Das Schloss Weißenbrunn galt bisher eher als etwas verstecktes Schloss in den Haßbergen. Ab sofort soll es wieder mehr ins Licht und in den Mittelpunkt rücken - und dafür sorgen die Kirchenmusikerin Pia Praetorius und ihre Ehmann Wolfgang Kropp. Im Rahmen einer Einweihungsfeier stellten sie ihr neues Domizil der Öffentlichkeit vor und gaben mit kleinen Musikensembles quasi auch einen "Vorgeschmack auf Kommendes".

Vor zwei Jahren haben Praetorius und Kropp das Schloss gekauft. Sie wollen es zu einem Zentrum für alte Musik machen. Pia Praetorius ist eine vielfach ausgezeichnete Kirchenmusikerin, die seit Jahren in alten Kirchenmusiknoten forscht. Im Jahre 2013 erhielt sie den Förderpreis der Stadt Nürnberg und 2014 den Wolfram-Eschenbach-Förderpreis, den Kulturpreis des Bezirks Mittelfranken.


"Hier spielt die Musik!"

"Hier spielt die Musik! Mit ihr will ich aber auch die Kunst und Kultur in den Mittelpunkt stellen und in den Haßbergen ein Zentrum für Alte Musik schaffen. Dabei will ich auch stärker mit Musikschulen zusammenarbeiten. Ab Herbst wird es auch Konzerte geben", betonte sie vor ihren Gästen.

Im Schloss spielt schon jetzt die Musik auch optisch eine große Rolle. Im Musiksalon, der ungefähr 40 Zuhörern Platz bietet, stehen zwei alte Instrumente: ein Hammerflügel aus der Zeit um 1790 und ein Flügel aus der Zeit um 1870. Das Angebot werde vielseitig sein, meinte Praetorius, und wies auf ein erstes Projekt im Rahmen eines Programmes mit dem Kinderbuchautor Jörg Hilpert und Musik aus der Renaissance hin. Die Premiere werde im Herbst in Köln sein, aber eine Art "Vorpremiere" hier im Schloss Weißenbrunn stattfinden.


Gästehaus mit Appartements

In der neuen Akademie im barocken Schloss von Weißenbrunn will das Ehepaar aber auch ganz unterschiedliche Stilrichtungen und weltliche Musik in sein Schaffen einbeziehen. Zugute kommt den beiden hierbei, dass mit dem Schloss auch ein Gästehaus verbunden ist, das sowohl als Tagungsstätte für Musiker dienen soll, dessen vier Appartements aber auch als Ferienwohnungen genutzt werden könnten.

Schon bei der "Einweihungsfeier" spürte man den musikalischen Hintergrund für das zukünftige Leben im Schloss Weißenbrunn. Vor zahlreichen Gästen im schönen Barockgarten erklangen Werke und Melodien von "I Fedeli", einem Ensemble aus Basel, mit vokaler und instrumentaler Musik aus dem 16. Jahrhundert. In der Kulturscheune begeisterten später Aki Noda-Meurice (Orgel) und Felix Very (Geige). Die Japanerin hat ihr Musikstudium in Tokio mit dem Bachelor in Musikwissenschaft und Orgel abgeschlossen und ist jetzt in der Schweiz tätig. Hauptberuflich ist sie Hauptorganistin an der Gellertkirche in Basel und auch Organistin im Dom zu Arlesheim, darüber hinaus für ihre rege Konzerttätigkeit als Solistin und Continuospielerin bekannt und arbeitet mit renommierten Musikern zusammen. Dies spürte man auch bei ihrem Auftritt in Weißenbrunn.

Für die zahlreichen Gäste, Ehrengäste und Vertreter der Handwerksbetriebe, die bei der Renovierung mitgewirkt hatten, war es jedenfalls eine gelungene Eröffnungsfeier, bei der man schon jetzt spürte, dass in das Schloss Weißenbrunn wieder Leben eingekehrt ist und "Musik drin ist".


Die Geschichte des Schlosses

Weißenbrunn scheint im Hochmittelalter der Sitz eines Niederadelsgeschlechtes gewesen zu sein, später gehörte es den Herren von Raueneck, den Fuchs und anderen. 1606 veräußerte der Zeiler Kastner Johann Rudolph Moser das Rittergut an den Generalfeldmarschall-Leutnant Franz Philipp von Boyneburg, dessen Familie bis 1749 im Ort war.

Ein Dachziegel des heutigen Schlosses ist auf 1723 datiert und tatsächlich dürfte der Bau um diese Zeit begonnen worden sein. Nach 1749 war der Herrensitz etwa 50 Jahre im Besitz derer von Oberkamp, anschließend wechselten die Schlossherren häufig, bis der Gutsbetrieb schließlich 1907 von der Familie Schönlau übernommen wurde. Sie bewohnten das Schloss fast 100 Jahre und seit 1980 war der Bamberger Steinrestaurator Ulrich Bauer-Bornemann Besitzer.