Das Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" ist ein Projekt zur Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung. Seit 2013 hat sich auch die "Wallburg-Realschule" diesem Ziel verschrieben und macht alljährlich der Schulfamilie auf ganz unterschiedliche Weise bewusst, dass man hier nicht stillschweigend zusehen darf, sondern "Courage" zeigen muss. Diesmal ging es um aktuelle Themen wie die "Nazi-Szene" und den Holocaust, den NSU-Prozess und Pegida bis hin zu Homophobie und Gay-Pride.

Hat man früher immer darüber geklagt, dass der Geschichtsunterricht meist nur aus dem Altertum stattfindet und die Gegenwart zu kurz kommt, so gibt jetzt der Lehrplan auch die Möglichkeit für solche Themen und dies sogar fächerübergreifend. Die Lehrerinnen Corinna Hartwich-Beck (Sozialer Arbeitskreis und Courage-Team) sowie Klassenleiterin Kirsten Christiansen hatten mit der Klasse 9d fächerübergreifend eine Projektpräsentation erarbeitet.


Interaktives Theater

Die Auseinandersetzung mit "Rassismus und Courage" und mit "Toleranz, Respekt & Co" soll nämlich in diesem Schuljahr noch in allen Jahrgangsstufen erfolgen. Dabei werden erst einmal die Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 6 im März in Workshops zu diesem Thema geschult. Die 7. Klassen besuchen im Mai das Theaterstück "saufen - all night long" in der Stadthalle in Haßfurt und "thevo" aus Nürnberg lässt den 8. Klassen mit "wo ist Faris?" ein interaktives Theaterstück über die Radikalisierung von Jugendlichen und die Angst vor Terroranschlägen miterleben. Schließlich werden die 10. Klassen in Workshops mit "DejaWü", einer schwul-lesbischen Jugendgruppe aus Würzburg, zusammenarbeiten.


Einblick in die "Nazi-Szene"

Chiara, Isabel, Nelly und Denise hatten sich die "Nazi-Szene" ausgewählt und beschäftigten sich vor allem mit der Musik, der Kleidung, der Symbolik, aber auch Problemen des Ausstiegs. Sie nannten bekannte Bands aus der Szene wie "Gigi und die braunen Stadtmusikanten" und "Freiwild" und verdeutlichten, wie solche Bands aufgrund ihrer Liedtexte immer wieder Aufmerksamkeit erregen. Die Mädchen hatten auch Kleidung dieser Szene dabei, angefangen von T-Shirts mit rechten Symbolen oder Sprüchen bis hin zum Skinhead-Style.

Auch über die Symbole und Codes wurde informiert und darüber, dass die Szene durchaus auch im Landkreis vertreten ist.
Mit dem "Rassismus früher in Deutschland, in England und den USA" befassten sich Jana Thomann, Emma Zieg und Yana Zimmer. Jana Thomann berichtete von der Reichspogromnacht und der Judenverfolgung. Die Folgen von Kolonialismus und Imperialismus verdeutlichte man anhand des Beispiels von Engländern, die Länder in Afrika besetzten, die Bevölkerung versklavten und die Rohstoffe aus den Ländern brachten.


Flüchtlinge in Bamberg

Interessante Details vermittelte die Gruppe "Rassismus in Deutschland", und Sophia Walde konnte von einem Interview mit zwei Sicherheitsbeauftragten aus der "Kaserne" in Bamberg berichten, die in der Rückführung von Ausländern zuständig sind. In der Bamberger Einrichtung seien derzeit über 1300 Flüchtlinge aus 17 Ländern untergebracht. Für nächstes Jahr gehe man aber von 3500 Bewohnern aus. Sie bekämen,alles, was sie zum Leben brauchten. Ihre Kinder bekämen in der Woche zweimal Deutschunterricht.

Klara Glückert wies aber auch darauf hin, dass weltweit über 65 Millionen Menschen auf der Flucht seien. Hauptgründe seien dafür Bürgerkriege und Armut. Hunderttausende seien auf dem Weg nach Europa, wobei Deutschland und Schweden die bevorzugten Länder wären. Natürlich gebe es auch Probleme. Zudem gingen die Schülerinnen auf die "Pegida"-Bewegung ein und auf die Angst vor einer Islamisierung.


13 Jahre lang unentdeckt

Über die Taten der NSU und den Prozess informierte Luisa Rückert. Sie sprach über die Motive der Täter und erinnerte daran, dass die Täter 13 Jahre unentdeckt geblieben waren. Joshua Weiß beschäftigte sich mit der Politik der AfD und der NPD, die 1964 als Nachfolgepartei der deutschen Reichspartei gegründet worden sei. Letztere habe die gymnasiale Ausbildung abschaffen und die Schüler getrennt zwischen deutschen und Ausländerklassen unterbringen wollen. Die AfD sei jedoch erst 2013 gegründet worden.
"Ist schwul cool?" lautete die Frage der nächsten Gruppe mit Leon Basel, Julian Lazaro, Raphael Giehl und Elias Müller, die über "die dunklen Seiten der Homophobie" und zu dem "Glitzern des Schwulen Stolzes" sprachen. Dabei stellten sie die Regenbogenfahne, das Erkennungszeichen dieser Bewegung, in den Mittelpunkt , erläuterten die Sicht der Weltreligionen und sprachen die gesetzlichen Probleme für Homosexuelle in den letzten Jahrzehnten an.
Laura Caruana, Niklas Oppelt, Albin Mehmeti und Michelle Barthelmes forderten "Gib dem Rassismus keine Chance" und gingen auf den Rassismus im Alltag und in den sozialen Netzwerken ein. Im Alltag spüre man immer wieder verschiedenste Formen von "Mobbing", darunter insbesondere aus rassistischen Gründen. Dabei gehe es oft um Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe von anderen nicht geduldet würden. Vorurteile und Stereotypen prägten das Bild. Auch der "Rassismus im Internet" wurde angesprochen. "Meinungsfreiheit heißt nicht, dass man überall hetzen darf", heiß es und: "Ein Internet mit weniger Hassrede wäre ein Internet mit weniger Bedrohung!"
Auch das Thema "Courage" kam nicht zu kurz: "Courage bedeutet Mut. Wer Courage zeigt, ist mutig. Courage lohnt sich" waren hierzu die Schlagworte.
Eine Besonderheit war, dass jede Gruppe zu ihrem Thema auch ein kreatives Produkt erstellen musste. So entstanden Modelle, Reportagen oder ein Kurzfilm. Schließlich wurden die Vorträge teilweise in Deutsch, aber auch in Englisch präsentiert, um der fächerübergreifenden Zielsetzung gerecht zu werden.