Alle Welt lacht über Michl Müller? Nein, eigentlich lacht man bei Michl Müller über sich selbst. Auch bei seinem Gastspiel in Zeil hielt er seinem Publikum wieder auf seine unvergleichliche Art den Spiegel vor - unverblümt und fränkisch-direkt, denn das Motto seiner neuen Bühnenshow lautet "Müller - nicht Shakespeare". Bis auf den letzten Platz besetzt war die Tuchanger-Halle, denn der "Dreggsagg" aus Garitz ist nach wie vor ein Publikumsmagnet.

Von Geschwurbel und blumigen Formulierungen hält Michl Müller nichts, schließlich ist "Romeo und Julia auch im Grunde bloß Rosamunde Pilcher", stellt er fest. Natürlich hat er sich über Zeil schlau gemacht, schließlich ist sein Abend ein Teil des Programms zur 1000-Jahr-Feier. "Respekt" zollt er für die Feierfreudigkeit der Zeiler - und für die eigene Hymne. "Da komm ich nächstes Wochenende nochmal und sing mit", kündigt er an.


Die Politik bleibt außen vor

Schon die Anfahrt nach Zeil habe ihm gut gefallen. "Aber mit Kreisel habt ihr's, oder? Kannst dir dreimal überleech, ob'st wieder umdrehst." Aber gerade im Mai sei er besonders gern nach Zeil gekommen. "Die Zeit der Marienwallfahrten. Alle sind auf Wallfahrt, nur der Markus Söder net, der is auf Kreuzzug."

Aber sehr politisch wird er nicht, der Michl Müller, er schaut lieber auf die kleinen Leute: Auf die Riesen-Trampolins in den Vorgärten und auf die neuesten Trends in fränkischen Familien. Oma und Opa fahren heute E-Bike "so schnell wie früher im Benz". Er weiß auch, warum die Rentner so wenig Zeit haben, denn Michl Müller liest Statistiken: "Den meisten Sex haben die zwischen 60 und 70-Jährigen - ke Wunner!"

Kein Trend, den Michl Müller nicht hinterfragt: Angrillen und Intimrasur, männliche Körperhygiene und das Nivea-Syndrom, er sinniert über den Tatort und die App für jede Lebenslage. Er macht keine Publikumsnummer mehr, erklärt er - und dann ist Gerald aus Wüstenwelsberg doch der Running Gag des Abends - und die Zuschauer oben auf der Tribüne: "Doppelte Muppets-Show. Wahrscheinlich seid Ihr aus Ziegelanger, oder?"

Michl Müller ist nicht Shakespeare, "bei mir bollerts halt so raus" - und deshalb gelang ihm auch mit "Einmal, Zweimal, Dreimal" wieder kein Lied im Stil von Ed Sheeran, sondern es wurde erneut eher Helene Fischer.


Viel Beifall

Egal ob mit seinen Liedern - die er im Laufe des Jahres alle präsentierte, ob mit seinen Analysen der fränkischen Seele - Michl Müller trifft immer ins Schwarze. Er erzählt vom Kauf eines Boxspringbettes, die Hälfte der Paare im Saal schaut sich an und prustet los.

Donnernder Applaus brandete nach über drei Stunden auf und dankte dem "Dreggsagg aus der Rhön" für einen außerordentlich gelungenen Abend, organisiert von der VHS Zeil.