Bernhard Panzer

Auch wenn es sich um ein uraltes Gebäude handelt, so will die Stadt dessen Sanierung doch zügig angehen. Auch schon deshalb, weil im Zuge der Umbau-Vorbereitung im Gebäude ja eine massive Steinmauer aufgetaucht ist, die umfassend untersucht werden muss. Das gebieten schon die Verpflichtungen hinsichtlich des Denkmalschutzes.
So herrschte zunächst ein paar Tage lang Ruhe auf der Baustelle des historischen Seelhauses am Kirchenplatz. Ein Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalschutz sah sich vor Ort um und empfahl der Stadt, die Hilfe von Mittelalter-Archäologen in Anspruch zu nehmen (der FT berichtete ausführlich). Das ist inzwischen eingeleitet: Am Mittwochmorgen sah sich eine Archäologin in dem aus dem Jahre 1458 stammenden Seelhaus um.
Da ging es freilich nur um eine erste Betrachtung. Die Expertin erläuterte ihre mögliche Vorgehensweise und will nun der Stadt ein Angebot unterbreiten. Dann werde mit dem Amt für Denkmalpflege abgeklärt, dass die erforderlichen Grabungen durchgeführt werden, erläuterte Albert Geinzer vom Bauamt der Stadt. Wichtig ist für den Rathaus-Mitarbeiter, dass nicht lange gewartet wird: "Es ist in unserem Interesse, dass es zügig voran geht."
Geplant sei auf jeden Fall eine Dokumentation der Löcher, die schon gegraben worden sind, also vor allem auch am Standort des Mauerfunds. Weiterhin müssen laut Geinzer ohnehin die noch restlichen Böden, wie Beton und teerhaltiger Belag, entfernt werden. Dann sind weitere Grabungen im Erdreich angedacht. Denn vorrangig soll nun geklärt werden, ob der steinerne Wall die Reste einer Mauer oder ein Fundament sind und ob der Fund aus der Zeit des Seelhauses (Mitte 15. Jahrhundert) oder älter stammt.


Spekulationen um den Königshof

Der Fund hatte schon deshalb für Spannung gesorgt, weil im Umkreis des Kirchenplatzes ja auch der einstige Königshof gelegen haben könnte - eine Einrichtung, die es in Uraha wie auch an anderen Plätzen im Regnitzgebiet und dessen Umgebung gegeben haben muss. Damit könnte eventuell nachgewiesen werden, dass die Besiedelung an der Aurach in das achte Jahrhundert oder noch weiter zurückgehe.
Ungeachtet der archäologischen Arbeiten läuft die Sanierung weiter, wo das möglich ist. Und regelmäßig finden auf der Baustelle Besprechungen der Beteiligten statt. Beispielsweise sah sich am Mittwochvormittag Dirk Gaal um, dessen Büro für die Planung der Haustechnik verantwortlich ist. Ebenso spannend wie die Geschichte des Fachwerkhäusleins ist auch sein Auftrag, denn trotz Denkmalschutz wolle man ja auf dem neusten Stand der Technik sein und eine energetische Sanierung anstreben. Eine Herausforderung ist da beispielsweise das Trockenhalten der Mauern. Das alte Haus ist ja nicht isoliert und durchfeuchtet. Eine Dämmung von außen kommt nicht in Frage, deshalb setzt Gaal auf eine Sockel-Heizungs-Temperierung. Damit soll das Mauerwerk getrocknet werden.
Dass nun Spuren eines womöglich noch viel älteren Gebäudes aufgetaucht sind, das hält der Herzogenauracher für spannend. Das sei ein Stück Herzogenauracher Geschichte und müsse dokumentiert werden. Und es sei wichtig, dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Aus dieser Sicht sei es ein Segen, dass das Haus der Stadt gehört. Denn manch Privatmann "hätte schon längst eine Betonplatte drüber gemacht."
Unterdessen hat die Baufirma die Kaminaufbauten auf beiden Seiten des Dachs abgebaut. Diese werden nicht mehr gebraucht.