Veronika Schadeck

Sie begann mit den Landkreisen und endete sechs Jahre später bei den Gemeinden. Vom Juli 1972 bis zum Mai 1978 machte die Gebietsreform aus dem kommunalen Fleckerlteppich in Bayern ein modernes Verwaltungsparkett. Auch die Gemeinde Küps war betroffen. Aus diesem Grund lud Bürgermeister Bernd Rebhan (CSU) am Mittwochabend zu einer Feierstunde ein. Dabei kamen der Altlandrat Heinz Köhler und der Altbürgermeister Raimund Schramm zu Wort. Zeitzeugen also, die stark in dem damaligen Prozess involviert waren.
Beide Redner brillierten nicht nur mit einem umfangreichen Wissen, sondern sie konnten mitunter auch gewisse Emotionen nicht verbergen. So appellierte Raimund Schramm abschließend: "Die Zukunft liegt nun an Euch - meine ist es nicht mehr!"


Hitzige Debatten

Aber auch der Humor kam nicht zu kurz, beispielsweise als Köhler davon erzählte, dass die Johannisthäler, Theisenorter und Neuseser den Gedanken hatten, zusammenzugehen, schon deshalb, weil alle drei Bürgermeister das rote Parteibuch und die Küpser mit Raimund Schramm einen "Schwarzen" hatten. Heute ist Küps mit über 8000 Einwohnern und acht Ortsteilen die zweitgrößte Gemeinde. Den Ausführungen nach wurde deutlich, dass der Prozess dieser Gebietsreform alles andere als glatt über die Bühne ging.
Heinz Köhler sprach von "Jahrhundertreformen". Die Zahl der Landkreise reduzierte sich am 1. Juli 1972 von 143 auf 71 bayernweit. Bei der Gemeindegebietsreform, die am 1. Mai 1978 in Kraft trat, reduzierten sich die Gemeinden von 7073 auf rund 2000. Während sich in der Landkreisgebietsreform in Kronach wenig änderte, hat die Gemeindegebietsreform ihre Spuren hinterlassen. Aus 96 wurden 18 Gemeinden.
Der ehemalige Ministerpräsident Alfred Goppel (CSU) sei es gewesen, der die Gebietsreform in 1967 ankündigte. Ein im Jahre 1969 errichtete Fördertopf sollte den Zusammenschluss erleichtern. Ziel sei es gewesen, leistungsfähige Gemeinden zu schaffen, bei der die 5000-Einwohnergrenze als Maßstab galt.
Köhler sprach davon, dass die erste Eingemeindung zum Jahre 1970 erfolgte. Damals kam Brauersdorf zu Rothenkirchen. Zwei Jahre später wurde mit Hochdruck an der Gebietsreform gearbeitet. Eingerichtet wurde eine Spezialgruppe im Landratsamt. Bürgerversammlungen waren an der Tagesordnung. Ein Problem, so Köhler, sei die 5000-Einwohnergrenze gewesen.
Was Johannisthal betrifft, so sprachen sich die Bürger im Jahre 1975 für eine Eingemeindung nach Küps aus - entgegen der offiziellen Meinung im Gemeinderat. Theisenort folgte. Neuses wehrte sich gegen eine Eingemeindung nach Kronach. Sie wollten eine Verwaltungsgemeinschaft mit Weißenbrunn und richteten eine Petition an den Landtag. Als dies keinen Erfolg brachte, richteten sie eine "Popularklage" im September 1977 an den Bayerischen Verfassungsgerichtshof, der dies jedoch auch ablehnte.
Altbürgermeister Raimund Schramm ging auf die Neuordnung der Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg und auf die Gebietsreform ein. Ernst Hanna, der bis 1972 im Amt war, hatte nach seinem Antritt 1948 vor allem mit der Beseitigung der Kriegszerstörungen zu kämpfen. Noch kurz vor dem Ende des Krieges war Küps von US-amerikanischen Streitkräften beschossen worden. Danach musste Baugelände für Industrie, Gewerbe und Wohnhäuser erschlossen werden. Eine Schule musste gebaut werden. Man benötigte eine Straßenbeleuchtung - ein neues Rathaus und vor allem Straßen. "Staatliches Geld gab es nicht!", so Schramm.


Neun Gemeindeteile

In seine Amtszeit fiel schließlich die Gemeindegebietsreform, durch die Küps heute neun Gemeindeteile besitzt. Nicht alle kamen ganz freiwillig und mit großer Freude, letztlich konnten jedoch alle "unter einen Hut gebracht werden". Die Gebietsreform, so Schramm, hatte unter anderem die Notwendigkeit eines Schulzentrums zur Folge. 1973 wurde der Abwasserzweckverband Kronach-Süd gegründet. Die Flurbereinigung wurde in einigen Gemeindeteilen durchgeführt; es gab Dorferneuerungsmaßnahmen, den Bau der Hochwasserfreilegung und den Ausbau von Sportplätzen.
Schramm bezeichnete abschließend die kommunalen Investitionsprogramme als einen Segen. Er appellierte aber auch, sorgsam mit den Mitteln umzugehen.
Bernd Rebhan meinte eingangs, dass er - nachdem er nun über ein Jahr im Amt sei, ein Gefühl der Demut habe. Außerdem: "Ich habe großen Respekt von der Arbeit meiner Vorgänger!"