Wer hat in den "Heiligen Ländern" nicht schon etwas von dem legendären Pfarrer Karl-Josef Glockner gehört, der 34 Jahre hier wirkte, vor knapp 70 Jahren hier verstarb und im Friedhof beigesetzt ist? Seit dem Pfingstwochenende erinnert in Kirchlauter eine große Holzstatue an den ehemaligen "Bischof der Heiligen Länder", als der er immer wieder bezeichnet wurde. Sein eigenwilliges Profil wurde nun Vorbild für eine Bienenbeute und Ausgangspunkt für den zukünftigen Genuss-Erlebnisweg durch die Gemeinde Kirchlauter.

Mit dem "Genuss-Erlebnisweg" will die Gemeinde einen weiteren Akzent setzen und touristische Höhepunkte integrieren. Dazu gehören das Schmiedemuseum, Brennereien, die Streuobstwiese und natürlich auch der Lehrbienenstand. Gerade auf der Streuobstwiese werden derzeit weitere Obstbäume gepflanzt, vor allem von alten Obstsorten, die dann auch mit Hinweisschildern und Schautafeln "von der Blüte zur Frucht" ausgestattet werden.

Direkt vor dieser Streuobstwiese und in unmittelbarer Nähe des Lehrbienenstandes ist nun eine mehr als lebensgroße Bienenbeute entstanden, die einem Bild des ehemaligen Pfarrers Karl-Josef Glockner entspricht. Die Idee, gerade Pfarrer Glockner als Vorbild zu nehmen, stammt von Altbürgermeister Peter Kirchner. In Kirchlauter erinnert zwar schon eine Straße an den Geistlichen, aber ein solches "Denkmal" könnte ihn Kirchner zufolge noch besser ins rechte Licht stellen.


Von der Bienenbeute zum Bienenstock

Und nichts hätte besser die Verbindung zu dem nahegelegenen Lehrbienenstand darstellen können. Eine "Bienenbeute" ist ja erst einmal nichts anderes als die reine Behausung ohne Bewohner. Zum "Bienenstock" wird die Bienenbeute ja erst, sobald die ersten Bienen es sich darin gemütlich gemacht haben. Und sicher wird man darauf nicht lange warten müssen.

Bis alles für den Bezug dieser "Insekten-Immobilie" bereit war, waren natürlich viele Vorarbeiten zu verrichten. Hierbei bediente man sich eines Fachbetriebes, des "Herrgottsschnitzers von Bodenmais", dessen Leidenschaft auch der Imkerei gilt. Dies verleitete ihn dazu, als holzverarbeitender Betrieb die Palette seiner Produkte auf hochwertige Holzbeuten zu erweitern.


Holzschnitzer und Imker zugleich

Die Holzschnitzerei besteht schon seit 1962 in Bodenmais. Inhaber ist der 39-jährige Sebastian von Zülow, der als Kirchenmaler gelernt, dann noch die Meisterschule für Farbtechnik und Raumgestaltung besucht und schließlich 2004 die Meisterprüfung in Kirchenmalerei und Denkmalpflege absolviert hat. Sein Meisterstück war eine "Herz-Jesu-Figur". Der "Herrgottsschnitzer von Bodenmais" ist ein Familienbetrieb, der Holzfiguren, Skulpturen, Masken und die unterschiedlichsten Motive aus Holz herstellt.

Die Verbindung zur Imkerei war sicher auch ein Ausschlag dafür, dass er den Auftrag für die Bienenbeute in Kirchlauter erhalten hat. Dazu wählte man einen Eichenstamm aus dem Bayerischen Wald, ein besonderes Stück, dass man hier in heimischen Wäldern sehr selten vorfindet. Der Stamm wurde dann nach Kirchlauter gebracht, wo vor Ort die Figur entstand. Dafür sorgte Walter Schreiner, der Onkel des Firmeninhabers, der ebenfalls in der Firma beim Vater gelernt hatte, dann studierte und jetzt wieder als Bildhauer in die Firma zurückkehrte. Ihm ist mit seinem Werk die Nachbildung des legendären Ortsgeistlichen wirklich gelungen.


