Alle Register zogen der Kronacher Marius Popp und seine Schwägerin Sabine Steinmetz bei einem Konzert am frühen Sonntagabend in der Kronacher Christuskirche. Auf dem Programm stand Opus 32 des englischen Romantikkomponisten Gustav Holst, der das Werk in den Jahren 1914 bis 1916 geschaffen hatte.
Es ist eigentlich eine Orchestersuite , die unter dem englischen Originaltitel „The Planets“ noch heute als Vorlage für zig Filmmusiktitel dient. Die Bearbeitung von Marius Popp und Sabine Steinmetz konnte sich wirklich hören lassen, obwohl man noch am Vortag mit technischen Schwierigkeiten an der Orgel zu kämpfen hatte. Ein wirklich hochkarätiger Musikgenuss belohnte die nur wenigen Zuhörern, die sich trotz Regenwetters auf eine musikalische Reise durch Teile unseres Sonnensystems machten.
Der rote Planet Mars stand am Anfang und weckte als Symbol für Kraft aber auch Krieg Assoziationen zum derzeitigen Geschehen in der Ukraine. Deutlich ruhiger, mit Adagio, Andante und Animato, kam die Venus daher, die als Zeichen der Liebe, Schönheit, Weiblichkeit, aber auch des Friedens gilt. Der nächste Planet war mit dem Merkur an der Reihe. Der geflügelte Bote steht in der Astrologie als Zeichen für Orientierungsvermögen, analytisches Denken, Sprache und Kommunikation.
Virtuos mit vier Händen
Allegro giocoso – Andante maestoso – Tempo I – Lento maestoso – Presto waren dann beim Bringer der Fröhlichkeit angesagt, der auch für unsere Entfaltungsmöglichkeiten, unsere Werte und die Moral steht. Mit dem Saturn ging die musikalische Reise weiter in die Auseinandersetzung mit Schwächen und Schattenseiten, aber auch Bodenhaftung und Gesetz, während beim magischen Uranus gleich drei Tempi, nämlich Allegro, Lento, wieder Allegro und Largo in virtuosem Spiel mit vier Händen die Schwierigkeiten beim Halten des Gleichgewichts zwischen Stabilität und Erneuerung verdeutlichten. Mit dem Neptun war dann auch das Ziel der Reise , nämlich Hingebung, Idealismus und Engagement erreicht.
Wer Musik aus John Williams “ „ Star Wars “ Soundtrack unmittelbar im Anschluss an Gustav Holsts Suite „The Planets“ hört, wird eine Reihe verblüffender Übereinstimmungen bemerken. Die auffälligste betrifft wohl den „Imperial March“, der mit seinem dumpfaggressiven Marschrhythmus und den Reihungen parallel verschobener Akkorde stark an Holsts „ Mars “ erinnert. Die Ähnlichkeit beruht weder auf Zufall, noch auf einem frechen Plagiat, das man Williams übel nehmen könnte. Denn als ihn George Lucas Ende 1975 um Musik für sein neues Science Fiction Filmprojekt bat, dachte der Drehbuchautor und Regisseur noch gar nicht an eine Originalkomposition. Ihm schwebten viel mehr bloße Adaptionen klassischer Werke vor. So griff John Williams in seiner Filmmusik zu „ Star Wars “ ganz offen Anregungen auch aus dem Werk von Gustav Holst auf.
Nach gut 60 Minuten verstummte die Orgel und es ertönte ein verdienter Applaus für die beiden Musiker, die sich an ein Stück Musik gewagt hatten, das für große Orchester geschrieben wurde, aber auch an der Orgel ein wahrer Ohrenschmaus war.