Manche Autofahrer bekommen erst einmal einen Schreck, wenn sie die Anhaltekelle der Polizei sehen. Gedanken schießen sicherlich einigen durch den Kopf: Habe ich meinen Führerschein und Kraftfahrzeugschein dabei, ist an meinem Auto alles in Ordnung oder habe oder hatte ich nicht möglicherweise etwas zu viel getrunken?
Bei "Brummi"-Fahrern, die am Freitag in den Mittagsstunden auf dem Parkplatz an der B 303, nahe der Ortschaft Gemeinfeld, kontrolliert wurden, mögen es andere Gedanken sein: War ich zu schnell, habe ich überladen, ist meine Ladung gesichert, habe ich meine Lenkzeiten eingehalten, ist an meinem Lkw alles in Ordnung? Auch Alkohol spielt mitunter bei Lkw-Fahrern, vor allem aus dem Ostblock, eine Rolle. Immer wieder ist in Polizeimeldungen zu lesen, dass ein "Brummi"-Fahrer mit deutlichem Alkoholkonsum aufgefallen ist oder sogar einen schweren Unfall gebaut hat.
Um das festzustellen und eventuell "fahrende Bomben" und fahruntüchtige Kapitäne der Landstraße aus dem Verkehr zu ziehen, kontrolliert die Polizei manchmal auch den Schwerlastverkehr. Bei der Kontrolle am Freitag wurden PHK Achim Seufert und POK Tobias Kern von der Polizei-Inspektion (PI) Ebern von Spezialisten der Verkehrspolizei-Inspektionen (VPI) Schweinfurt-Werneck und Coburg unterstützt.
In die Kontrolle geriet auch Radek Kovac mit seinem 40-Tonner. Der Pole hat offensichtlich, das wird schnell deutlich, als er von dem Polizeibeamten Thomas Denner von der VPI Schweinfurt-Werneck angesprochen wird, keine Sorge, dass etwas nicht passt. Freundlich unterhält er sich mit dem Polizeibeamten, übergibt ihm seinen Führerschein, die Fahrzeug- und Ladepapiere, seine persönliche Fahrerkarte und auch die für die Fahrzeugdaten. Zusammen mit dem Polizisten Denner geht Radek zu einem Polizeibus, in dem Ulf Kalb von der VPI Coburg sitzt. Kalb liest mittels eines Programms mit der Bezeichnung "Tacho-Plus" die Fahrer- und Fahrzeugdaten aus, die auf einem Monitor optisch übersichtlich dargestellt werden. Radek wartet gespannt auf das Ergebnis.
"Wenn auf dem Monitor rote Linien oder Zahlen erscheinen, wird es kritisch", sagt Kalb. Bei Radek Kovac ist alles in Ordnung, auch die Ladung und die dazugehörigen Papiere passen. Er wird von den Polizeibeamten mit netten Worten verabschiedet.
Was hält Radek von Lkw-Kontrollen durch die Polizei? "Ich denke, die Kontrollen müssen sein. Geschwindigkeit und Ladungsmaterial sollten passen", sagt er. Ärgert er sich, wenn er kontrolliert wird? "Naa, nicht. Das ist gut, müssen sonst wir mit Lkw immerzu fahren", sagt der Pole in gebrochenem Deutsch. Letztmals sei er vor einem Jahr kontrolliert worden. "Das ist nicht viel - oder?", meint der sympathische "Brummi"-Fahrer und verabschiedet sich freundlich winkend.
Polizeihauptmeister Ulf Kalb erklärt mit seinem Kollegen, POK Achim Seufert von der PI Ebern, das Kontrollgerät: "Das Gerät hat Vorrichtungen für Stecker für die Fahrzeug- und Fahrerkarte, die man mit dem Gerät auslesen kann", sagt Kalb. "Anhand der Daten, die uns auf dem Bildschirm angezeigt werden, kann man die Fahrt- und Standzeiten ablesen", ergänzt Seufert. Gleichzeitig, sagen die erfahrenen Kontrollbeamten, rechne das Gerät um, ob Lenkzeitverstöße, sogenannte Lenkzeitüberschreitungen des Fahrers, vorliegen. "Auf der Karte des Lkw können wir erkennen, welche Fahrer im 28-Tage-Zeitraum auf dem Lkw gefahren sind, und wir konnten heute schon einige Verstöße feststellen", sagt Ulf Kalb.
Nicht so freundlich wie der polnische Staatsangehörige reagiert ein deutscher Trucker: "Ich sag gar nichts der Presse", brummt er mürrisch. Warum, das wird möglicherweise daran ersichtlich, dass bei ihm einiges nicht im Lot ist. POK Seufert, der ihn kontrollierte, stellte fest, dass er Lenkpausen nicht eingehalten hatte, was 60 Euro kostet. Ferner war die kontinuierliche maximale Lenkzeit überschritten, was mit 15 Euro zu Buche schlägt, und auch die tägliche Ruhezeit passte nicht, was wiederum mit 60 Euro geahndet wird. Das macht für den Fahrer 135 Euro. Dazu kommen noch Gebühren von 25 Euro und 3,50 Euro für Auslagen, so dass er mit 163,50 Euro dabei ist.
"Dass hier keine Freude aufkommt, kann man verstehen", sagt Seufert, der auch die Not der Trucker kennt und weiß, unter welchem Termindruck diese manchmal stehen. Aber was wäre, wenn keinerlei Kontrollen stattfänden?, fragt Seufert und lässt die Antwort offen. Jeder könne sich das selbst ausmalen.
Auch das Unternehmen, für das der betroffene Lkw-Fahrer unterwegs ist, kommt in diesem Fall nicht ungeschoren davon: 433,50 Euro muss der Verantwortliche der Firma berappen, weil er offensichtlich seiner vorgeschriebenen Kontroll- und Fürsorgepflicht gegenüber dem Fahrer nicht nachkam, ja eventuell bewusst solche Verstöße einkalkuliert.
Achim Seufert nimmt sich einen weiteren Lkw vor. Der erfahrene Beamte sieht an der Verfärbung einer Radnabe, die regelrecht "ausgeglüht" ist, dass etwas nicht stimmen kann. Er zwängt sich zwischen zwei Reifen unter den Lkw und stellt fest, dass wohl mit dem Bremszylinder etwas nicht in Ordnung sein kann. Entsprechend wird der Fahrer belehrt und muss eine Fachwerkstatt aufsuchen. Erst nach der Reparatur wird ihm die Weiterfahrt gestattet.