Rudolf Görtler

Globalisierung im kleinen Maßstab ist Regionalisierung, und die haben die Oberhaider entschieden betrieben bei der Organisation ihres 21. Faschingszugs am Samstag. Herausgekommen ist mit Hilfe der Nachbargemeinden eine prächtige Vorstellung mit vermutlich so vielen Teilnehmern wie nie zuvor und so vielen Zuschauern wie nie.
Tausende säumten die Straßen, als mit Bürgermeister Karsten Joneitis im "maskierten" Gemeindemobil an der Spitze sich der Zug von der Friedrich-Ebert- bis zur Unteren Straße wälzte. Es waren aus allen Ortsteilen Oberhaids alte Recken des Umzugs dabei wie Vereine und Kindergärten. Und junge. Denn ganze Scharen von liebevoll verkleideten Kindern aus den Kitas Regenbogen, Maria Hilf und Cyriakus marschierten mit und nicht nur da: Kleinkinder wurden in den Abordnungen der Vereine mitgeschoben oder gingen an der Hand der Mütter.
Die ältere Jugend überraschte mit aufwändig gebauten Wagen. Es existiert also noch so etwas wie eine Dorfgemeinschaft; keineswegs hocken Einsiedlerinnen und Einsiedler autistisch vor ihren Facebook-Profilen, sondern halten und feiern zusammen. So wie die Mühlendorfer, die ein ganzes Dracula-Spukschloss aufgebaut hatten. Überhaupt scheinen die Vampire oder in der Mühlendorf'schen Version "Vambiere" auch unter den Zuschauern eine gewaltige Renaissance erfahren zu haben - die Hexen befinden sich eindeutig auf dem Rückzug. Frei schwingende Exemplare der Untoten hatten die Mühlendorfer mitgebracht und einen Dracula in einem echten Sarg. Überhaupt die Steigerwälder: Kirchaicher hatten als "Moggl Aeronautics" ein Space Shuttle auf den Lastwagen drapiert, und andere Steigerwälder fuhren einen gewaltigen Joint spazieren mit dem schönen Spruch "Jamaika kommt der Merkel nicht in die Tüte".
Eine der wenigen politischen Anspielungen; auch die Hallstadter SPD hatte sich unter die Leute gewagt, nannte sich aber vorsichtshalber Super-Power-Dynamisches Team. Überhaupt die Hallstadter hatten mit Faschingsverein, einer grasgrünen Soli, den Dörfleinser Tänzerinnen und Gretas Stammtisch starke Abordnungen entsandt.
Doch die Oberhaider ließen sich gewiss nicht lumpen. Zwei Blaskapellen marschierten, Jugendblaskapelle und Blasmusikverein, der 1. FC feierte 90-jähriges Bestehen mit alten Helden und Greisen als Begleitern, und der RSC Concordia hatte einen ganzen Indianerstamm aufgeboten - mit einem stundenlang stoisch verharrenden Peter Deusel hoch oben. Die Familien Geus und Wohlleber waren auch wieder dabei als schreckliche Rittersleut', die zu Holzpferde auch einmal das Publikum attackierten. Und ein Prinzenpaar spazieren fuhren.
Ein zweites mit dem Altbürgermeister Harald Krug. Die Unterhaider durften nicht fehlen mit etlichen Strichmännchen von der Freiwilligen Feuerwehr, während das Staffelbacher Weingut Wagner lebende Trauben auf die Piste geschickt hatte. Dies alles lässt für den 22. Faschingszug im nächsten Jahr das Beste hoffen.