Mit einer besonderen Führung hat der Briefmarkensammlerverein Lichtenfels um seinen Vorsitzenden Matthias Müller der lokalen Postgeschichte neues Leben eingehaucht.

Philatelisten und interessierte Bürger folgten der Einladung des Vereins und erfuhren dabei von Stadtführer Günter Lutz spannende Details zur historischen Entwicklung des Postverkehrs in der Korbstadt. In einer detailgetreuen Uniform eines Postillons aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm der Stadtführer, selbst ein ausgewiesener Kenner der Materie mit 50 Jahren Berufserfahrung bei der Deutschen Post, die Zuhörer mit auf eine Zeitreise – von den bescheidenen Anfängen der Post bis hin zu ihrer Privatisierung Ende des 20. Jahrhunderts.

Lichtenfels wurde mit dem Bau eines Postamts und einer Paketumschlaghalle in den Sechzigerjahren zu einem bedeutenden Knotenpunkt der Post in Franken. Die Korbstadt erreichte einst den drittgrößten Umsatz in Bayern, nachdem die Post ein modernes Verteilzentrum einrichtete. Eine zentrale Rolle spielte dabei die Paketbeförderung der Firma Baur aus Burgkunstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem wichtigen Faktor wurde. Dieses Wachstum machte die Post zu einem großen Arbeitgeber der Stadt. Beendet wurde diese Erfolgsgeschichte jedoch durch die Privatisierung der Deutschen Bundespost in den Neunzigerjahren, die letztlich dazu führte, dass in Lichtenfels heute nur noch eine privat geführte Postagentur existiert.

Günter Lutz bereicherte die Führung mit zahlreichen Anekdoten. Er erzählte von früheren Postboten , die bezahlte Mittagspausen in Gaststätten genossen, und von dramatischen Ereignissen wie Raubüberfällen und Unterschlagungen. Ein solcher Vorfall endete in den Dreißigerjahren mit der Hinrichtung eines Bürgers, der Gelder der Post unterschlagen hatte.

Die Veranstaltung endete mit einem geselligen Beisammensein in der Brauerei Lippert. Der Beitrag des Briefmarkensammlervereins fand viel Anklang, was abzulesen war am großen Applaus der Teilnehmer. red