Überall, wo Menschen leben, braucht es Ordnung, braucht es Infrastruktur. Deutschland ist nicht nur wegen seiner schönen grünen Wälder und seiner gepflegten Autobahnen so beliebt. Die Welt bewundert auch, wie scheinbar reibungslos in Deutschland behördliche Akte bewältigt werden von der Betreuung im Kindergarten bis zur Mülltrennung.

Kommt alles nicht von ungefähr, und der Prophet wird im eigenen Land oft nicht geschätzt. Da ärgern sich die Menschen über die Behördenwillkür, über Bürokratie, über den Amtsschimmel.


Die große Organisation

Trotzdem würde vieles nicht so unbemerkt gut laufen, gäbe es die staatlichen Strukturen nicht, die letztlich hinunterreichen bis ins kleinste Dorf. Kommunale Selbstverwaltung ist in den kleinen Gemeinden und Städten bis zu einem bestimmten Organisierungsgrad angesagt. Dann greift das Landratsamt als übergeordnete Instanz ein.

Über dem Landratsamt steht wiederum, bildlich gesprochen, die Regierung von Unterfranken mit ihrem Regierungssitz in Würzburg (daneben gibt es den Bezirk mit einem eigenen Aufgabenbereich). Ein Stockwerk höher folgt die Kompetenz auf Ebene des Freistaates Bayern und dann erst kommt der deutsche Staat mit der Bundeshauptstadt Berlin.


Bürger müssen manchmal in einem Fall mehrere Behörden besuchen

Dass das Haßfurter Landratsamt neben sich Instanzen hat, das gab es schon früher. Und das ist mit ein Grund, warum Verwaltungsgebäude manchmal in räumlicher Nähe zueinander stehen. Denn in vielen Verwaltungs- und Sachgebieten verweben sich die Zuständigkeiten. Beispiele: Das Haßfurter Amtsgericht und das Jugendamt, das im Landratsamt angesiedelt ist. Das Amtsgericht ist dem Landgericht Bamberg unterstellt und eine staatliche Einrichtung, hat also mit dem Landratsamt erst einmal nichts zu tun. Im Blick etwa auf Bußgeldverfahren oder Vormundschaftsverfahren ergeben sich viele Verknüpfungspunkte zwischen Familiengericht und Jugendamt. Nicht ohne Grund ist der Amtsgerichtsdirektor festes Mitglied im Jugendhilfeausschuss des Kreistags.


Offizielle Einweihung am 26. Juli

as Haßfurter Amtsgericht ist - die offizielle Einweihung ist am 26. Juli - inzwischen in den Neubau am EZO-Kreisverkehr umgezogen. Was mit dem Altbau der Justizbehörden geschieht, das ist noch nicht ganz klar. Sicher ist, dass es grundlegend saniert werden muss. Das Landratsamt hatte schon einmal aufgrund seiner Raumnot ein Auge auf das Gebäude geworfen.

Nächstes Beispiel Schulamt. Es ist eine staatliche Behörde (also unabhängig vom Landratsamt), jedoch ist der "rechtliche Leiter" des Schulamts in Haßfurt, untergebracht in der Schlesinger Straße im früheren Synagogengebäude, der Haßberge-Landrat.


Kreisbehörde greift in den letzten Jahren immer weiter Raum

Die aktuelle Bestandaufnahme ist beim Blick auf das Landratsamt direkt spannend. Seit Jahren, noch unter Altlandrat Rudolf Handwerker, gab es Raumnot in der "Zentrale" Herrenhof 1. Vor gut zehn Jahren kaufte der Landkreis das einstige Kutscherhaus des Klencke-Schlösschens in der Brückenstraße, bekannt als "Kirschner-Haus" (nach den Vorbesitzern). Hier sind inzwischen das Regionalmanagement, die Kulturbeauftragte und Teile des Jugendamtes untergebracht. Ein kleiner Teil der Jugendamtsmitarbeiter (insgesamt sind es 49 Teil- und Vollzeitkräfte) ist auch angesiedelt in der Geschäftsstelle des Kreisjugendrings in der Promenade 5 in Haßfurt.

Die Kreisbehörde ist heute somit längst "Netzwerker". Das zeigt sich auch beim Blick auf das Jobcenter in der Engelmessgasse 1, in dem vorwiegend Langzeitarbeitslose betreut werden - und zwar durch Mitarbeiter des Landratsamtes wie auch durch Mitarbeiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt (Dienststelle Haßfurt).

Die Raumnot gelindert hat im Herrenhof mit dem Jahresbeginn vor allem eine Entscheidung: Die Abteilung Straßenverkehrsrecht mit Kfz-Zulassung und Führerscheinstelle, in Haßfurt elf Mitarbeiter, quasi "auszulagern" in das ehemalige "Distra"-Gebäude in der Ziegelbrunnstraße 36. Die Kfz-Zulassungsaußenstellen in Hofheim und Ebern gibt es ja schon (fast) immer.


So gut wie auf freier Flur

Seit Jahren findet man ferner die Tiefbauverwaltung inklusive Verwaltung oben in der Uchenhofer Straße 17 in Haßfurt - und eine Bauhof-Außenstelle in Ebern (Sandhof); man teilt sich im Haßfurter Kreisbauhof den Platz mit der Abteilung Gartenbau- und Landespflege (wo auch der Grünpflegetrupp des Kreises angesiedelt ist).

Neu ist nun ein Vorhaben, das 2019 umgesetzt werden soll. Die Abteilung Verbraucherschutz (heute im Untergeschoss Herrenhof 1) zieht in das kreiseigene Gebäude in der Robert-Koch-Straße 2 in Hofheim um. Das Obergeschoss des einstigen Krankenhauses wird dazu so umgebaut, dass es den behördlichen Anforderungen genügt. Verbraucherschutz meint in diesem Fall: Veterinäramt und Lebensmittelüberwachung.

Werner Hornung, Leiter des Veterinäramtes, sieht den Umzug relativ gelassen, "es ist eine politische Entscheidung. Die obersten Landesbehörden lagern ja auch Mittelbehörden aus, warum sollte das das Landratsamt also nicht tun?" Das Veterinäramt hat nicht in dem Maße Besucherzulauf wie etwa die Kfz-Zulassung oder das Jugendamt. Den Außendienst sind die Amtstierärzte und die Lebensmittelüberwacher längst gewöhnt. Während im nördlichen Bereich des Landkreises die Landwirtschaft noch recht stark ist, sind vor allem die großen Lebensmittelbetriebe im Maintal angesiedelt.


Wichtig ist die gute Internetverbindung

Schließlich macht eine gute Internetverbindung den Standort letztlich zur Nebensache: Zu den behördlichen Anforderungen beim Umbau gehören nicht nur die Räumlichkeiten. "Das Internet ist sehr wichtig", betont Hornung. Amtstierärzte und Lebensmittelüberwacher tragen alle ihre Kontrollen und Ergebnisse in ein bayernweites Software-Programm namens "Tizian" ein. Es gewährleistet den Informationsfluss etwa bei Tierseuchen. Da muss die Leitungsqualität passen.

Mit dem Umzug nach Hofheim werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das inzwischen geschlossene Kreis-Krankenhaus Hofheim wird weiterhin genutzt und im Hauptbau in Haßfurt schafft man mehr Luft.