmalbehörden decken müssen.