Gottesdienst einmal anders. Die evangelischen Kirchengemeinden Ebern und Jesserndorf mit Pfarrer Bernd Grosser laden öfter zu "besonderen Gottesdiensten" ein. So auch am Samstagabend in der Christuskirche Ebern und hinter dem Gotteshaus unter dem blauen Abendhimmel im Freien.
Die Besonderheit diesmal: Pfarrer i.R. Dietmar Lorentzen, geboren in Berlin, feierte auf den Tag genau sein 50. Ordinationsjubiläum. Er wirkte zuletzt zwölf Jahre segensreich in den beiden Kirchengemeinden, bevor er in den Ruhestand trat und mit seiner Frau Hedwig nunmehr in Ebern wohnt. Menschen, die Pfarrer Lorentzen in Ebern näher begleiteten, waren zu seinem Jubiläum gekommen.


Der Sinn des Lebens

Pfarrer Bernd Grosser, auch seit 2008 stellvertretender Dekan des Dekanats Rügheim, sagte, dass eine Ordination ein "gewaltiges großes Fest" sei, und es biete sich an, das 50. Ordinationsjubiläum zu feiern. Die Person, um die es bei dem Festgottesdienst im Besonderen ging, Pfarrer in Ruhestand, Dietmar Lorentzen, sagte: "Ich möchte mal erzählen, wie es bei mir gelaufen ist Pfarrer zu werden. Zuerst einmal muss man Christ werden. In dem Ort wo ich geboren bin hatten wir eine religiöse Woche bei der viel über den Sinn des Lebens gesprochen wurde."
Der dortige Pfarrer damals, Johannes Busch, habe ihn mit seiner Aussprache so fasziniert, dass er jeden Abend hingegangen sei. "Nachdem ich vieles gehört hatte, schoss es mir durch den Kopf Pfarrer zu werden", sagte der 79-jährige Geistliche" und fügte hinzu, dass er von seiner Ehefrau Hedwig auf diesem Weg bis zum heutigen Tag liebevoll unterstützt wurde.


Reich und vielfältig

Pfarrer Bernd Grosser ging in seiner Predigt auf das "reiche und vielfältige Pfarrersleben" von Dietmar Lorenzen ein. Theologie habe er in Münster, Tübingen und Bonn studiert. Für den Pfarrer i.R. Dietmar Lorentzen begann im Herbst 1965 die Vikarszeit mit Stationen beim CVJM-Westbund in Wuppertal-Barmen, in der Gemeinde Feudingen im Wittgensteiner Land und schließlich im Schulvikariat in Münster.
1968 habe dann der erste Einsatz auf einer Pfarrstelle begonnen. Das war in Marsberg im Sauerland, wo auch die Ordination von Dietmar Lorentzen stattfand. "Als Hilfsprediger, so wurden damals die Pfarrerskandidaten genannt, hat Pfarrer Lorentzen begonnen, und es folgten weitere neun Jahre als regulärer Pfarrer."


1976 in die Haßberge

Im Sommer 1976 kam dann die Pfarrfamilie nach Friesenhausen in den Haßbergen, wo der Geistliche zehn Jahre wirkte. Grund der "Auswanderung" sei das Begegnungszentrum für die Einheit der Christen auf Schloss Craheim gewesen. "Das hatte wohl eine Ausstrahlung bis ins Sauerland", so Pfarrer Grosser. Von 1986 bis 1990 sei er dann im Pfarramt St. Martin in Weiden seelsorgerisch tätig gewesen.
"Die Haßberge waren aber zu diesem Zeitpunkt den Lorentzen schon sehr ans Herz gewachsen, und als die Pfarrstelle in Ebern frei wurde, zog es sie wieder zurück in die neu gewonnene Heimat", sagte Pfarrer Bernd Grosser. Von Herbst 1990 bis zum Jahr 2003 währte sein Dienst in der Kirchengemeinde Ebern, und dieser sollte eigentlich noch länger, bis zu seinem Ruhestand andauern.


Von Krankheit erholt

Eine Krankheit jedoch hat das verhindert, und Pfarrer Lorentzen musste vorzeitig seinen Ruhestand antreten. "Aber nachdem er sich von seiner Krankheit erholt hatte war er, ausgehend von seinem Ruhestandssitz in Jesserndorf, nun ehrenamtlich bereit, Dienst für Gemeinden zu tun. Er half nicht nur in Ebern und Friesenhausen sowie anderen Stellen des Dekanats aus. Nicht nur ich hier in Ebern als ihr Nachfolger sondern auch andere Pfarrerskollegen haben von ihrem Einsatz viel Entlastung erfahren", sagte Bernd Grosser.
Allerdings habe es die Gesundheit nötig gemacht, seinen Dienst für die Gemeinden immer mehr einzuschränken. Seit 2015 wohne das Pfarrersehepaar Dietmar und Hedwig Lorentzen wieder in Ebern "quasi im Schatten unserer Christuskirche, wo beide lange Jahre, auch im Posaunenchor gewirkt haben", so Pfarrer Grosser.


Reisen und Musik

Pfarrer Dietmar Lorentzen habe Menschen in besonders intensiven Phasen ihres Lebens begleitet, ob bei persönlichen Problemen und Notlagen, bei Taufen, Hochzeiten oder Bestattungen und bei vielen Lebenslagen mehr. All das habe das reiche Pfarrersleben des Jubilars reichlich ausgefüllt. "Zwei Dinge haben Pfarrer Lorentzen und seiner Frau besonders Freude bereitet und stechen hervor. Das eine sind die Reisen nach Taizee mit Gemeindegruppen oder privat mit dem Auto ins Baltikum und weiter nach Skandinavien.
Und das andere ist die Liebe zur Musik, zur Posaunenmusik im Besonderen. Die Posaunenchorarbeit hat Lorentzens Pfarrersleben begleitet. Drei Posaunenchöre hat er gegründet bzw. wiedergegründet, in Marsberg, in Nassach und in Aidhausen. Und in unserem Eberner Posaunenchor hat er sich aktiv in die Nachwuchsarbeit gestürzt. Pfarrer Lorentzen kann mit Fug und Recht als Posaunenpfarrer bezeichnet werden", sagte Pfarrer Bernd Grosser.


Dankbarkeit

An seinem Amtskollegen Dietmar Lorentzen gewandt, sagte Pfarrer Bernd Grosser und fuhr fort: "Lieber Herr Lorentzen, sie haben Grund zur Dankbarkeit, trotz mancher Anfechtungen oder Beschwerlichkeiten mit der Gesundheit. Wir als Gemeinde haben Grund zur Dankbarkeit, dass sie in unseren Gemeinden gewirkt haben. Heute, an Ihrem Ehrentag, wollen wir sie noch einmal unter dem Segen Gottes stellen, wie das vor 50 Jahren bei ihrer Ordination geschah."
Pfarrer Grosser segnete Dietmar Lorentzen im Kreise seiner Familie. Bewegend war, als die Kinder des Jubilars ihre persönlichen Fürbitten für ihn und ihre Mutter vortrugen. Mit einem Lieblingslied von Pfarrer Lorentzen, "Der Mond ist aufgegangen", endete der beeindruckende Gottesdienst für den ehemaligen evangelischen Pfarrer von Ebern.