"Unser Hund Lenny hat wirklich Glück gehabt", erzählt Monika Wehnert aus Eltmann. "Obwohl er am 1. August plötzlich im hinteren Bereich vollständig gelähmt war, kann er heute dank der Physiotherapie wieder laufen." Was die Hundebesitzerin und ihr Mann mit ihrem vierjährigen Labradorrüden mitgemacht haben, ist tragisch und freudig zugleich.

Plötzlich ging gar nichts mehr...

Denn als René Wehnert am 1. August mit dem Hund spazieren ging, knickte diesem aus heiterem Himmel das linke Hinterbein ein. Als auch das rechte Hinterbein versagte, bekam der Hundebesitzer Panik. Er trug seinen Hund ins Auto und fuhr mit ihm zum Tierarzt.
"Doch leider konnte der nicht feststellen, woher die plötzliche Lähmung kam, so dass wir am selben Abend noch zu einem Neurologen fuhren", erinnert sich Monika Wehnert an die schrecklichen Stunden der Ungewissheit und Angst. "Auch nach einer eineinhalbstündigen Kernspintomographie wusste der Tierarzt keine Diagnose." Er vermutete einen Rückenmarksinfarkt und riet den Hundebesitzern, sofort eine Physiotherapie zu starten.

Alles Handarbeit...

"Das war unsere Rettung", weiß Monika Wehnert heute. Ihr Hund konnte nicht mehr laufen, nicht mehr urinieren oder Kot ausscheiden. "Wir mussten ihm anfangs die Blase ausdrücken und Einläufe verabreichen und später zu zweit an den Hinterbeinen hochhalten, damit er Urin abgeben konnte." Zunächst behandelte die Cousine von Monika Wehnert, die Hunde- und Pferdephysiotherapeutin Katharina Raab aus Schindelsee, den Hund mit Massagen und Reizstrom. Das sollte die Nervenbahnen aktivieren. Außerdem machte sie das Tier wieder mit den Bewegungsabläufen vertraut. "Sie hat uns vor allem auch Mut gemacht", so Monika Wehnert. Nach einer Woche kam die Hundephysiotherapeutin Tatjana Geier aus Burgebrach ins Haus. Täglich musste mit Lenny gearbeitet werden.
"Es gab täglich kleine Fortschritte, und als Lenny das erste Mal mit dem Schwanz wedelte, war das wie ein Wunder für uns", erzählt Monika Wehnert. Nach einer Woche zeigte er Reflexe im rechten Hinterfuß. Heute kann er wieder laufen, auch wenn das linke Hinterbein geschwächt ist und durch einen kleinen Schuh geschützt wird. So kommt Tatjana Geier nur noch einmal in der Woche.
Bis dahin war es ein harter Weg: Lenny bekam neben Medikamenten und Wärmetherapie entspannende Massagen an den intakten Vorderbeinen und anregende Massagen an den gelähmten Hinterbeinen.

Lenny musste laufen lernen

Mit einer Tragehilfe konnte er erste Laufübungen absolvieren, weil er das Laufen wieder erlernen musste. Daneben animierte Tatjana Geier die Reflexe der Hinterbeine, machte Lymphdrainagen für die Blase und die Beine, bewegte immer wieder alle Beingelenke des Hundes und behandelte sie neurologisch mit Druckkompressen. Die Besitzer mussten ihr Tier mit Massagebürsten behandeln, stabilisierende Übungen mit ihm machen und mit ihm laufen.

Herrchen an der Seite

"Da er seine Hinterbeine nicht selbständig bewegen konnte, haben mein Mann und ich ihn an den Hinterpfoten hochgehoben, damit er wenigstens mit den Vorderpfoten im Haus oder im Garten laufen konnte", erzählte Monika Wehnert. "Besonders gefreut hat es uns, als die Besitzer anderer Hunde zu uns kamen, damit Lenny mit seinen Freunden spielen konnte."
Sie hat auch erlebt, dass ihr Hund panisch wurde, wenn er alleine war. "Er konnte sich ja nicht bewegen, und so mussten mein Mann und ich zumindest in den ersten sechs Wochen immer anwesend sein."
Mit der Zeit lernte Lenny den Biko-Expander, eine Art Gehilfe, kennen, die ihn beim Laufen unterstützte. Aktive Krankengymnastik waren etwa ein Slalomlauf im Garten oder das Laufen über gepolsterte Stangen. Alles für den Muskelaufbau. Zweimal in der Woche trainiert der Rüde zudem auf einem Unterwasserlaufband.
Trotz all der Bemühungen und Fortschritte gab es Rückschläge. Monika Wehnert denkt, die vielen Übungen und Neuerungen um Lenny haben ihn doch gestresst und geschwächt. "Konnte ich bis vor kurzem mit ihm schon 40 Minuten spazieren gehen, so muss ich heute mehrere kleine Spaziergänge einplanen", sagte sie.

Lenny macht immer mit

Doch Lenny ist äußerst motiviert, und Monika Wehnert gibt die Hoffnung nicht auf. "Das wird wieder. Ich bereue den Aufwand und die vielen Ausgaben nicht. Denn trotz der anfangs schlechten Prognose sind die Fortschritte phänomenal."

Lennys Krankheit

Embolie Die Fibrokartilaginöse Embolie (faserknorplige Embolie) ist eine spezielle Form eines Rückenmarksinfarkts und eine häufige Erkrankung bei Hunden. Der Infarkt wird durch Eindringen von Faserknorpel in die Blutgefäße ausgelöst. Die Erkrankung kann bei allen Hunderassen auftreten, vermehrt wird sie bei älteren Tieren großer Rassen beobachtet. In der Konsequenz ist meist eine Einschläferung des Tieres nötig.

Verstopfung Das Bandscheibenmaterial führt zu einer Verlegung des Lumens (Innendurchmesser) der Blutgefäße und damit zu einem Infarkt des Rückenmarksegments. Aufgrund der nun bestehenden Sauerstoffunterversorgung kommt es zu einem Zelluntergang in der weißen und grauen Substanz im Rückenmark. Folge: Lähmung. Quelle: Wikipedia