"So eine Kapelle, ein Kreuz am Wegesrand oder auch in einem Gebäude will uns ein Denkmal sein oder auch ein Wegweiser, im Leben wieder in die Spur zu kommen. Es ist eigentlich schade, dass wir uns mit solchen Wegweisern des Lebens in unserer Zeit so schwertun." Dies betonte Diakon Joachim Stapf bei der 100-Jahr-Feier für das Käpelle am alten Sportplatz in Neubrunn.
KAB-Vorsitzender Dieter Adrian begrüßte alle Gäste namens des Pfarrgemeinderates, der Kirchenverwaltung und der KAB Neubrunn am Käpelle am Ortsrand von Neubrunn. Wie man den Chroniken entnehmen könne, sei in Neubrunn die Tradition der Wallfahrten und Bittgänge schon seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil des kirchlichen Lebens. Dazu sei in der Ortschaft für die Prozessionen an vier Altären Station gemacht worden, und dafür habe man auch vier Häuschen oder Grotten gebaut, die bei der Dorferneuerung oder Flurbereinigung erneuert worden seien.
Die KAB Neubrunn ziehe mit einer Bittprozession hierher und halte jedes Jahr ihre Maiandacht ab. Er sei seit 20 Jahren als Vorsitzender dabei, und man habe sich bisher keine großen Gedanken um das Käpelle gemacht. "Letztes Jahr bei der Andacht stach urplötzlich das Datum 1918 ins Auge. Das Käpelle wird also 100 Jahre alt! Und wir beschlossen den heutigen Festgottesdienst", betonte Vorsitzender Dieter Adrian.
Natürlich seien auch Nachforschungen betrieben worden. "Jetziger Eigentümer ist unser Bäcker Henri Hofmann. Aber über den Bau sind keinerlei Unterlagen vorhanden, und auch der Eigentümer weiß nicht viel über die Geschichte." Jahrelang sei es aber von Frieda Geißendörfer gepflegt und einmal sogar renoviert worden. Mit ihren 99 Jahren könne sie heute nicht hier dabei sein, aber von ihr habe er einige Hintergründe erfahren.
"Gebaut wurde das Käpelle 1918 von Andreas Hofmann als Dank für die gesunde Heimkehr seines Sohnes Johann Hofmann aus dem Ersten Weltkrieg. Der Bauherr ist nicht bekannt, er muss aber laut Frieda noch ein weiteres Käpella in der Nähe gebaut haben", sagte Adrian.
Als Besonderheit werde aber auch berichtet, dass der Großvater von Henri Hofmann, Burkard Hofmann, 1937/38 im Steinbruch von einem Stein getroffen worden und bis zum Käpella gekommen sei. Ferner werde auch von einem Dörfliser berichtet, der auf dem Acker schwer verunglückt sei und es ebenfalls bis hierher geschafft habe. Auf jeden Fall könne man hier um die Fürsprache der Muttergottes bei Gott bitten, für die Menschen, die die Grauen der Weltkriege erlebt haben. In der Gegenwart habe nun Irmgard Derra die Pflege übernommen, und Kilian Rennert habe es für den heutigen Tag renoviert. Dafür sprach ihm Dieter Adrian seinen Dank aus.
Unter das Bibelwort "Eine größere Liebe hat niemand, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde", stellte Diakon Joachim Stapf seine Festpredigt. Er erklärte, dass damit nur in den seltensten Fällen wirklich der Verlust des Lebens gemeint sei. "Sein Leben hingeben" heiße in der Regel viel eher: für jemanden leben, ganz für ihn da sein, ihn begleiten - auch in schweren Zeiten.
"Die Zeit ist ein Stück Leben. Wenn wir sie aufwenden für unsere Mitmenschen, dann geben wir für sie auch Lebenszeit hin." Diese Erfahrung habe übrigens auch Jesus selbst gemacht. Er habe für die Menschen gelebt mit aller Konsequenz, habe sein Leben hingegeben und sei für sie gestorben. Mit seinem Leben, seinem Wort habe er uns Spuren seiner Liebe hinterlassen. An uns liege es, diese Spuren immer wieder neu zu entdecken, ihnen nachzuspüren und sie mit Leben zu erfüllen.
