Dann wurde es auch noch lyrisch. "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, hat Hermann Hesse einmal gesagt. Und wenn ich auf meine Stationen in Eltmann und Hammelburg zurückblicke, kann ich nur sagen: Hermann Hesse hatte Recht. Aber ein deutsches Sprichwort sagt auch, dass aller Anfang schwer ist. Da weiß ich jetzt nicht, was eher zutrifft", sprach Trainer Tado Karlovic nach dem 3:2 (22:25, 25:19, 28:26, 16:25, 15:11) seiner Hammelburg Volleys im Unterfrankenderby der 2. Volleyball-Liga Süd gegen die Oshino Volleys.
Das alles nach einem höchst unterhaltsamen, mitunter spektakulären Derby, das den Hammelburgern jene zwei Punkte bescherte, die selbst bei drei Absteigern zum Klassenerhalt reichen sollten, während die Titelambitionen der Gäste schon vor dem ersten Ballwechsel eher theoretischer Natur waren. Entschieden ist die Meisterschaft definitiv zu Gunsten des TSV Grafing, der mit dem Sieg über den SV Schwaig nicht mehr einzuholen ist. "Im Volleyball gibt es leider kein Unentschieden, aber das war Volleyball auf höchstem Niveau. Beide Mannschaften hatten ihre schwächeren Phasen, was aber auch immer an der guten Leistung des Gegners lag. Wenn ein Team über den Aufschlag Druck gemacht hat, wurde es für die andere Mannschaft schwer, und das über fünf Sätze", sagte der Eltmanner Trainer Milan Maric, dessen Team den besseren Start ins Derby hatte. Während sich die Gastgeber ein halbes Dutzend Aufschlagfehler erlaubte, brachten die Oshino Volleys unter dem Trommelwirbel ihrer Fans eine konstant gute Leistung aufs Feld dank starker Annahme, guter Zuspiele von Merten Krüger und verlässlicher Punkte von Mircea Paul Peta. Starke Angaben von Bruno Simunic und eine kurze Schwächephase der Haßbergjungs ließen die Hammelburger auf 15:17 und 22:23 verkürzen, ehe die Gäste den Vorsprung ins Ziel brachten.


Den Druck gespürt

Tado Karlovic wollte den Druck vor diesem Duell erst gar nicht kleinreden. "Natürlich ist es schön, so ein Event mitgestalten zu können. Aber gegen Eltmann kannst du auch 0:3 verlieren, da hält sich die Vorfreude erst einmal in Grenzen. Jetzt aber werde ich einen schönen Sonntag haben", sagte der Hammelburger Trainer, der in den folgenden beiden Sätzen eine famose Vorstellung seiner Mannschaft zu sehen bekam. Bis zum 10:10 verlief Abschnitt zwei auf Augenhöhe, ehe die "Bock-auf-Block"-Phase von Oscar Benner startete, angereichert mit Punkten von MVP Georg Wolf und Peter Wolf hin zur komfortablen und vorentscheidenden 16:10-Führung. Beim Stand von 21:16 schnellte bei Karlovic gar die Siegerfaust hervor.
"Das war heute so unglaublich laut in der Halle, aber das Publikum treibt einen natürlich an. Das war superspannend. Bei den verlorenen Sätzen haben wir beim Aufschlag geschwächelt, aber Peter und Georg haben stark gepunktet und als Team haben wir wirklich sehr gut zusammengespielt", sagte Oscar Benner, immer noch fasziniert von dieser brodelnden Stimmung in der voll besetzten Halle. 10:10 hatte es auch im dritten Satz gestanden, ehe die Hammelburger wieder die höhere Konstanz abrufen konnten gegen die Eltmanner, die mitunter nicht Herr ihrer Nerven zu sein schienen, später aber fünf Satzbälle abwehrten, um doch das Etappenziel zu verlieren.
"Der Kampfgeist hat gestimmt, aber bei Breakpunkten waren wir nicht konsequent genug", bemängelte Milan Maric. Was nicht für den vierten Satz galt, in dem die Gäste beim 8:7 erstmals führten, dann aber im ICE-Tempo enteilten. "Da haben wir uns wieder zu viele Aufschlagfehler erlaubt, da lässt sich Eltmann nicht zweimal bitten. Aber gegen die stabile Annahme musst du auch Druck machen. Bei dem nötigen Risiko geht halt der eine oder andere Ball flöten, dafür haben wir im Tiebreak wieder alles in die Waagschale geworfen", lautete das Erklärstück von Karlovic. Der Showdown fand seine Entscheidung, als Hammelburg über 8:8 auf 12:9 stellte. Ein Drittel der Punkte bis dahin ging auf das Konto von Oscar Benner, der bei der Blockarbeit starkes Timing bewies. "Bis auf eine kleine Phase hat Oscar wirklich sehr clever agiert", sagte Karlovic nach 123 emotionalen Spielminuten.