Lange Gesichter allerorten, zumindest bei den Fans, die sich ein Weiterkommen der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Russland erhofft hatten: Deutschland blamiert sich im letzten Vorrundenspiel gegen Südkorea und fliegt aus dem Turnier.
In Haßfurt verfolgen das rund 1000 Menschen auf dem Sportgelände des FC Haßfurt via Großbildleinwand. Ein Rekordzuschauerandrang am dritten WM-Spieltag mit deutscher Beteiligung, wie Mitorganisator Bert Reichel erklärt. Der ist zu diesem Zeitpunkt auch zunächst zuversichtlich, dass die deutsche Mannschaft das Spiel souverän gewinnen wird: "3:0 für Deutschland!", sagt er direkt nach dem Anpfiff.
Nach dem Abpfiff dann nur enttäuschte Gesichter, nicht nur bei Bert Reichel und seinem Team, das großen Aufwand betrieben hat, um den Fans in Haßfurt etwas zu bieten - nur "Die Mannschaft" spielt nicht mit: Südkorea gewinnt das Spiel und Deutschland scheidet nach der Vorrunde aus!
So richtige gerechnet hat damit niemand, auch im Zeiler Kino nicht, wo rund 70 Zuschauer das Spiel verfolgen. Einer davon: Stefan Zech aus Knetzgau. Als es noch 0:0 steht und die zweite Halbzeit gerade beginnt, ist da immer noch Zuversicht. "Ein Tor" gegen Südkorea, das sollte doch klappen. "Sonst wird's nix", sagt er, zumal da im Parallelspiel Schweden gerade in Führung gegangen und somit Deutschland zwingend auf einen Sieg angewiesen ist.
Nach dem Spiel ist der Knetzgauer zwar enttäuscht, aber ob der Spielweise der Nationalmannschaft auch nicht so sehr überrascht: Da sei kein wirkliches Aufbäumen gewesen, "die waren satt", da habe es dem Weltmeister an Willen gefehlt. Die Niederlage sei dann leider auch verdient gewesen.
Kinobetreiber Bruno Schneyer nimmt es so gelassen, wie es eben geht. Ob noch Spiele der laufenden WM im Kino gezeigt werden? "Vielleicht das Finale", sagt er achselzuckend, während Rainer Winkel, der bei jedem Deutschlandspiel die Bratwürste für die Gäste auf den Grill gelegt hat, noch die übriggebliebenen Trost-Happen anpreist: "Zugreifen, das sind die letzten Bratwürste bei dieser WM."
Ortswechsel: Geisterstadt Ebern, aber Showdown beim Mexikaner. Vor dem Großbildschirm vor dem mexikanischen Lokal "Veracruz" hoffen, bangen und leiden die Deutschlandfans, verzweifeln zuletzt weitgehend stillschweigend an der Vorstellung des Weltmeisters.
Im Innenraum geht es viel lauter und temperamentvoller zu. Dort fiebern, johlen und kreischen rund zwei Dutzend Mexikaner, vor allem Mexikanerinnen (die Männer müssen am Nachmittag arbeiten) aus Coburg, Bamberg, Stettfeld und Ebern. Tief enttäuscht sehen sie ihr Team gegen Schweden untergehen und stehen am Ende doch jubelnd und singend den deprimierten Zuschauern in weißen Trikots gegenüber. "Deutschland liebt uns, deshalb geht es bei euch nicht weiter," lacht die mexikanische Gastwirtin Linda Wohlfahrt und tanzt ausgelassen vor den Gästen.
"Wir sind multikulti", erklärt ihr Mann Klaus, den die Konstellation der WM-Spiele und die Nationalitäten seiner Gäste in Not gebracht hatten. Mit der Simultan-Übertragung hat er das Problem gelöst. Der Bramberger war erst vor Kurzem zum Urlaub in Mexiko und gönnt den Leuten dort das Glücksgefühl: "Für die Mexikaner ist die WM ein absolutes Highlight, die sollen das ruhig feiern". Der Sendelbacher Frank Fritsch, dessen Frau Biggy ebenfalls aus Mexiko stammt, tut sich da schon schwerer, die familieninterne Niederlage zu akzeptieren. "Jetzt dürft ihr auch Weltmeister werden, Linda", sagt ein anderer Fan. Jetzt ist es eh egal."