Unter einem Feldkreuz, erklärte Diakon Stapf, habe er einmal gelesen: "Willst du sehen Gottes Spur, so betrachte die Natur; willst du aber höher sehen, bleib unter einem Kreuze stehen!" Ein Kreuz, ein Feldkreuz, ein Marterl oder so eine Kapelle, die vor 100 Jahren von Menschen errichtet wurde, denen der Glaube wichtig war, wolle damit für uns eine Spur sein, ein Zeichen der Liebe Gottes zu uns Menschen, ja zu unserer Welt.
"Es ist bedenklich, dass unsere Gesellschaft diese Spuren oder Wegweiser der Liebe nicht mehr sehen will oder ertragen kann", meinte Stapf. Wenn er nur die momentane Debatte um das Kreuz in Politik und Kirche verfolge, müsse er wirklich mit dem Kopf schütteln und sich fragen, wo diese Wut oder auch manchmal schon Hass herrühre.
Ganz aktuell bereiteten ihm die mutwilligen Zerstörungen von Kreuzen und Heiligenfiguren in einigen Bamberger Kirchen Unbehagen. Hier zeige sich, dass christliche Spuren nicht mehr gerne gesehen werden und für viele Menschen schon ein echtes Ärgernis seien.
"Warum?", fragte der Diakon. "Ohne sie würde uns doch einiges fehlen in unserem fränkischen Land und unserer Heimat. Was wäre unser Land ohne diese Denkmäler des Glaubens, ohne diese Wegweiser des Lebens? Es wäre um vieles ärmer. Es würden nicht nur Denkmäler unserer Kultur fehlen, sondern auch ein wichtiges Zeichen unserer christlichen Identität", gab Diakon Joachim Stapf zu bedenken.
Überall, wo wir ein Kreuz stehen oder hängen sehen, wo eine Kapelle uns zum Gebet und zur Ruhe einlädt, seien wir zu einer Spurensuche aufgefordert. Und es sei immer eine Spur der Liebe zu Gott und zu den Menschen hin. "Vielleicht waren die Menschen vor 100 Jahren, als diese Kapelle gebaut wurde, noch mehr bereit, uns Spuren des Glaubens zu hinterlassen! Ich freue mich über so eine Bereitschaft, die uns heute hier zusammenführt", sagte Stapf. So sollte man öfter mal stehen bleiben, innehalten und dankbar sein über jede geschenkte Lebenszeit.
Die vielen Besucher spendeten dem Festprediger für diese nachdenklichen Worte viel Beifall. Neubrunner Dorfmusikanten begleiteten das Fest, bei dem es dann auch ein Weißwurstfrühstück zur Stärkung gab.
KAB-Vorsitzender Dieter Adrian begrüßte alle Gäste namens des Pfarrgemeinderates, der Kirchenverwaltung und der KAB Neubrunn am Käpelle am Ortsrand von Neubrunn. Wie man den Chroniken entnehmen könne, sei in Neubrunn die Tradition der Wallfahrten und Bittgänge schon seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil des kirchlichen Lebens. Dazu sei in der Ortschaft für die Prozessionen an vier Altären Station gemacht worden, und dafür habe man auch vier Häuschen oder Grotten gebaut, die bei der Dorferneuerung oder Flurbereinigung erneuert worden seien.
Die KAB Neubrunn ziehe mit einer Bittprozession hierher und halte jedes Jahr ihre Maiandacht ab. Er sei seit 20 Jahren als Vorsitzender dabei, und man habe sich bisher keine großen Gedanken um das Käpelle gemacht. "Letztes Jahr bei der Andacht stach urplötzlich das Datum 1918 ins Auge. Das Käpelle wird also 100 Jahre alt! Und wir beschlossen den heutigen Festgottesdienst", betonte Vorsitzender Dieter Adrian.
Natürlich seien auch Nachforschungen betrieben worden. "Jetziger Eigentümer ist unser Bäcker Henri Hofmann. Aber über den Bau sind keinerlei Unterlagen vorhanden, und auch der Eigentümer weiß nicht viel über die Geschichte." Jahrelang sei es aber von Frieda Geißendörfer gepflegt und einmal sogar renoviert worden. Mit ihren 99 Jahren könne sie heute nicht hier dabei sein, aber von ihr habe er einige Hintergründe erfahren.
