"Das wird noch ein heißes Eisen", sagt Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) und meint damit ein Thema, das die meisten Menschen die Nase rümpfen lässt, Hennemann selbst jedoch die Falten auf die Stirne treibt: Für die Kommunen wird es immer schwieriger, ihren Klärschlamm loszuwerden. Für das Jahr 2018 hat die Stadt jetzt nochmals einen Kontrakt geschlossen, doch für die Zukunft besteht Klärungsbedarf.
Sauberes Wasser ist längst nicht alles, was am Ende des Reinigungsprozesses in der Kläranlage steht. Da fällt - neben allerlei Fremdkörpern und Unrat, die mit Auffangrechen beseitigt werden müssen - eine Menge an problematischem Schlamm an und muss entwässert bzw. entsorgt werden. Rund 6400 Kubikmeter sind es pro Jahr in der Kläranlage Ebern.


Gesetzlich neu geregelt

Lange angekündigt, haben gesetzliche Verschärfungen jetzt neue Bedingungen geschaffen. Seit Juni greift eine neue Dünge- und seit dem Herbst eine neue Klärschlammverordnung. Weil es trotz moderner Reinigungstechnik nicht gelingt, alle Rückstände von Lösungs- und Arzneimitteln sowie Pestiziden herauszufiltern, hat der Gesetzgeber das Ausbringen der Klärschlämme auf den Feldern - im Amtsdeutsch der "bodenbezogenen Verwertung der Klärschlämme" - enge Grenzen gesetzt. Auf den Feldern darf die Schlacke nicht mehr landen.
Das stellt die 26 Kommunen im Landkreis und die Abwasserverbände vor Herausforderungen, denn die Abwasserreinigung ist gemeindliche Aufgabe.
Mehr als bisher muss der Schlamm getrocknet und thermisch verwertet, also verbrannt werden, was jedoch wiederum an den unzureichenden Kapazitäten der Verbrennungsanlagen scheitert. "Die Firmen bedienen zurzeit nur noch ihre Stammkunden", heißt es dazu bei der Verwaltung in Ebern.
Dabei hat die Stadt noch Glück, dass sie seit etlichen Jahren mit derselben Firma zusammenarbeitet, der Mobilen Schlammentwässerungs-GmbH MSE in Karlsbad-Ittersbach (Baden-Württemberg). Sie war das einzige Unternehmen, das bei der Ausschreibung für das Jahr 2018 ein Angebot vorgelegt hat und dies laut Bürgermeister Hennemann "nur wegen der langjährigen Geschäftsbeziehungen nach Ebern". Die Abrechnung soll, wie der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat, nach der tatsächlichen Menge an Trockensubstanz bzw. den tatsächlich angefallenen Schlammmengen erfolgen. Bei der Verwaltung rechnet man mit einem Kostenvolumen von knapp 110 000 Euro.
Für 2018 ist also alles geritzt, aber für die Zukunft muss man wohl umdisponieren.
Getrockneter und gepresster Klärschlamm kann als Energieträger in Verbrennungsanlagen genutzt werden, im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt oder beispielsweise in Zementwerken.


Die Nachbarn im Kreis Bamberg

Der Landkreis Bamberg setzt auf ein interkommunales Konzept für die thermische Verwertung des Klärschlamms in den Verbrennungsanlagen in Walsdorf (Tierkörperbeseitigungsanlage), Strullendorf (Kläranlage) oder im Bioheizkraftwerk in Zapfendorf.
Doch klar ist, dass die thermische Lösung teurer ausfallen wird als die Entsorgung in der Landwirtschaft. Pro Tonne Trockenmasse müssen laut Verwaltung in Baunach zurzeit rund 450 Euro berappt werden, für die Verwertung im Blockheizkraftwerk Zapfendorf zahlen die Kommunen dagegen 550 Euro pro Tonne.


Umweltfreundliche Ansätze

Ökologisch gesehen sind im Klärschlamm wertvolle, weil nur endliche Nährstoffe enthalten, die es zu nutzen gilt. So laufen Forschungen, wie man die thermische Verwertung vermeiden und die Nährstoffe verwerten kann. Das Fraunhofer Institut in Sulzbach-Rosenberg zum Beispiel hat Methoden entwickelt, daraus biogene Treibstoffe und Öle herzustellen. Doch diese Ergebnisse sind noch nicht reif für die Praxis.
Im Landkreis Haßberge ermittelt man Möglichkeiten für die Trocknung von Klärschlamm vor Ort mit Hilfe regenerativer Energien, etwa Solaranlagen oder Abwärme aus anderen Bereichen.
Dies ist ein Projekt der GUT (Gesellschaft zur Umsetzung Erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH). Sie arbeitet mit dem Institut für Energietechnik in Amberg zusammen. Mit dieser Methode würden ein wesentlicher Gewichtsverlust und damit geringere Transportkosten erreicht, wenn die Filterkuchen noch weite Strecken transportiert werden müssen. Andererseits entsteht vor Ort größerer Flächenbedarf für die Trocknungseinrichtungen.