"Eigentlich ist es jetzt fast so schön wie im Kujathhaus. Das passt scho!" Ein fränkischer Superlativ, den der kleine Jan da verwendet, wenn er vom neuen Mensa- und Betreuungsgebäude der Grundschule in Ebern spricht. Ein schöneres Kompliment könnte der Bub den Planern und der Stadt Ebern als Bauherren kaum machen. Erst recht, wenn man bedenkt, wie wohl sich die Kinder einst in dem viel zu kleinen und maroden Haus am Rande des Anlagenrings, einer Art "Villa Kunterbunt", gefühlt hatten.

Seit Dezember nutzen sie den Neubau, der anstelle des Kujathhauses errichtet wurde; am Freitag wurde er offiziell eingeweiht. Die Pfarrer Bernd Grosser und Rudolf Theiler segneten das Gebäude und stellten es samt all seiner Nutzer unter den Schutz Gottes. Grosser nutzte den Bibeltext von der wunderbaren Brotvermehrung, um aufzuzeigen, dass Gott daran gelegen sei, einen jeden ganzheitlich betreut, wertgeschätzt und versorgt zu wissen. Dieses Anliegen finde sich auch in dem neuen Gebäude wieder.


Moderner und viel größer

Die Planungen für den Ersatz des Kujathhauses habe schon sein Vorgänger, Robert Herrmann, vorangetrieben, lobte Bürgermeister Jürgen Herrmann. Mit 671 Quadratmetern Nutzfläche und einem umbauten Raum von 3000 Kubikmetern sei die neue Einrichtung nicht nur fast dreimal so groß, sondern auch viel moderner ausgefallen. Das Gebäude komme einem zeitgemäßen Pädagogik- und Betreuungskonzept entgegen, das frühzeitig mit der Leitung der Grundschule und der Arbeiterwohlfahrt abgestimmt worden sei.

Der Bedarf an Ganztagsplätzen sei heute allgemein anerkannt, sagte der Bürgermeister bei der Feier am Vormittag. Somit fördert die Regierung den Neubau (Kosten rund zwei Millionen Euro) mit 1,2 Millionen.


Bürokratie wünscht's eckig

Der Bürgermeister führte aus, dass die Planung geschwungene Wände und organische Formen vorgesehen habe. Die Regierung aber habe das abgelehnt: "Es geht nicht, geometrische Formen zu fördern, das macht das Berechnen zu kompliziert." So beschränkte man sich auf geschwungenes und farbenfrohes Mobiliar, wie er sagte.

Als Fehler bewertete Hennemann die Entscheidung des Landkreises, aus der ursprünglichen Idee eines Gemeinschaftsprojekts für Grund- und Realschule auszusteigen. Wie falsch das war, werde sich zeigen: Im Realschulgebäude sind laut Hennemann zwar Räume für Ganztagsklassen, nicht jedoch für das Mittagessen ein geplant. Alle 30 beteiligten Firmen und Architekt Günther Pollach ernteten Lob des Bürgermeisters für den unkomplizierten Bauverlauf. Einzig beim Trocknen des Estrichs im Frühjahr ergaben sich Verzögerungen. "Kaum zu glauben, dass es einmal zu nass war in diesem Jahr", sagte Hennemann. Die Anlage ist fristgerecht fertig, bis auf die Außenanlagen, die im Herbst bepflanzt werden, und bis auf die Außentreppe.

Architekt Pollach überraschte die Kinder der Orff-Gruppe der Grundschule (Leitung Jutta Helbig), die die Feiern mit Percussion umrahmte, mit Süßigkeiten. Einen symbolischen Hausschlüssel überreichte er an den Bürgermeister, der diesen an die Grundschulleiterin Gudrun Schnitzer sowie Simone Bastian und Maria Treiber von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) weitergab. Die Awo Ebern betreibt die Mensa und übernimmt die Mittagsbetreuung.


Hoher Standard

Die Grundschule sei sich des Luxus und des hohen Standards des Neubaus bewusst, sagte Gudrun Schnitzer. Er biete Platz für Klassenzimmer. Aktuell wachsende Schülerzahlen zeigten den Bedarf. Zudem seien die Räume ideal, um Inklusion, individuelle Förderung und differenzierte Arbeit in Fachräumen zu ermöglichen. Gudrun Schnitzer sprach von einem "fröhlichen Kinderhaus".
An die Anfänge der Betreuungsarbeit durch die Arbeiterwohlfahrt im einstigen Jugendtreff "Obendrin" erinnerte die Awo-Vorsitzende Simone Bastian. Sie sprach den Kraftakt an, der 1990 mit dem Herrichten des Kujath-Hauses verbunden war, den die Jugend unter Leitung von Toni Michels weitgehend in Eigenregie übernahm. Inzwischen sei der Sozialpädagoge Michels Geschäftsführer eines "nicht mehr ganz kleinen Betriebs".

Vor 13 Jahren hatte die Arbeiterwohlfahrt die Ganztagesbetreuung übernommen. "Das war damals Neuland", erinnerte Bastian. Sie würdigte die Anpassungsleistung der Kinder und das Engagement des Teams um Maria Treiber.
Treiber, Leiterin der Ganztagsbetreuung, stellte Konzept und Räume vor, welche den Gästen nach einem Awo-Mittagessen zur Besichtigung offenstanden. Am Nachmittag war die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür geladen.

Der Neubau sucht einen Namen. Bisher liegt ein Vorschlag vor: "Burgstall". Ein solcher habe früher an gleicher Stelle gestanden, argumentiert Kreisheimatpfleger Günter Lipp.




Die Zeittafel für den Bau des Betreuungsgebäudes

2013 erste Planungen

April 2016 Billigung der Pläne im Stadtrat von Ebern

September 2016 Freigabe durch die Regierung

Oktober 2016 Spatenstich

Dezember 2017 Einzug

Juni 2018 Einweihung