Mit Dirigent Dimitry Braudo als "Piloten" kam es bei der musikalischen Weltreise der Stadtkapelle Eltmann zu interessanten Stopps in Österreich, Ungarn, Russland, Amerika und Afrika. Die Kapelle zeigte bei ihrem traditionellen Frühjahrskonzert ihr musikalisches Top-Niveau und die ganze Bandbreite ihres Könnens, angefangen bei den Solisten, die ihr Instrument bravourös beherrschen, bis hin zu den unterschiedlichsten Sounds des gesamten Blasorchesters.
Ein fulminanter Auftakt erfolgte schon mit dem Konzertmarsch "unter dem Doppeladler" des österreichischen Marschkönigs Joseph Franz Wagner, der inzwischen als "Weltmarsch" bezeichnet wird und als offizieller Marsch des 1. Österreichischen Artillerie-Regiments gilt. Die Stadtkapelle meisterte ihn mit seinem feinen Dynamikwechsel und seiner Artikulation bestens.


Bläserklasse übt fleißig

Vor der Bühne fieberten dann schon die Jüngsten ihrem Auftritt entgegen, die Bläserklasse unter ihrem Leiter Bernhard Rippstein. Die elf Mädchen und Buben üben seit eineinhalb Jahren in diesem Projekt. Bei dieser Ausbildung stehe auch der Spaß im Vordergrund, erklärte Rippstein. Mit ihrem "American Petrol" oder der "Pinguin Parade" verdienten sich die Kinder großen Beifall.
"Wiener Melange" ist eigentlich eine der bekanntesten Kaffeespezialitäten. Mit der "Wiener Melange" von Johann Strauss bot eine Mischung aus Walzermelodien eine Hommage an das Wiener Lied und die Cafehaus-Musik vergangener Zeiten. Ein völliger Gegensatz dazu war dann die "Kilkenny-Rhapsodie", die fast etwas romantisch die "grüne Insel" Irland musikalisch schemenhaft aus dem Nebel auftauchen ließ. Fast schon etwas folkloristisch wirkten die ruhigen romantischen Melodien oder Tänze, die vom Klang der Flöten oder der kleinen Trommel geprägt waren und melancholische Weisen in den Vordergrund rückten, wie sie in den Pubs zu Hause sind.
Vielleicht nicht so sehr von seinem Titel als von seinen gigantischen Posaunen-Solis kennen die meisten den Klassiker der modernen Unterhaltungsmusik "Matrimony". Hier zeigten die drei Posaunisten als Solisten bei diesem Sambastück, wie sie ihr Instrument mit einer abwechslungsreichen Rhythmik und eingängigen Harmonie beherrschen. Aber auch der übrige Klangkörper verstand es, diesen Welthit durch seine Untermalung zu einem besonderen Hörgenuss werden zu lassen.
Plötzlich fühlten sich die Zuhörer bei der "Africa Symphony" auf den afrikanischen Kontinent versetzt. Der Moderator hatte schon auf diese andere Welt eingestimmt, als die Bläser den Trommeltakt aufnahmen und man das eine oder andere Tier im Busch hören konnte. Fast alle Instrumente hatten dabei ihre besondere Aufgabe, und Posaunen, Tenor- oder Waldhörner imitierten die Tierlaute.
Schon mit den nächsten Takten verbreitete sich nostalgische Stimmung, denn es wurde mit der Erkennungsmelodie für den Glenn-Miller-Sound "Moonlight-Serenade" an die Hochzeiten des Swings erinnert. Dabei traten die Saxophone in den Vordergrund und wurden von den Klarinetten geführt. Im Hintergrund blieben dabei alle anderen Instrumente, und selbst die Trompete wagte sich nur dazwischen, sorgte aber mit Schalldämpfer für den eigenwilligen Klang und Sound. Dafür gab es spontanen Beifall.
Dass der Stadtkapelle um den Nachwuchs nicht bange sein muss, demonstrierte das Jugendorchester Eltmann mit den "Harmonie Kids" aus Ebelsbach unter der Leitung von Werner Lehrieder, die von den beiden Vorständen Markus Reinwand, Ebelsbach, und Alexander Alka, Eltmann, auf der Bass-Tuba unterstützt wurden. Seit einiger Zeit pflegen die beiden Vereine eine enge Zusammenarbeit und können sich nun schon über ein starkes Jugendorchester von Mädchen und Buben im Alter von zehn bis 14 Jahren freuen. Bei ihrem Auftritt mit Tiermasken beim "Circus-Marsch", mit Hüten bei "Everybody needs somebody to love" oder sogar mit den Gesangseinlagen bei "Ghostbusters" oder "Hans bleib do, du wasst ja net, wies Wetter wird" zeigten sie ganz deutlich, wie viel Spaß ihnen das alles in der Gruppe macht.


Der feurige Czardas

Dann war die Bühne wieder für das Blasorchester der Stadtkapelle frei. Mit der "kleinen ungarischen Rhapsodie" versetzte dieses die Zuhörer in die ungarische Puszta und vereinte dabei feurige und melancholische Klänge sowie bekannte Ohrwürmer. Dabei klangen Liebe und Leid aus dem Leben der Zigeuner an, die Klarinetten schluchzten und imitierten die traditionelle Geige, und natürlich erklang auch der feurige Czardas aus der Dorfgaststätte. Klarinetten, Waldhörner und Bariton sorgten hier für den unverkennbaren Sound und gingen den Rhythmuswechsel intensiv mit.
Schon war man wieder über den großen Teich bei "Latin Gold", einem fetzigen Medley mit beliebten Latin-Hits wie "Tequila", "Oye Como Va" oder "La Bamba", bei denen auch die Musiker am Schlagwerk gefordert waren, die noch dazu mit Sombreros auf sich aufmerksam machten.
Ein Abstecher nach Russland durfte nicht fehlen, zumal Dirigent Dimitry Braudo ja aus Moskau stammt und dort im Staatsorchester als Oboist spielte. Der Musik-Profi ging die Melodien aus seiner Heimat wie "Moskauer Nächte", "Wolga-Schlepper", "Das Lied der Taiga" oder "Bubliczki" in besonderer Weise mit. Zum letzten Stück "Udo Jürgens live" wurde ihm dann auch noch von den Moderatoren Alexander Alka und Klaus Reitz der für Udo Jürgens bekannte weiße Mantel überreicht, und die Stadtkapelle setzte einen weiteren Höhepunkt mit Ohrwürmern wie "Aber bitte mit Sahne", "Merci Cherie" oder "Griechischer Wein".
Der tosende Beifall forderte Zugaben heraus. Darunter war noch der "Böhmische Diamant", eine wunderschöne böhmische Polka mit tollen Solo-Einlagen von Flügel- und Tenorhörnen sowie den Baritons.