Im klassischen Pfarrersgewand

Dass Karl-Josef Glockner als Priester noch deutlicher in den Vordergrund gerückt wurde, dafür sorgte dann Sebastian von Zülow mit seiner Bemalung, für die man ein Bild des Pfarrers genau unter die Lupe nahm. Jetzt zeigt die Bienenbeute Glockner im klassischen Pfarrersgewand der damaligen Zeit in schwarz und weiß.

Von Zülow hat schon einige solcher großen Bienenbeuten erstellt, die gerne als Zierde für Imkerheime verwendet werden. "Ich habe aber auch schon als Figur öfter den heiligen Ambrosius ausgewählt, der ja Schutzpatron der Imker gilt. Dabei habe ich auch andere Farben verwendet. Aber die Farbgebung mit schwarz-weiß hier ist eine echte Identifikation mit dem Gewand von Pfarrer Karl-Josef Glockner geworden." Und die ist ohne Zweifel ebenfalls gut gelungen.

Dabei kann man über den Sinn von bunt bemalten Beuten auch streiten. Da Bienen nur im UV-Bereich sehen können, sind Beuten, die in verschiedenen Farben geschmückt sind, eher ein Hingucker für den Menschen und helfen der Biene weniger. Wenn eine Biene den Bienenstand anfliegt, orientiert sie sich eher an der umliegenden Struktur und findet das richtige Einflugloch durch den individuellen "Stallgeruch".

Für die Bienenbeute in Kirchlauter in Weiß und Schwarz hatte Zülow dennoch einen Hinweis. "Hell und Weiß machen die Biene nicht aggressiv, bei schwarz reagiert sie jedoch schon empfindlicher. Das ist so ähnlich wie wenn sie die Bärennase vor den Augen hat."


Schulkinder schaffen eigene Insektenhotels

Bei der Bemalung der Bienenbeute wuselte es auch rund um Pfarrer Glockner, denn die Mädchen und Buben der Klasse 3a durften das Klassenzimmer an diesem Tag verlassen und selbst mit aktiv sein. Unter der Leitung ihrer Lehrkräfte und des Holzschnitzers und Farbenspezialisten Sebastian von Zülow bastelten auch sie kleine Insektenhotels, indem sie in ihr Holzstück kleine Löcher bohrten und ihr Haus dann auch noch bunt bemalten.

Wenn die Bienenbeute durch die Besetzung mit einem Volk nun bald zu einem Bienenstock wird, dann wird es den Bienen sicher dort gefallen, inmitten einer blühenden Streuobstwiese eine Heimat gefunden zu haben. Die Besucher werden aber auch danach fragen, warum den gerade Pfarrer Glockner für diese Bienenbeute Modell stand.


Aus dem Leben des legendären Pfarrer Glockner

"Großglockner", wie ihn seine Pfarrkinder später gerne zu nennen pflegten, war am 15. Juli 1874 in Karlsruhe geboren. Nach der Priesterweihe am 29. Juli 1906 in Würzburg wirkte er zunächst als Kaplan in Pfersdorf (Schweinfurt), ab 20. Februar 1908 in Bad Kissingen, ab 25. August 1911 Lokalkaplan in Holzhausen (Schweinfurt) und übernahm als erste Pfarrei am 29. August 1915 Kirchlauter.

Wie Norbert Kandler in seiner "Geschichte der Pfarrei Kirchlauter" ausführt, gibt es wohl kaum jemand in der Pfarrei und im Diözesanklerus, der von ihm nicht eine Anekdote wüsste. So bezeichnete er sich selbst als "Bischof der Heiligen Länder", war von großer, beleibter Gestalt und hatten einen unverwüstlichen Humor und ein fröhliches Gemüt. Sein guter Charakter wurde von Bettlern und Hausierern oft ausgenutzt. Er schenkte alles her und hatte deswegen nie Geld.

Vermutlich nur seiner Schlagfertigkeit und seinem Humor sei es zu verdanken gewesen, dass er außer Verhören vor weiteren Zugriffen der Nazis verschont blieb, obwohl er diese auf der Kanzel als "Bazis" und "Lumpenpack" bezeichnete. Ihn selbst bezeichnete man dann auch später als "Don Camillo von Kirchlauter". Bis 1949 war er dort in der Pfarrei tätig und wurde nach seinem Tod auch im Friedhof von Kirchlauter beerdigt.