Drei Tage, 110 Kilometer und Temperaturen von über 30 Grad: Die Wallfahrt der Pfarrei Mistelfeld /Klosterlangheim nach Gößweinstein verlangte den 74 Teilnehmerinnen und Teilnehmern alles ab – und wurde doch zu einem bewegenden Glaubenserlebnis.

Trotz extremer Witterungsbedingungen kehrten die Wallfahrer am Dreifaltigkeitssonntag erschöpft, aber sichtlich glücklich in ihre Heimatgemeinde zurück.

Die Pilgergruppe machte sich am frühen Freitagmorgen nach dem Pilgersegen gegen 4.30 Uhr auf zum Gnadenort nach Gößweinstein. Wallfahrtsarzt Johannes Puff, der schon seit 34 Jahren die Wallfahrt begleitet, musste nur gelegentlich eingreifen; ernsthafte Zwischenfälle blieben trotz Hitze aus.

Nach einer kurzen Nacht erreichten die Pilger am Samstag früh ihr Ziel: die Basilika von Gößweinstein. Dort wurde um 7 Uhr in einem feierlichen Wallfahreramt nicht nur die Ankunft gefeiert, sondern auch für Kraft, Gesundheit, die Gemeinschaft und den Segen der heiligen Dreifaltigkeit gedankt.

Anhaltende Hitze

Nach dem gemeinsamen Frühstück, dem traditionellen Kreuzweg und einigen Stunden Pause trat die Pilgergruppe am Nachmittag schließlich den Rückweg nach Waischenfeld an.

Am Sonntag machte man sich bereits um 4 Uhr auf den Rückweg Richtung Mistelfeld . Die anhaltende Hitze stellte auch an diesem Tag eine besondere Herausforderung dar. „So heiß war es schon lange nicht mehr auf unserer Tour“, sagte der langjährige stellvertretende Wallfahrtsführer, Jürgen Panzer. „Aber niemand hat aufgegeben. Die Gemeinschaft hat uns getragen.“ Zwei kurze Regenschauer am Nachmittag brachten schließlich eine deutliche Abkühlung.

Pfarrer Martin Maurer aus Füssen konnte nicht die gesamte Wegstrecke mitwallen. Er ließ es sich aber nicht nehmen, von Hollfeld aus und wieder zurück am Pilgergang teilzunehmen. In zwei von ihm zelebrierten Gottesdiensten brachte er den Pilgern die Geheimnisse der Wallfahrt zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit näher.

Nach alter Tradition wurden schließlich die Wallfahrer am Ortseingang von Mistelfeld erwartet: Pfarrer Henryk Chelkowski, die Ministranten, die beiden Bürgermeister sowie Familienangehörige empfingen die Pilger mit Blumensträußen, Glockengeläut und Applaus. Die Freiwillige Feuerwehr Mistelfeld sorgte für eine sichere Straßenabsperrung und geleitete die Gruppe durch das Spalier zum Kirchplatz.

Was wäre eine Wallfahrt ohne Wallfahrtsmusik: 17 Musikantinnen und Musikanten unter der Leitung von Karlheinz Kerner, der heuer bereits zum 30. Mal die musikalische Leitung innehatte, sorgten mit ihren Blasinstrumenten für musikalische Untermalung der Gebete und Gesänge und gaben der Wallfahrt einen festlichen, fast feierlichen Charakter.

Zünftig ging es beim bayerischen Abend am Samstagabend in Waischenfeld zu. Lieder, Tanz und viele Lacher sorgten für einen stimmungsvollen Kontrast zur spirituellen Ernsthaftigkeit des Weges. Zum Abschluss auf dem Kirchplatz in Mistelfeld kam mit dem Welthit „Time to say goodbye“ nochmals eine sentimentale Stimmung auf.

Pfarrer Henryk Chelkowski brachte es in seiner kurzen Ansprache auf den Punkt: „Wallfahren hat eine lange Tradition. Ich bin dankbar, dass ihr durch euer Beten und Singen zur heiligen Dreifaltigkeit diesen Brauch weiterhin pflegt. Das ist gelebte Kirche!“, so der Geistliche.

Das junge Führungstrio

Er lobte in diesen Zusammenhang das junge Führungstrio aus Nikolas Brehm, Kai Wohner und Jürgen Panzer, das seit 2024 für die Organisation der Mistelfelder Wallfahrt in Verantwortung steht. Auch Bürgermeister Andreas Hügerich und seine Stellvertreterin Sabine Rießner hießen die Wallfahrer herzlich willkommen.

Gleich vier Jubilare wurden für ihre Treue zur Wallfahrt geehrt: Annelie Hügerich und Alfred Weidner machten sich bereits zum 40. Mal auf den Weg, Heike Würstlein und Alexander Meiser (Dinkelsbühl) waren zum zehnten Mal dabei.

Zum ersten Mal bei der Wallfahrt dabei war Stadtrat Bernd Krauß, einer von acht Erstwallfahrern. Der 57-jährige Mistelfelder wollte selbst mal seine Erfahrung machen, was die anderen über den Bittgang nach Gößweinstein so sagen. „Ich habe es mir deutlich einfacher vorgestellt, in drei Tagen die 110 km lange Strecke zu laufen!“, so Krauß, obwohl er fast täglich zehn Kilometer zu Fuß durch die Wälder und Fluren rund um Mistelfeld marschiert. mdi