Daniel Ruppert

Daniel Jun war sieben Jahre Spielertrainer der Höchstadt Alligators. Als er beim Stand von 0:1 im Penalty-Schießen des dritten und entscheidenden Play-off-Duells mit dem EV Lindau die Scheibe versenkte, verlängerte er seine Amtszeit - allerdings nur um wenige Minuten, denn nachdem die Schiedsrichter erneut drei Schützen beider Mannschaften zum "Shootout" aufs Eis baten, trafen weder Jun noch Michal Petrak und Vitalij Aab, während der Lindauer Florian Lüsch im Eins-gegen-eins gegen Philipp Schnierstein Sieger blieb und den EV ins Finale um die bayerische Meisterschaft gegen Memmingen beförderte.


Petrak erzielt Doppelpack

An Petrak lag das Ausscheiden jedoch nicht. Der Tscheche hatte die Gastgeber nach torlosem ersten Drittel mit 2:0 in Führung gebracht (27./39.). Gerade rechtzeitig, nämlich in einer Drangphase der Gäste, demolierte Markus Babinsky einen Teil der Plexiglasbegrenzung, so dass der Stadionsprecher den Hausmeister rief und der Referee die Mannschaften vorzeitig zur zweiten Pause in die Kabine bat. So konnte sich HEC-Goalie Philipp Schnierstein vom Dauerbeschuss erholen und Petrak im zum zweiten Drittel gehörenden dritten Abschnitt seinen zweiten Treffer erzielen.


EV Lindau belohnt sich spät

Die rund 650 Zuschauer wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten und feierten Schnierstein mit "Phipsi"-Sprechchören. Die Nummer 89 parierte nicht nur sämtliche Pucks, die auf sein Gehäuse einprasselten, die meisten davon hielt er sogar fest. Doch die über 65 Minuten ebenbürtige Mannschaft vom Bodensee glich im dritten Abschnitt durch Kai Laux (46.) und Tim Brunnhuber (52.) aus. Aab traf sechs Minuten vor Schluss nur den Lindauer Pfosten und drei Sekunden vor Ende der fünfminütigen Verlängerung nach einem Konter und Querpass allein vor dem Tor nicht ins Netz.
Auch den ersten Penalty wehrte Schnierstein ab. Nachdem auf der anderen Seite Ales Kreuzer vergeben hatte, war der 28-Jährige aber zum ersten Mal geschlagen. EV-Keeper David Zabolotny, der seinem Torwartkollegen in nichts nachstand, verschaffte seinem Team mit der Parade gegen Petrak einen Matchball, doch Jun übernahm Verantwortung. Womöglich war der Trainer und Teammanager etwas nervöser als sonst, denn er vertändelte auf dem Weg von der Mittellinie zu Zabolotny die Scheibe beinahe. "Zu Bayreuther Zeiten ist mir das mal vor 4000 Zuschauern passiert. Damals habe ich keinen richtigen Schuss mehr zustande gebracht", erinnerte sich Jun. Diesmal versenkte er trotz des Missgeschicks und trat zur zweiten Runde gleich wieder an. Diesmal kam er nicht an Zabolotny vorbei, genauso wie Petrak, Aab und zwei Lindauer, doch Lösch ließ die "Islanders" jubeln.


Lotterie um den Finaleinzug

"Daniel und ich hätten auch eine Münze werfen können", sagte Lindaus Teammanager Sebastian Schwarzbart hinterher auf der Pressekonferenz. Der nach Kaufbeuren wechselnde HEC-Coach stimmte zu: "Lindau hat die Lotterie gewonnen." Mit der Art und Weise der Niederlage konnte der 40-Jährige aber leben: "So kann man aufhören. So kann man gehen." Der Abschied vom aktiven Eishockey falle ihm dank seines gleichnamigen Sohnes leichter. "Ich hatte hier sieben wunderschöne Jahre und habe Freundschaften geschlossen", erzählte der 40-Jährige.


Kaum harte Zeikämpfe

Dass es "nur" noch um die bayerische Meisterschaft, aber nicht mehr um den Aufstieg ging, merkte man nicht nur an der Zuschauerzahl, sondern auch beiden Mannschaften an. Lediglich fünf Strafzeiten handelten sich beide Reihen ein. Von einem "Abtasten" sprach Schwarzbart mit Blick auf das erste Drittel und wünschte den Gastgebern einen schönen Sommer, ehe er sie in der Oberliga wiedersehen werde. "Jetzt kann Sommer werden", war auch das Fazit eines HEC-Anhängers kurz nach dem Ausscheiden seiner "Panzerechsen".
Daniel Jun wird den Sommer im Allgäu erleben, wo er nach sieben Spielzeiten im Aischgrund die Leitung Nachwuchsabteilung des DEL-2-Klubs ESV Kaufbeuren übernimmt. "Ich hätte nie gedacht, dass es ein Trainer bei uns mal so lange aushält", berichtete Stadionsprecher Markus Langosch. "Du hast uns geprägt und uns im positiven Sinne deinen Stempel aufgedrückt", sagte er Richtung Jun, den er zum vorerst letzten Mal beim Abschlussfest am 31. März bei der Fortuna-Kulturfabrik sehen wird.