Wer am Samstagvormittag beim Landratsamt vorbeifuhr, der könnte sich über die Ansammlung an Bussen und Menschen gewundert haben. Doch was dort stattfand, folgte einem Motto: „Gemeinsam besser ankommen im Landkreis Lichtenfels “. Die Eröffnungsfeier der neuen Stadtbuslinien zog ordentlich Besucher mit Interesse an Informationen an. Großer Bahnhof für Busverkehr – so könnte man nennen, was an diesem Tag über Stunden hinweg diesem Betriebsmittel als Wertschätzung entgegengebracht wurde.
Die Gäste, die sich dazu einfanden und Reden hielten, waren auch gewichtig: Andreas Mäder beispielsweise, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN), oder Markus Fischer, Oberfrankens Niederlassungsleiter des „Omnibusverkehrs Franken“ (OVF), einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn . Was ihre Anwesenheit erklärte? Stadt und Landkreis sind ans Netz des VGN angebunden und die Fahrpreise sind auch hinsichtlich dessen kalkuliert. Und wer die Nummernschilder mancher Stadtbusse in den Blick nimmt, wird sehen, dass dort ein N für Nürnberg steht.
Letzte Lücke geschlossen
Der offizielle Grund für das feierliche Beisammensein aber hat mit dem 1. September zu tun. Dann startet die neue Stadtbuslinie in Lichtenfels , die der Landkreis Lichtenfels als Aufgabenträger des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) von der Stadt Lichtenfels übernommen hat. Sie „gilt als der letzte Baustein im öffentlichen Personennahverkehrskonzept des Landkreises“. So sollte es Landrat Christian Meißner ausdrücken, der, die Blaskapelle Schwürbitz im Rücken, eine umfangreiche Begrüßungsrede hielt. In ihr suchte er eine Menge herauszustellen: die Gründe, die Hintergründe und die Vorteile für die Bürger.
Nach dem neuen Konzept stehe „die Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen im Vordergrund“ – will heißen: Jeder Ort im Landkreis, der mehr als 150 Einwohner hat, wurde ans ÖPNV-Netz angeschlossen.
Schon seit 2019 ist im Kreis ein stufenweiser Ausbau des ÖPNV erfolgt, ruhend auf Beschlüssen von Kreisgremien. Dass dieser Ausbau nur stufenweise gelingen konnte, hatte unter anderem mit Konzessionen und Vertragslaufzeiten der Busunternehmen zu tun, die die Strecken bedienen.
Steigende Beliebtheit für den ÖPNV
Zahlen wusste der Landrat in seiner Rede auch zu nennen. „Die Erhöhung der Anzahl der Fahrten hat sich, gemessen an den Nutzplatzkilometern, zwischen 2018 und 2026 von rund 104 Millionen auf mehr als 164 Millionen Kilometer deutlich verbessert.“ Eine vom VGN in Auftrag gegebene Umfrage in den Jahren 2022 und 2023 belege, dass sich der ÖPNV steigender Beliebtheit erfreue.
Das, so Meißner, betreffe vor allem auch die Rufbus-Nutzung. Hätten bei Einführung 2019 nur wenige Hundert Fahrgäste darauf zurückgegriffen, so sei die Nachfrage 2024 durch 46.000 Fahrgäste „förmlich explodiert“.
Neben Ausführungen dazu, dass der ÖPNV auch zur Einsparung von CO2 beitrage, zog Meißner vor allem ein Fazit: Seit Gründung des Landkreises 1972 sei es – im Zusammenwirken mit VGN und beauftragten Busunternehmen – erstmals gelungen, „ein Busangebot zu schaffen, das in weiten Teilen eine echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr darstellt“.
Es gebe allerdings auch Herausforderungen, wenn nicht vielleicht sogar Probleme. Vor allem das kommende Jahr werde unter anderem durch die Sperrung der Einfahrt von der B 173 nach Michelau „große Fahrplanumgestaltungen“ mit sich bringen – und viele kleinere Sperrungen und Umleitungen wegen Kanal-, Wasser- oder Glasfaserneubau seien noch gar nicht eingerechnet. Überhaupt handle es sich beim ÖPNV im Landkreis um ein „atmendes System“, in dem ständig Anpassungen und das Drehen an Stellschrauben vorgenommen werden müssten. Auch hinsichtlich von Kosten.
Preise werden nicht angehoben
Die derzeitigen Preise, so hieß es seitens des Landratsamts, könnten im Stadtgebiet gleichbleibend gehalten werden. „Das ändert sich nicht“, so Pressesprecher Helmut Kurz.
Wie zu erfahren war, werden derzeit inklusive der Stadtlinien 16 Linien bedient. Fünf neue Busse – Niederflurbusse mit Klimaanlage – seien überdies bestellt. Worauf der OVF bei der Bedienung der Linien setze, sei die Kooperation mit den längst schon erfahrenen und im Einsatz stehenden konzessionsbesitzenden Busunternehmen .
Worauf die Gäste noch stießen, die sich an diesem Tag an den Infoständen aufhielten oder die Busse in Augenschein nehmen wollten, war ein Schild von DB bzw. OVF. Darauf stand, dass Busfahrer im Linienverkehr gesucht werden.
An dem Bus mit diesem Schild ging auch Besucherin Elisabeth Postler vorüber. Die Lichtenfelserin mit eingeschränkter Sehfähigkeit freute sich über die Optik der neuen Routenpläne. „Endlich mal Fahrpläne für Sehbehinderte“, sagte sie und entfaltete dieses in größerer Schrift bedruckte Papier.