"Das habe ich noch nicht erlebt, dass 20-Jährige zu einer Mitgliederversammlung des Bürgervereins kommen." Vorsitzender Ingo Hafenecker, seit Jahrzehnten mit an der Spitze des Vereins, staunte nicht schlecht, als die Nachwuchskräfte am Freitagabend gleich einen ganzen Tisch im komplett besetzten Nebenzimmer des Gasthofes Post füllten. Hafeneckers Glücksgefühle passten eigentlich so gar nicht zum konservativen Image des Bürgervereins: "Kommt Ihr Jungen mit Eueren Ideen, dafür sind wir im Vorstand stets offen", deutete Hafenecker einen möglichen Generationswechsel an.

Und die Hoffnungsträger begeistern sich schon für das nächste Projekt, das der Bürgerverein neben Heimatmuseum und Scheune im Schumacherhaus ins Visier genommen hat: Unter der Regie des Bürgervereins soll das seit Jahren leer stehende Modehaus Xaver Mayr zum "Kunsttempel",so Hafenecker, werden.


Räume für die Gemälde von Willi Schütz

Dort werden ab Herbst die 420 Gemälde des Jagd- und Naturmaler Willi Schütz, der in Baunach geboren und Maroldsweisach aufgewachsen, 1995 verstorben ist und in Lohr begraben wurde, gezeigt. In seinem Testament hat er alle seine Werke, die auch schon auf Ausstellungen in Toronto, Madrid, Monte Carlo und Luzern gezeigt worden waren, dem Eberner Heimatmuseum überlassen. "Der Wert liegt locker über 50 000 Euro", weiß Hafenecker aus Liebhaber-Kreisen solcher Gemälde, die stark von Oskar Kokoschka beeinflusst scheinen.

Der Eigentümer des Xaver-Mayr-Hauses, die Sparkasse Ostunterfranken, überlässt das Gebäude dem Bürgerverein mietfrei als Galerie. Einzig die Betriebskosten in Höhe von rund 200 Euro im Monat muss der Verein schultern. "Es war eine Idee von Landrat Rudolf Handwerker, dass damit auch eine Plattform für die vielen Künstler, die bei uns im Landkreis leben und arbeiten, geschaffen wird", sagte Hafenecker zu den Vorüberlegungen und auch der Foto-Creativ-Kreis Ebern werde mit einziehen und sich bei den Arbeiten einbringen. Außerdem will Vorstandsmitglied Stefan Andritschke auch persönliche Kontakte für überregionale Ausstellungen nutzen. Hafenecker: "Das könnte eine Galerie wie auf der Giechburg bei Scheßlitz werden. Dabei kann ich mir die Räume auch für Lesungen oder andere Veranstaltungen vorstellen." Der Vorsitzender des Foto-Creativ-Kreises, Steffen Schanz, hat schon alte Kameras und Dia-Projektionen im Blickfeld. Hafenecker: "Das kann eine ganz tolle Geschichte werden."


Imposantes Gebäude revitalisieren

Damit ziehe wieder Leben in ein imposantes Haus mit einem malerischen Treppenhaus an einer exponierten Stelle der Stadt - direkt gegenüber dem Fremdenverkehrsbüros - ein, so Hafenecker, und die Schütz-Werke erhalten endlich einen angemessenen Platz, da stets nur ein Teil im Heimatmuseum gezeigt werden konnte und das Gros im Depot blieb. "Wir schaffen damit eine Attraktion für Ebern, weil viele Kunstinteressierte immer wieder nach den Gemälden fragen und wir somit auch Gäste nach Ebern locken."

Innerhalb des Vorstandes herrschte die Meinung, dass "wir das finanziell und auch personell schaffen", so Hafenecker. Und auch bei der Mitgliederversammlung erhob sich trotz entsprechender Nachfrage kein Widerspruch.

Im Gegenteil: Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) frohlockte über die "hervorragende Initiative", die zur Verschönerung der Stadt beitrage und neue Anreize schaffe. "Wir begrüßen es, dass der Bürgerverein dieses Risiko eingeht und ich sichere auch die Unterstützung der Stadt zu." Als Dieter Stojan nachfragte, wie diese Unterstützung der Stadt konkret aussieht, gab sich der Bürgermeister aber bedeckt und verwies auf Absprachen im kleinen Kreis.