Wirklich überraschend kommt diese Nachricht nicht: Die Haßberg-Kliniken mit den drei Häusern in Haßfurt, Ebern und Hofheim müssen mit drastischen Maßnahmen auf das Millionendefizit reagieren, das in den vergangenen Jahren aufgelaufen ist und das sich weiter verschärfen würde, wenn nichts geändert würde. Ändern bedeutet, dass wesentliche Einschnitte vorgenommen werden müssen, über die das Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken am Montag in zwei Personalversammlungen in Haßfurt und Hofheim informiert hat.

Die wesentlichen Einschnitte sollen sein: Die Geburtshilfe in der Haßfurter Klinik und das komplette Hofheimer Krankenhaus sollen aufgelöst werden. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Die Entscheidung trifft der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens in seiner Sitzung am 6. Juni, wie Stephan Kolck, der Vorstandsvorsitzende der Haßberge-Kliniken, erklärte. Er bestätigte die Überlegungen; außerdem veröffentlichte das Kommunalunternehmen gestern eine Erklärung, in der die Maßnahmen erläutert werden.

Betriebsbedingte Entlassungen soll es laut Stephan Kolck nicht geben. "Wir wollen nicht schrumpfen, nur umstrukturieren", versicherte er auf Anfrage unserer Zeitung.


Gutachten

In der vergangenen Woche hatte sich der Verwaltungsrat mit einem Strukturgutachten zur Weiterentwicklung der Kliniken beschäftigt und mit der Autorin Dr. med. Regina Baumgärtner-Vorderholzer von der Firma "CMK Krankenhausberatung" ausführlich diskutiert. Eine Entscheidung hat der Verwaltungsrat nicht getroffen. Jetzt sollen die im Kreistag vertretenen Fraktionen die Vorschläge besprechen, ehe am 6. Juni Beschlüsse gefasst werden. Bisher sind die möglichen Einschnitte nur Optionen.

Nach den Vorstellungen des Vorstands könnte das Haus Hofheim in ein ambulantes Ärztezentrum umgewandelt und mittelfristig die Geburtshilfe am Krankenhaus in Haßfurt eingestellt werden. Die Notfallambulanzen in Haßfurt und Ebern sollen weiter optimiert und die Altersmedizin (Akutgeriatrie in Haßfurt) ausgebaut werden. Die Haßberg-Kliniken wollen nach eigenen Angaben mit den Änderungen der Krankenhausstruktur "eine Antwort auf die allgemeinen Trends in der Medizin, die Demographie im Landkreis und die Gesetzgebung finden und dabei keine reinen Sparmaßnahmen treffen, sondern das medizinische Angebot insgesamt in der Region attraktiver gestalten". Landrat Wilhelm Schneider (CSU) legt Wert auf die Feststellung, dass er kein Schrumpfungs- oder gar reines Sparprogramm wolle. Vielmehr solle mit den Änderungen der Versorgungsauftrag des bayerischen Krankenhausplans erfüllt und der Bedarf an medizinischer Versorgung der Bevölkerung im Landkreis gedeckt werden. Und das weiterhin mit einer dezentralen Krankenhausstruktur.


Nur noch 16 Patienten im Schnitt

Nachdem die durchschnittliche Belegung des Hauses Hofheim 2015 auf rund 16 Patienten pro Kalendertag gesunken ist (bei 25 Betten), müsse darüber nachgedacht werden, diese Kapazitäten nach Haßfurt zu verlagern, gleichzeitig aber in Hofheim die ambulanten Behandlungsmöglichkeiten zu erweitern, so der Landrat weiter. Die bestehende internistische Praxis, das "Internistische Zentrum Hofheim", soll im vollen Umfang weiter arbeiten und Zugriff auf die Betten in Haßfurt erhalten. Insbesondere sollen die Endoskopie (Darm- sowie Bauchspiegelungen) und ambulante Chemotherapieen weiter möglich sein. Zusätzlich könnte man frauenärztliche und chirurgische Sprechstunden in Hofheim anbieten, die das Medizinische Versorgungszentrum Haßfurt übernehmen könnte. In Haßfurt könnte im Gegenzug die Innere Medizin im stationären Bereich ausgebaut werden.

"Besonders schmerzlich" wäre laut Kommunalunternehmen das Vorhaben, die Geburtshilfe in Haßfurt auf absehbare Zeit einzustellen. Denn die Rückmeldungen der Entbindenden seien außerordentlich positiv. Die Abteilungszahlen bewegen sich seit Jahren auf gleichem Niveau, nämlich bei etwa einer Geburt pro Kalendertag.
Nicht von der Hand zu weisen sind laut Kommunalunternehmen "allerdings die hohen Vorhaltekosten, die aus Gründen der Patientensicherheit gerade in diesem hochsensiblen Bereich mit den zwingend kurzen Reaktionszeiten nicht zu senken sind. Außerdem hat sich in den letzten Jahren allgemein ein Trend unter den jungen Müttern eingestellt, Wert auf eine Kinderklinik in der Entbindungsklinik zu legen. Trotz gut funktionierender Kooperation mit der Kinderklinik des Leopoldina-Krankenhauses Schweinfurt und der Kinderarztpraxis auf dem Krankenhausgelände steht zu befürchten, dass sich dieser Trend auch für Haßfurt fortsetzen wird."

Laut Vorschlag des Vorstands könnte die gynäkologische Teilabteilung in eine Belegabteilung umgewandelt werden, in der die Gynäkologen des Medizinischen Versorgungszentrums aber auch externe Frauenärzte operieren könnten. Im Klartext: Mittelfristig soll die Geburtshilfe in Haßfurt aufgelöst werden. Das beträfe mehrere Ärzte, sechs Hebammen und die Krankenschwestern in der Abteilung, die laut Kolck bereits anderweitig mitbeschäftigt sind. Den Hebammen könnte man Arbeitsplätze in der Pflege anbieten, nannte Kolck gestern als Option.


Ebern kaum betroffen

Das Haus Ebern soll weitgehend unberührt von der Neustrukturierung bleiben. Hier "sind die Maßnahmen zur Optimierung bereits weitestgehend abgeschlossen", heißt es. Die Fachbereiche Innere Medizin und Chirurgie seien ambulant wie stationär gut aufgestellt und auch die Notfallmedizin stehe nach Errichtung der neuen Wachstation (Intermediat Care) auf sicheren Füßen.

Es soll noch eine Ergänzung im ambulanten Bereich folgen: Das Medizinische Versorgungszentrum wird demnächst wieder die Versorgung von Herzschrittmacher-Patienten aufnehmen.