Dass Walter Schneider der Abschied aus dem Rathaus nicht leicht fiel, merkte man ihm an. Kurz fiel die Abschiedsrede des sonst nicht ums Wort verlegenen Leiters der Stadtverwaltung aus: "Ich war gerne euer Stadt-Schneider!" Beim Neujahrsempfang der Stadt wurde er offiziell aus seinem Amt verabschiedet.
"Da musst du durch!", hatte zuvor Bürgermeister Erich Stubenrauch (Wählergemeinschaft) gemeint, denn so ganz recht waren Walter Schneider die drohenden Lobeshymnen nicht. Er musste sie über sich ergehen lassen, wenn auch mit einem Glas Weißbier in der Hand.

Bürgernah und stets loyal


Das Stadtoberhaupt attestierte seinem langjährigen Rathauschef, der stets Bürgernähe lebte, eine durchweg loyale und trotz manchmal unterschiedlicher Meinungen reibungslose Zusammenarbeit. Dass Walter Schneider im Stadtratsgremium Ansehen genoss, signalisierte Stadträtin Eva Rügheimer. Sie bezeichnete ihn als kompetenten Ansprechpartner. Lob kam von Rektorin Gisela Schott von der Regiomontanus-Volksschule: "Sie haben uns in all den Jahren nie im Stich gelassen!"
Dass Schneider nicht gänzlich verschwinden wird, machte er schmunzelnd klar: "Im Rathaus habt ihr mich zwar los, aber so ganz kriegt ihr mich doch nicht los!" Als Vorsitzender des Turnvereins Königsberg, Schriftführer bei der Schlossberggemeinde, Mitglied des Kirchenvorstands und Stadtführer wird der "unruhige" Geist weiterhin "seinem Königsberg" dienen.
Den Empfang nutzte Stubenrauch, um sportliche Erfolge zu würdigen, so etwa Tobias Piechaczek, der bei der Schützenweltmeisterschaft eine Goldmedaille mit der Mannschaft errang (Freie Pistole). Dass dies gar nicht so leicht war, wurde allen klar, als der Bürgermeister die kleine Zielscheibe zeigte, deren Schwarzes Piechaczek aus 50 Metern Entfernung getroffen hatte. Auch Inge und Willi Mäusbacher sowie Theo Ankenbrand vertraten Königsberg bei Schießsportwettbewerben auf regionaler und nationaler Ebene mit tollen Ergebnissen.
Eine Überraschung hatten Claus Bittenbrünn und Gerold Snater, die Organisatoren des Weihnachtsmarktes für die Königsberger Kindergärten, die evangelische Kirche und die Regiomontanus-Volksschule parat. Bei der Krippenausstellung in der Marienkirche kamen kleine Spenden zusammen, insgesamt etwas über 1000 Euro, die zu je 250 Euro an Birgit Rohner vom Rot-Kreuz-Kindergarten "Unter der Burg", Gerda Benkert vom evangelischen Kindergarten "Die Arche", Pfarrer Volkmar Botsch und Rektorin Gisela Schott gingen. Bittenbrünn teilte zudem mit, dass die Aktion "Sternstunden" einen stattlichen Erlös von 4000 Euro erbrachte. Gewürdigt wurden ferner Wolfgang Schmitt für 50 sowie Dieter Reiß und Michael Ahne für 75 Blutspenden.

"Babyboom" im Stadtgebiet


Zum Schluss gab Bürgermeister Stubenrauch einen Ausblick. Im Mai machen eine Wanderausstellung zum Thema "Grenzen trennen, Grenzen verbinden" in Königsberg Station, ebenso das Tourismus-Projekt "Abt-Degen-Weintal". Erfreut ist das Stadtoberhaupt über die 27 Geburten 2010 - einen "Babyboom" im Stadtgebiet. Stubenrauch streifte auch die Neuorganisation des Rettungssystems und die Konsequenzen für die Wehren des Stadtbereichs. Ferner soll im Anwesen "Salzmarkt 2" eine Regiomontanus-Ausstellung eingerichtet und die Umbauarbeiten im Rathaus (öffentliche Toiletten, Tourismusbüro) zu Ende gebracht werden. Die im Hallenbad vorgesehene Hackschnitzelheizanlage soll bis zum Beginn des neuen Schuljahrs in Betrieb sein. Auch unangenehme Themen gibt es: So müssen in Kottenbrunn und Köslau Kleinkläranlagen gebaut werden - dasselbe gilt für Junkersdorf und Römershofen. Schließlich stehen Veränderungen an der Biokläranlage in Altershausen an, was die Bürger Geld kosten wird. Zum Thema Leerstände informierte Stubenrauch, dass eine Auflistung zum Verkauf stehender Immobilien sich auf den Internetseiten der Stadt finde.
Für das Stadtsäckel wiegt schwer, dass Königsberg vom Staat wieder keine Schlüsselzuweisungen erhielt. Vorausschauend wurde aber eine Rücklage von 300.000 Euro eingestellt, "sodass wir also nicht gleich schon wieder das Jammern anfangen müssen."