Gebaut aus Dankbarkeit
"Gebaut wurde das Käpelle 1918 von Andreas Hofmann als Dank für die gesunde Heimkehr seines Sohnes Johann Hofmann aus dem Ersten Weltkrieg. Der Bauherr ist nicht bekannt, er muss aber laut Frieda noch ein weiteres Käpella in der Nähe gebaut haben", sagte Adrian.Als Besonderheit werde aber auch berichtet, dass der Großvater von Henri Hofmann, Burkard Hofmann, 1937/38 im Steinbruch von einem Stein getroffen worden und bis zum Käpella gekommen sei. Ferner werde auch von einem Dörfliser berichtet, der auf dem Acker schwer verunglückt sei und es ebenfalls bis hierher geschafft habe. Auf jeden Fall könne man hier um die Fürsprache der Muttergottes bei Gott bitten, für die Menschen, die die Grauen der Weltkriege erlebt haben. In der Gegenwart habe nun Irmgard Derra die Pflege übernommen, und Kilian Rennert habe es für den heutigen Tag renoviert. Dafür sprach ihm Dieter Adrian seinen Dank aus.
Unter das Bibelwort "Eine größere Liebe hat niemand, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde", stellte Diakon Joachim Stapf seine Festpredigt. Er erklärte, dass damit nur in den seltensten Fällen wirklich der Verlust des Lebens gemeint sei. "Sein Leben hingeben" heiße in der Regel viel eher: für jemanden leben, ganz für ihn da sein, ihn begleiten - auch in schweren Zeiten.
"Die Zeit ist ein Stück Leben. Wenn wir sie aufwenden für unsere Mitmenschen, dann geben wir für sie auch Lebenszeit hin." Diese Erfahrung habe übrigens auch Jesus selbst gemacht. Er habe für die Menschen gelebt mit aller Konsequenz, habe sein Leben hingegeben und sei für sie gestorben. Mit seinem Leben, seinem Wort habe er uns Spuren seiner Liebe hinterlassen. An uns liege es, diese Spuren immer wieder neu zu entdecken, ihnen nachzuspüren und sie mit Leben zu erfüllen.
Kopfschütteln über Debatte
Unter einem Feldkreuz, erklärte Diakon Stapf, habe er einmal gelesen: "Willst du sehen Gottes Spur, so betrachte die Natur; willst du aber höher sehen, bleib unter einem Kreuze stehen!" Ein Kreuz, ein Feldkreuz, ein Marterl oder so eine Kapelle, die vor 100 Jahren von Menschen errichtet wurde, denen der Glaube wichtig war, wolle damit für uns eine Spur sein, ein Zeichen der Liebe Gottes zu uns Menschen, ja zu unserer Welt."Es ist bedenklich, dass unsere Gesellschaft diese Spuren oder Wegweiser der Liebe nicht mehr sehen will oder ertragen kann", meinte Stapf. Wenn er nur die momentane Debatte um das Kreuz in Politik und Kirche verfolge, müsse er wirklich mit dem Kopf schütteln und sich fragen, wo diese Wut oder auch manchmal schon Hass herrühre.
Unbehagen wegen Zerstörungen
Ganz aktuell bereiteten ihm die mutwilligen Zerstörungen von Kreuzen und Heiligenfiguren in einigen Bamberger Kirchen Unbehagen. Hier zeige sich, dass christliche Spuren nicht mehr gerne gesehen werden und für viele Menschen schon ein echtes Ärgernis seien."Warum?", fragte der Diakon. "Ohne sie würde uns doch einiges fehlen in unserem fränkischen Land und unserer Heimat. Was wäre unser Land ohne diese Denkmäler des Glaubens, ohne diese Wegweiser des Lebens? Es wäre um vieles ärmer. Es würden nicht nur Denkmäler unserer Kultur fehlen, sondern auch ein wichtiges Zeichen unserer christlichen Identität", gab Diakon Joachim Stapf zu bedenken.
Aufforderung zur Spurensuche
Überall, wo wir ein Kreuz stehen oder hängen sehen, wo eine Kapelle uns zum Gebet und zur Ruhe einlädt, seien wir zu einer Spurensuche aufgefordert. Und es sei immer eine Spur der Liebe zu Gott und zu den Menschen hin. "Vielleicht waren die Menschen vor 100 Jahren, als diese Kapelle gebaut wurde, noch mehr bereit, uns Spuren des Glaubens zu hinterlassen! Ich freue mich über so eine Bereitschaft, die uns heute hier zusammenführt", sagte Stapf. So sollte man öfter mal stehen bleiben, innehalten und dankbar sein über jede geschenkte Lebenszeit.Die vielen Besucher spendeten dem Festprediger für diese nachdenklichen Worte viel Beifall. Neubrunner Dorfmusikanten begleiteten das Fest, bei dem es dann auch ein Weißwurstfrühstück zur Stärkung gab.