Ihre Taunus-Krimis rund um die Polizeiermittler Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff sind Bestseller und wurden mit großem Erfolg verfilmt. Nun las Cornelia „Nele“ Neuhaus bei den „Blätterwald“-Literaturtagen in Forchheim aus ihrem neuen Werk „Monster“.
Die Zuhörer in der ausverkauften Schalterhalle der Sparkasse Forchheim erlebten einen spannenden Abend und eine sympathische Schriftstellerin, die aus ihrem Leben erzählte.
„Hinter diesem Baum könnte eine Leiche liegen“: Immer wenn Neuhaus durch den Taunus fährt, denkt sie an neue Geschichten – oder an die bereits gedruckten. Ein Gebäude, ein Parkplatz oder ein Waldstück – überall lauert das literarische Verbrechen. Die Schauplätze, an denen sich die ausgedachten Verbrechen abspielen, gibt es tatsächlich, auch wenn sich mitunter ein Straßenname oder eine Hausnummer ändern, damit die wirklichen Einwohner einer Stadt oder eines Dorfes sich nicht aufregen.
Dabei beginnt die literarische Laufbahn der Tochter eines Landrats aus dem Münsterland mit einem Buch, das jenseits des Atlantiks spielt. Damals ist Neuhaus als Autorin noch völlig unbekannt. Die Verlage lehnen den Thriller rund um eine Investmentbankerin in New York reihenweise ab. Und ihr erster Ehemann hält die literarischen Ambitionen für absurd.
Romane statt Wurstkonserven
Aber Neuhaus hat originelle Ideen. Etwa den Kunden ihres Mannes, der eine Fleischwarenfabrik in Schwalbach betreibt, nicht irgendwelche Fleisch- oder Wurstkonserven als Weihnachtsgeschenke anzubieten, sondern ihren Erstlingsroman. Auch wenn der eine oder andere den tausendseitigen Wälzer „Unter Haien“ für ein Angelfachbuch hält.
Ein anderer genialer Einfall ist es, die Bücher durch Mitarbeiter ihres Mannes in ganz Hessen ausliefern zu lassen. Während hinten im Wagen die gekühlte Fleischereiprodukte transportiert werden, sind es vorne auf dem Beifahrersitz die heißen Kriminalromane . Hinter dem Erfolg steckt freilich auch ganz viel Mühe. Klinkenputzen bei Buchhandlungen, Lesungen mit manchmal nur sechs Zuhörern und mehrere Versuche, einen Verlag zu finden.
Der Durchbruch gelingt mit dem zweiten Taunus-Krimi „ Mordsfreunde “. Inzwischen gibt es elf Taunus-Krimis, deren Figuren Neuhaus ans Herz gewachsen sind. „Es fühlt sich an wie eine echte Familie. Wenn ich Kinder gehabt hätte, hätten sie Pia und Oliver geheißen.“ Eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit.
Neuhaus berichtet von ihrer Vorliebe für die Kriminalromane der US-Amerikanerin Elizabeth George , deren Protagonisten Inspektor Thomas Lynley und Sergeant Barbara Havers ihr als Inspiration dienten. Und von ihren aufwendigen Recherchen, die ihr mehr Spaß machen als das Schreiben selbst, wie sie sich von Kriminalbeamten in Hofheim im Taunus erklären lässt, wie Mordermittlungen tatsächlich ablaufen – eben nicht wie im „Tatort“ oder bei „CSI Miami“.
Dabei sei sie auf ganz viel Hilfsbereitschaft bei den Beamten gestoßen und habe sich auch bei einem Rechtsmediziner in Frankfurt am Main erkundigt, wie eine zerhäckselte Leiche nach zwei Tagen oder eine Fettwachsleiche im Inneren aussehen. Sie erhielt erschütternde Antworten.
Bisweilen aber wird aus der Fiktion zwischen zwei Buchdeckeln aber auch bittere Realität. Etwa als Neuhaus erfährt, dass ein unauffälliger Mann aus dem Nachbarort nach seinem Tod ein grausiges Geheimnis preisgibt: Er war Serienkiller , der mehrere Frauen getötet und zerstückelt hat. „In den letzten Jahren gab es in meiner erweiterten Familie drei Mordfälle .“ Da sei ihr klar geworden, was solche einschneidenden Ereignisse für die Hinterbliebenen bedeuteten.
Deshalb habe sie begonnen, sich mit dem ersten Schock und den quälenden Fragen nach dem Warum zu befassen. „Es wird so viel über den Täter geredet, aber kaum über die Angehörigen“, unterstreicht sie. Wie sich deren Leben verändere, darum dreht sich alles im neuen Roman. red