Die Besprechung der Richter aus dem Bezirk des Landgerichts Bamberg (zu dem neben dem Amtsgericht Haßfurt auch die Amtsgerichte Bamberg und Forchheim gehören) und der Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft Bamberg fand hinter verschlossenen Türen statt. Leider. Zu gerne hätte man gewusst, was die Vertreter der Judikative im Sitzungssaal des Landratsamtes in Haßfurt bereden - so ganz in zivil und unter sich. 45 Justiz-Angehörige auf einem Fleck sieht man in Haßfurt schließlich nicht alle Tage.

Die Türen bleiben zu


Doch die Türen blieben zu. Anhaltspunkte für die Sitzungsinhalte fanden sich nur auf der offiziellen Agenda. Laut der beschäftigten sich die etwa 30 Richter mit der Stellensituation im Bezirk, dem neuen Beurteilungswesen und der Sicherheit im Justizgebäude. Die 14 Staatsanwälte wiederum machten in einer gesonderten Dienstbesprechung unter anderem die Personalsituation und die Sicherung der Arbeitsqualität zum Thema.

"Diese jährliche Veranstaltung ist der Dienstbesprechung der Landgerichtspräsidenten des Oberlandesgerichtsbezirks Bamberg nachgelagert. Wir bringen uns heute auf den neuesten Stand", erklärte Wolfgang Titze, Direktor des Amtsgerichts Haßfurt, auf Nachfrage. Dann huschte er zurück in den Sitzungssaal. Nur zwei Männer blieben draußen zurück: Marco Dippold, Richter am Amtsgericht Bamberg, und Staatsanwalt Christoph Lehmann.

Richter in Bereitschaft


Die beiden jungen Männer hatten Bereitschaftsdienst. Der dauert für Richter eine Woche lang von Freitag bis Freitag, täglich von sechs bis 21 Uhr. Auch unter den Staatsanwälten ist die Wochenregelung üblich - allerdings müssen sie sich rund um die Uhr bereithalten. "Es gibt ruhige Nächte, aber auch solche, in denen fünf Anrufe kommen", erzählte Lehmann. Kurz davor hatte er mit seinem Kollegen eine Durchsuchung abgesegnet.

Lehmann und Dippold werden immer dann angerufen, wenn über Eilanträge entschieden werden muss - beispielsweise bei Durchsuchungen oder tödlichen Verkehrsunfällen. "An einem Tag wie heute, wenn alle Staatsanwälte und Richter im Bezirk nicht verfügbar sind, Bereitschaft zu haben, ist besonders tragisch", sagte Christoph Lehmann. Wenigstens kennt er sich in Haßfurt gut aus.Er habe hier zwei Jahre lang als Zivilrichter gearbeitet, verriet der 32-Jährige unserer Zeitung.

Justizstandort stärken


Warum man Haßfurt als Tagungsort ausgewählt hatte, hatte der Behördenleiter und Landgerichtspräsident Manfred Werth schon bei der Begrüßung erklärt: "Dadurch wollen wir die Bedeutung der Stadt Haßfurt als Justizstandort stärken." Kurz zuvor hatte Landrat Rudolf Handwerker (CSU) von der Zustimmung der Bayerischen Justizministerin Beate Merk zum Neubau des Amtsgerichts berichtet. Die genaue Planung stehe zwar noch nicht fest, aber er sehe sehr gute Chancen dafür, dass die "Jahrhundertchance" Wirklichkeit werde.

Mit dem Neubau wäre beiden Seiten geholfen. Das Landratsamt könnte das jetzige Amtsgerichtsgebäude in der Zwerchmaingasse "annektieren" und so mehr Platz gewinnen. Für die Justiz wiederum, die derzeit in Haßfurt auf drei Gebäude verteilt ist, würde sich der Wunsch nach einem gemeinsamen und modernen Standort erfüllen. Im Gespräch als Standort ist das Areal des früheren Ezo-Markts.