Ostern hat gegenüber Weihnachten einen Vorteil: Es ist einfacher, die über die Feiertage angefutterten Pfunde wieder loszuwerden. Die Tage sind länger und die Temperaturen höher, da lässt sich der innere Schweinehund viel leichter überzeugen, die Joggingschuhe zu binden oder mit dem Rad ein paar Runden zu drehen.
Der Schokohase halt den Nikolaus längst überholt
Womöglich verleitet uns diese Tatsache allerdings dazu, an Ostern mehr zu naschen als an Weihnachten. Zumindest lässt ein Blick in die Statistik das vermuten, denn es werden deutlich mehr Schokoladen-Osterhasen in Deutschland hergestellt als Schokoladen-Nikoläuse. Und rein theoretisch orientiert sich die Produktion ja an der Nachfrage. In der Praxis nicht unbedingt, denn es stehen auch jetzt noch erstaunlich viele Ostersüßigkeiten in den Regalen – versehen mit einem schicken roten Preisschild, das dem Verbraucher marktschreierisch "Kauf mich!" zuruft.
Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hat sich kürzlich mit dem Schokohasen beschäftigt und die Meldung über die Forderung nach mehr Lohn mit dem Schokoladenverbrauch im Landkreis kombiniert. 12,9 Kilo Schokolade vertilgt der gemeine Kitzinger dieser Mitteilung zufolge pro Jahr, Pralinen, Hasen und Schokokekse eingerechnet. Das wären über drei Kilo mehr als der deutsche Durchschnitt. Wobei der Wert nicht berücksichtigt, dass ein besonders gemeiner Kitzinger dem anderen wahrscheinlich öfter mal eine Rippe stibitzt. Und irgendeiner muss ja auch die zweieinhalb Tafeln pro Woche verputzen, die statistisch gesehen auch ein neugeborener Landkreisbürger vertilgt.
Es kommt auf den Blickwinkel an: Welche Nascherei zählt überhaupt zu Schokolade?
Vom gesundheitlichen Aspekt sind zweieinhalb Tafeln pro Woche deutlich zu viel. Vom Seelentrösterischen her gesehen ist die Menge dagegen manchmal durchaus nachvollziehbar. Das Zeug beruhigt, wenn es stressig ist und wir genervt sind. Aber stimmt die Menge überhaupt? Kurz mal im Kollegenkreis nachgefragt: Eine Kollegin reagiert emotionslos: Nein, so viel isst sie nicht. Ein Kollege ist entsetzt: So viel? Seit Monaten habe er keine Schokolade mehr gegessen, versichert er glaubhaft.
Die dritte Befragte neigt den Kopf hin und her, wägt ab. Zählen Toffifees dazu? Eine ganze Packung hat sie am Vorabend verdrückt. Der lange Arbeitstag war aber nicht der Grund. "Die hüpfen so schön", sagt sie. Dazu muss man nur an der richtigen Stelle der Sortiereinlage etwas Druck ausüben. Drücken, hüpfen, essen, bis die Packung leer ist. 125 Gramm Spaß, das war es wert. Ich hör die Kollegin im Nebenzimmer auf die Statistik pfeifen.