Nein, an Ideen für die Zukunft von Bamberg mangelt es nicht. Den Rhein-Main-Donau-Kanal überdachen, Straßen durch Blumenbeete ersetzen oder Räume und Infrastruktur für den Austausch von Bürgern untereinander kostenlos zur Verfügung stellen - so lauten nur drei von vielen Vorschlägen, die im Januar bei der Denkwerkstatt "Bamberg 2050" von 40 Männern und Frauen entwickelt wurden. Dazu hatten Fränkischer Tag und VHS Bamberg-Stadt eingeladen.
Was hält die Politik davon ab, manche der spannenden Ansätze auch umzusetzen? Das Geld, lautet fast unisono die Antwort der GroKo-Fraktionen CSU und SPD auf FT-Nachfrage, deshalb brauche es in Zukunft zusätzliche Kreativität, glaubt Klaus Stieringer (SPD). Der Wille, meint hingegen die Opposition. "In der Bamberger Kommunalpolitik ist das rechte Verhältnis zwischen öffentlicher Rede und tatsächlichem Handeln nicht gegeben", formuliert Dieter Weinsheimer, Fraktionschef der Bamberger Allianz. Noch provokanter drückt das Jonas Glüsenkamp im Namen der GAL aus: Nur mit grüner Stadtratsmehrheit und grüner Oberbürgermeisterin sei die Umsetzung solcher Ideen möglich.
Will die Politik überhaupt die Bürger in den politischen Prozess einbeziehen? Ja, heißt es von Seiten der GroKo. Es herrsche "große Bürgernähe" (Stieringer) und die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung sei in Bamberg in "vorbildlicher Weise gegeben" (Helmut Müller, CSU). Ein Bemühen um Bürgernähe erkennt zumindest BA-Sprecher Weinsheimer, spricht gleichzeitig aber von "Selbstdarstellung der regierenden Stadtpolitiker" bei solchen Terminen. Dies habe zur Folge, dass engagierte Bürger schon nach kurzer Zeit diesen Angeboten fern blieben.
Dabei würde ein Schuss zusätzlicher Innovationskraft der Politik nicht schaden, wie auch Müller bei einer Analyse der Entscheidungsträger einräumt: "Visionäre sehe ich weniger, eher sind Pragmatiker am Werk, was wohl daran liegt, dass gerade die Kommunalpolitik die Kunst des Möglichen ist."
So diplomatisch ist Norbert Tscherner nicht, wenn der Chef des Bamberger Bürger-Blocks der Stadtspitze den Weitblick abspricht, um für die Zukunft der nächsten Generationen zu planen. Als Beispiel führt er die Konversion und den ICE-Ausbau an, bei denen riesige Chancen verpasst wurden, um den Wohnungsmangel zu beheben.
"Um Bamberg so zu erhalten, wie es die Menschen lieben", müsse sich die Stadt verändern, betont Glüsenkamp. Auch die anderen Fraktionen sehen Handlungsbedarf in den vier bei der Denkwerkstatt behandelten Themenfeldern Wohnen, Arbeiten, Mobilität und Bildung/Kommunikation, wobei der erste Punkt am häufigsten genannt wird. Die Meinungen zu den Ergebnissen der Arbeitsgruppen hat der FT im Detail abgefragt und stellt diese im Artikel unten und in drei noch folgenden Beiträgen vor. mm