Jochen Berger

Schon die Lautsprecher-Durchsage ließ nichts Gutes ahnen: "Herr Frömming und Frau Schulze bitte ins Intendanzbüro" tönte es in der Premieren-Pause von Antonin Dvoráks "Rusalka" durch das Landestheater. Wenn der Kaufmännische Direktor und die Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros derart dringlich gesucht werden, müssen ernsthafte Gründe vorliegen.


Gravierende Indisposition

Denn schon vor Beginn der Premiere war Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig vorsorglich vor den Vorhang getreten und hatte das Publikum um Nachsicht für Milen Bozhkov gebeten. Der Tenor, der die männliche Hauptrolle des Prinzen in Dvoráks "Lyrischem Märchen" übernahm, hatte unter einer gravierenden Indisposition zu leiden, ausgelöst durch eine heftige Allergie-Attacke.
Nach der Pause hat das Publikum dann Gewissheit: Die Premiere der "Rusalka"-Neuinszenierung wird abgebrochen. Vor dem geschlossenen Vorhang baten Roland Kluttig und Fritz Frömming um Verständnis. "Sie haben gehört, wie sich Milen Bozhkov gequält hat", sagte Kluttig und verwies darauf, dass der noch anstrengendere Teil der Partie nach der Pause gekommen wäre.
Und der Kaufmännische Direktor betonte, dass es zum Abbruch der Aufführung keine Alternative gegeben habe: "Milen Bozhkov weitersingen zu lassen, wäre unmenschlich gewesen. Wir hoffen jetzt natürlich, dass seine Stimme keinen Schaden erlitten hat." Am Nachmittag des Premierentages hatte Bozhkov eine Allergie-Attacke erlitten und sich mit einem telefonischen Hilferuf an Roland Kluttig gewendet. Ein Ersatz war dann derart kurzfristig nicht mehr zu finden. Schon in der Pause hatten sich viele Gespräche im Publikum um den bei vielen Opernfans in Coburg beliebten Tenor und seine Stimme gedreht.


Allergische Attacke

Denn unüberhörbar war, wie sehr Bozhkov durch die Auswirkungen der allergischen Attacke auf seine Stimmbänder gehandicapt war. Sprach die Stimme mit einiger Anstrengung in der mittleren und tieferen Lage immerhin noch einigermaßen an, so konnte er in der hohen Lage nur noch markieren oder musste gar völlig verstummen.
Erstaunlich, dass sich Bozhkov darstellerisch durch diese Indisposition zunächst scheinbar kaum beeindrucken ließ. Stimmlich freilich geriet die Aufführung für den Sänger zunehmend und hörbar zur Tortur.
Dieser Premieren-Abbruch ist der negative Höhepunkt einer Reihe von krankheitsbedingten Problemen, die das Landestheater seit Jahreswechsel zu verkraften hatte. Schon die Premiere von Gioacchino Rossinis Oper "La Cenerentola" Anfang Februar stand unter sehr unglücklichen Vorzeichen. So hatte der vorgesehene Regisseur krankheitsbedingt unmittelbar vor Probenbeginn direkt nach Weihnachten abgesagt und musste höchst kurzfristig ersetzt werden.
Bei der Premiere musste dann der Bariton Franz Xaver Schlecht, der den Diener Dandini verkörperte, stimmlich kapitulieren und spielte seine Rolle stumm, während ein wenige Stunden zuvor aus Regensburg verpflichteter Gast neben der Bühne stehend sang.