Die aktuellen klimatischen Veränderungen mit zunehmenden Starkregenereignissen und Trockenphasen erfordern Anpassungen der Flurgestaltung und Bodennutzung. Hochwasserschutz ist ein Gemeinschaftsprojekt und kann nur Hand in Hand mit den Kommunen erfolgreich sein. Landwirtschaftlich nutzbare Flächen sind weltweit eine knappe Ressource. Bodenabtrag mindert die Fruchtbarkeit der Böden und belastet die Gewässer. Die Starkregenereignisse der letzten Jahre haben immer wieder lokale Hochwasser an kleinen Gewässern verursacht.
Zur jüngsten Sitzung des Gemeinderates konnte der Zweite Bürgermeister und Sitzungsleiter Peter Jordan (ÜWB) den Diplom-Geo-Ökologen Reinhard Wesinger von der Geo-Team-Gesellschaft für umweltgerechte Land- und Wasserwirtschaft mit Sitz in Bayreuth begrüßen. Ein weiterer Schritt zur Minimierung von Hochwasserschäden ist die Umsetzung von Maßnahmen des Sturzflutmanagements durch das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) im Rahmen der Initiative „boden:ständig“, die der Referenten vorstellte. „Fruchtbarer Boden ist ein begrenztes Naturgut und nicht beliebig vermehrbar“, betonte der Experte. Denn der Boden übernehme vielfältige Funktionen im Naturhaushalt: In der Landwirtschaft bilde er als Pflanzenstandort die Grundlage unserer Ernährung.
Das Ziel von „boden:ständig“ sei, gemeinsam die Bodenfruchtbarkeit, gesunde Gewässer und die Kulturlandschaft zu erhalten. „boden:ständig“ sei eine Initiative der bayerischen Verwaltung für ländliche Entwicklung und setze auf eine enge Partnerschaft von Landwirten , Gemeinden und Fachverwaltungen.
Analyse zeigt Schwachpunkte
Die Gemeinde Aurachtal habe schon frühzeitig reagiert und im September 2018 die Herzogenauracher Firma Spekter mit der Untersuchung zum „Integralen Sturzflut-Risikomanagement“ beauftragt. Die Risiko-Analyse im Rahmen des Sturzflutmanagements habe der Gemeinde aufgezeigt, an welchen Stellen im Gemeindegebiet Schwachpunkte liegen, die zu Überflutungen führen können. Denn Hochwassergefahren gingen nicht nur von kleinen Gewässern aus, sondern auch von sogenanntem wild abfließenden Wasser aus den landwirtschaftlichen Flächen, das ins Aurachtal ströme und sowohl in Münchaurach, Neundorf und Falkendorf zu Überflutungen führe. Denn durch den Klimawandel werde es künftig seltener, dafür aber stärker und lokal begrenzter regnen. Die Böden würden damit immer häufiger überfordert sein. Mehr Wasser fließe oberflächlich ab und auf Ackerflächen werde das die Erosionsgefahr deutlich erhöhen. In Ortschaften komme es immer häufiger zu Schlammeinschwemmungen. Auch die Fließgewässer litten unter der Nährstofffracht, die der Boden mit sich bringe.
Nach Auffassung des Experten sei dies zum Teil auch der ehemaligen Flurbereinigung geschuldet, bei der Fließgewässer und Bäche begradigt worden seien, um das Wasser möglichst schnell abfließen zu lassen. Jetzt sei es aber wichtig, das Wasser in der Feldflur zurückzuhalten und die fruchtbare Ackerkrume zu erhalten. Nicht zuletzt zum Wohl der Landwirte , die ja Boden und Wasser für ihre Kulturen auf der Fläche halten wollten.
Maßgeschneiderte Lösungen
Mit den Gemeinden, Bürgern, Landwirten , Organisationen und Fachbehörden sollen nun maßgeschneiderte Lösungen erarbeitet werden. Diese betreffen pflanzenbauliche Maßnahmen zur Erosionsminderung und Verbesserung der Wasseraufnahme und -speicherfähigkeit der Ackerböden , den Wasserrückhalt in der Fläche sowie zielgerichtete Maßnahmen in der Landschaft, an Gewässerrändern und an Gewässern selbst.
Erste Priorität habe es, den Boden so zu pflegen, dass er stabil ist und möglichst viel Wasser aufnehmen kann. Dazu werde zum Zwischenfruchtanbau und zu einer verminderten Bodenbearbeitung oder Direktsaat geraten. Rand- oder Blühstreifen könnten abgeschwemmtes Erdreich auffangen, ebenso begrünte oder weiter bewirtschaftete Abflussmulden und Rieselflächen. So sollten die Gewässer wieder mehr Platz bekommen und ihr Abfluss verzögert werden. Wasser und Boden blieben dadurch mehr auf dem Acker.
Der Referent wies darauf hin, dass alle vorgestellten und geförderten Maßnahmen nur im Rahmen der Freiwilligkeit der beteiligten Grundstückseigentümer angegangen würden.
Nach ausführlicher Diskussion beschloss der Gemeinderat einstimmig, eine Aufnahme in das Projekt „boden:ständig“ zu beantragen.