Text von: Andreas Lösch und Eckehard Kiesewetter
In Haßfurt verfolgen das rund 1000 Menschen auf dem Sportgelände des FC Haßfurt via Großbildleinwand. Ein Rekordzuschauerandrang am dritten WM-Spieltag mit deutscher Beteiligung, wie Mitorganisator Bert Reichel erklärt. Der ist zu diesem Zeitpunkt auch zunächst zuversichtlich, dass die deutsche Mannschaft das Spiel souverän gewinnen wird: "3:0 für Deutschland!", sagt er direkt nach dem Anpfiff.
Nach dem Abpfiff dann nur enttäuschte Gesichter, nicht nur bei Bert Reichel und seinem Team, das großen Aufwand betrieben hat, um den Fans in Haßfurt etwas zu bieten - nur "Die Mannschaft" spielt nicht mit: Südkorea gewinnt das Spiel und Deutschland scheidet nach der Vorrunde aus!
So richtige gerechnet hat damit niemand, auch im Zeiler Kino nicht, wo rund 70 Zuschauer das Spiel verfolgen. Einer davon: Stefan Zech aus Knetzgau. Als es noch 0:0 steht und die zweite Halbzeit gerade beginnt, ist da immer noch Zuversicht. "Ein Tor" gegen Südkorea, das sollte doch klappen. "Sonst wird's nix", sagt er, zumal da im Parallelspiel Schweden gerade in Führung gegangen und somit Deutschland zwingend auf einen Sieg angewiesen ist.
Nach dem Spiel ist der Knetzgauer zwar enttäuscht, aber ob der Spielweise der Nationalmannschaft auch nicht so sehr überrascht: Da sei kein wirkliches Aufbäumen gewesen, "die waren satt", da habe es dem Weltmeister an Willen gefehlt. Die Niederlage sei dann leider auch verdient gewesen.
Aus und vorbei
Kinobetreiber Bruno Schneyer nimmt es so gelassen, wie es eben geht. Ob noch Spiele der laufenden WM im Kino gezeigt werden? "Vielleicht das Finale", sagt er achselzuckend, während Rainer Winkel, der bei jedem Deutschlandspiel die Bratwürste für die Gäste auf den Grill gelegt hat, noch die übriggebliebenen Trost-Happen anpreist: "Zugreifen, das sind die letzten Bratwürste bei dieser WM."Ortswechsel: Geisterstadt Ebern, aber Showdown beim Mexikaner. Vor dem Großbildschirm vor dem mexikanischen Lokal "Veracruz" hoffen, bangen und leiden die Deutschlandfans, verzweifeln zuletzt weitgehend stillschweigend an der Vorstellung des Weltmeisters.
Im Innenraum geht es viel lauter und temperamentvoller zu. Dort fiebern, johlen und kreischen rund zwei Dutzend Mexikaner, vor allem Mexikanerinnen (die Männer müssen am Nachmittag arbeiten) aus Coburg, Bamberg, Stettfeld und Ebern. Tief enttäuscht sehen sie ihr Team gegen Schweden untergehen und stehen am Ende doch jubelnd und singend den deprimierten Zuschauern in weißen Trikots gegenüber. "Deutschland liebt uns, deshalb geht es bei euch nicht weiter," lacht die mexikanische Gastwirtin Linda Wohlfahrt und tanzt ausgelassen vor den Gästen.
"Wir sind multikulti"
"Wir sind multikulti", erklärt ihr Mann Klaus, den die Konstellation der WM-Spiele und die Nationalitäten seiner Gäste in Not gebracht hatten. Mit der Simultan-Übertragung hat er das Problem gelöst. Der Bramberger war erst vor Kurzem zum Urlaub in Mexiko und gönnt den Leuten dort das Glücksgefühl: "Für die Mexikaner ist die WM ein absolutes Highlight, die sollen das ruhig feiern". Der Sendelbacher Frank Fritsch, dessen Frau Biggy ebenfalls aus Mexiko stammt, tut sich da schon schwerer, die familieninterne Niederlage zu akzeptieren. "Jetzt dürft ihr auch Weltmeister werden, Linda", sagt ein anderer Fan. Jetzt ist es eh egal."Text von: Andreas Lösch und Eckehard Kiesewetter