Der Bayerische Bauernverband (BBV), Kreisverband Kronach , protestierte mit einer Aktion gegen die Aldi-Werbekampagne für Fleisch und Milch vor der Filiale des Discounters in Stockheim.
Die Landwirte befürchten, aus dem Markt gedrängt zu werden, schildern die Vorstände des BBV-Kreisverbandes Kronach . Worum geht es? Die Bauern kritisieren die Anzeigen des Lebensmitteldiscounters, in denen Aldi aktuell einen „#Haltungswechsel“ für mehr Tierwohl unterstütze. Dazu solle Frischfleisch bis 2030 nur noch aus den Haltungsformen drei und vier kommen. Zusätzlich habe Aldi , so der Bauernverband, angekündigt, dass bei Eigenmarken künftig keine Frischmilch aus der Haltungsform eins mehr verkauft werden soll. Die Haltungsform eins sind Milchkühe in der Anbindehaltung, und davon gibt es laut BBV rund 10 000 Bauernhöfe in Bayern.
Betroffen wären insbesondere kleinere Milchbauern in ganz Süddeutschland. Der Verband rügt, dass Aldi seine Machtposition ausnutze. „In teuren Anzeigen behauptet Aldi , dass Tierwohl eine Frage der Haltung sei“, beschrieb der BBV in Stockheim. „Vor allem ist Tierwohl aber eine Frage der Umsetzbarkeit und des Geldes. Zu einem Haltungswechsel gehört auch ein Ende der Niedrigpreise“, sagt der Kreisobmann Erwin Schwarz.
Das macht auch der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl in einem offenen Brief an Aldi deutlich: „Die bayerischen Bauernfamilien sind wütend und enttäuscht. Aldi inszeniert sich als Hüter und Unterstützer von Tierwohl in der Landwirtschaft. Tatsächlich erleben wir Aldi aber anders: aggressive Niedrigpreisstrategien, auch für Tierwohl-Fleisch.“ So zitierte Erwin Schwarz, der zugleich stellvertretender Bezirkspräsident ist, den Präsidenten Walter Heidl.
Weiter rügt der Bauernverband, dass der Handelskonzern die Bauern vor vollendete Tatsachen stelle und damit die regionale Landwirtschaft gefährde: „Die Standards in Sachen Tierwohl steigen. Doch die Frage, wer die damit verbundenen Kosten trägt, ist offen. Die Existenz der Höfe im Landkreis Kronach steht auf dem Spiel“, sagt Erwin Schwarz, der Unterstützung von Kreisbäuerin Rosa Zehnter und dem Vorsitzenden des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (VlF), Gerd Zehnter, bei der Protestaktion in Stockheim erhielt.
Sie machen die Brisanz an Zahlen deutlich. Im Landkreis Kronach gab es vor fünf Jahren noch 3785 Milchkühe. Im vergangenen Jahr war der Bestand auf 3317 Milchkühe gesunken.
Die gleiche Tendenz zeigt sich bei der Rinderhaltung. Diese reduzierte sich im Landkreis Kronach von 10 981 auf 9593 Rinder, wie der BBV mitteilte.
Das sagt Aldi
Wie die Aldi-Pressestelle auf Anfrage mitteilt, seien zahlreiche konstruktive Gespräche mit Vertretern von Politik, NGOs oder Verbänden geführt worden. Man habe großes Verständnis für die Situation der Landwirte. „Uns ist bewusst, dass sich die Nutztierhaltung in Deutschland in einem Transformationsprozess befindet.“ Dabei seien die Bauern die wichtigsten Partner bei der Umsetzung. Mit dem angekündigten Ausbau der Tierwohl-Haltungsformen 3 und 4 im Frischfleisch- sowie im Milch-Sortiment werde den Wünschen der Kunden nach mehr Tierwohl-Ware aus Deutschland entsprochen. Gleichzeitig werde den Landwirten damit Planungssicherheit gegeben.
Neben der Haltungsform sei auch die Herkunft aus Deutschland ein wichtiges Kriterium für Aldi . Die gesamte Lieferkette müsse an einem Strang ziehen, um existenzsichernde Erlöse für die deutsche Landwirtschaft trotz der steigenden Anforderungen sicherzustellen. eh/red