Selbsterkenntnis soll ja der erste Weg zur Besserung sein. Und das geschieht ganz einfach, wenn man sich - und auch anderen - einen Spiegel vorhält. Das tut die Theatergruppe "Eigen-Sinn" des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums mit ihrem "Lehr.Stück Betaversion2k18" am Donnerstag und Freitag (19. und 20. April) jeweils ab 20 Uhr in der Dr.-Stammberger-Halle.
Zur Aufführung kommt eine selbst geschriebene szenische Collage zum Thema "Schule und Erziehung" anlässlich der 625-Jahr-Feier des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums. Über ein Jahr lang haben die Schüler recherchiert, Interviews geführt und in der Literatur gesucht. Der ursprüngliche Plan war (eben zum Schuljubiläum), auch einen historischen Überblick durch die Jahrhunderte zu geben. Daraus entstand im Lauf der Arbeit aber die Idee, sich kabarettmäßig, ironisch-satirisch mit diesem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln auseinanderzusetzen und das Ergebnis darzustellen.
Entstanden ist eine szenische Collage, aber ohne historische Einordnungen. Szenen der zu allen Zeiten immer gleich bleibenden Beziehungen und Antipathien, Ansprüche und Ablehnungen, individuellen Gegebenheiten und Zwänge in Gruppen, die in ironischer Überziehung die Realität fast noch genauer abbilden. Lehrer, Schüler, Sekretariat, Direktorat und Eltern werden darin auf die Schippe genommen, aber damit auch (über)deutlich nachgezeichnet.
Es geht um prä-, hoch- und postpupertäre prinzipielle Ablehnung von elterlichen "wohlgemeinten Ratschlägen", aber auch um ganz individuelle persönliche Befindlichkeiten einzelner Schüler. Um die Schrullen von Lehrern, aber auch um die Schrullen von Schülern. Und um die Schule MGF an sich.
Das Stück selbst stellt eine Theaterprobe dar ("Betaversion" meint ein Programm, das an sich fertig ist, aber in der Realtät noch nicht hinreichend ausgetestet ist). Einmal wird noch geprobt, ein anderes Mal sind die Szenen bereits fix und fertig. Dazwischen unterbrechen Reportagen über die Proben die Proben selbst - bis hin zu Werbeeinschüben wie im Privatfernsehen. Eine durchgehende Handlung gibt es nicht. Die einzelnen Szenen stehen für sich und stellen jeweils einen von vielen Aspekten des Themas "Schule und Erziehung" dar.
"Theater in der Schule als Teil des schulischen und sozialen Lernens trägt nicht nur zur inneren Schulentwicklung bei, sondern stellt darüber hinaus auch die theaterästhetische Erfahrung der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt. Neben der Ausbildung von Ich-Kompetenzen sowie Sozialkompetenzen werden unter anderem auch ästhetische Kompetenzen entwickelt. Sämtliche dieser Schlüsselqualifikationen bereiten die Schüler in vielfältiger Form auf ihr späteres Berufsleben vor", umreißt Theaterlehrerin Bianka Zeitler Zielsetzungen von Theater als Unterrichtsfach.
Die MGF-Theatertruppe wird vor allem durch einwandfrei getaktete Gruppenszenen glänzen - durch das, was man früher "Disziplin" nannte, jetzt aber "Teamwork" heißt.