Zum Thema "Covid-19": Im Zeichen der weltweit wieder zunehmenden Corona-Pandemie stellt sich für mich die Frage, wie die Lebensrealität bei uns in Staat und Gesellschaft einhergeht? Es dürfte hinreichend bekannt sein, dass Corona eine noch nicht kalkulierbare Krankheit ist, die im Erscheinungsbild einer früheren Seuche ähnelt. Wirkungsvoll erscheint mir die Enthaltsamkeit jedes Einzelnen, die als sinnvolles Opfer unseres wirtschaftlichen und kulturellen Daseins einer auf Konsum und Wohlstand basierenden Volkswirtschaft passiert.

Mir scheint so, dass wir schon vor der Coronazeit eine sinnvolle, machbare Realität verloren haben. Die hohe Politik mit über 700 Bundestagsabgeordneten und dem stets lähmenden EU-Parlamentarismus zeigt uns doch den Alltag. Die unterschiedlichen Meinungen der 27 Mitgliedsländer, die nicht selten praxis- und realitätsfremd wirken. Deutlicher Beweis dürften u.a. der Brexit und die Quertreiberpolitik der osteuropäischen Mitglieder wie Ungarn, Tschechien und Polen sein.

Mit noch größerer Sorge sehe ich die augenblicklichen, täglich zunehmenden Coronazahlen. Die Unvernunft vieler Bürger, Gruppen und Verbände im Zeichen staatlicher Lockerungen von Auflagen fördern diese Entwicklung. Der Rückschlag folgt uns prompt auf dem Fuß.

Völlig daneben sind die Demonstrationen gegen die verbleibenden Auflagen, wie jüngst in Berlin. Ich frage mich, wie diese überhaupt genehmigt werden. Die Auswirkungen kennt man. Wir alle leiden unter den verbleibenden Einschränkungen und deren Auswirkungen. Viele Unternehmen und Selbstständige erlitten bereits Ruin und Insolvenz. Weitere werden folgen. Kommt es damit auch zu einer Gesundschrumpfung durch Übersättigung der Märkte? Die Krise zeigt aber auch deutlich die Schwächen unseres Wohlstandes. Seit Jahren leben wir an der Realität vorbei. Immer mehr wollen weniger arbeiten, vier Tage pro Woche bei vollem Lohnausgleich. So lauten auch gewerkschaftliche Forderungen, und der Staat gibt mehr Geld aus, als er einnimmt. Alles schreit nach staatlichen Zuwendungen. Der Staat wirft zusehends die Gelddruckmaschine an und die Inflation nimmt zu. Trotzdem bleiben wir die größten Nettozahler der EU. Wir finanzieren die Schulden unserer Brüder, wie Italien, Spanien usw.

Viele Flüchtlinge, die unter erbärmlichen Bedingungen in der EU ankommen, wollen mehrheitlich zu uns nach Deutschland als reichstes Land, dem unerschöpflichen Wohlstandsparadies, ohne die zukünftige Finanzierbarkeit im Blickfeld zu haben. Die SPD wirft den mahnenden und erlebbaren Realisten Sarrazin als Rassist, als Nestbeschmutzer aus der Partei, ohne zu merken, dass die ehemals sehr große Volkspartei des kleinen Mannes in die bundesweite Bedeutungslosigkeit sinkt. Die Grünen macht man dadurch zur zweitstärksten Fraktion, die mir viel zu wenig praxistaugliche Bodenhaftung eines zukünftigen Koalitionspartners haben. Wir müssen den gemeinsamen erforderlichen Nenner der Coronapandemie auf einen vernünftigen Punkt unseres Handelns mit Augenmaß bringen und erfolgreich durchstehen. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.

Bernd-Peter Döring

Gundelsheim