Eine neue Corona-Welle kommt auf uns zu. Sie betrifft die Tierheime , in denen aktuell verstärkt Hunde abgegeben werden, die während der Pandemie kurzerhand und teilweise unüberlegt angeschafft wurden.

„Während Corona waren die Hundeschulen geschlossen“, sagt Marianne Wende, Vorsitzende des Forchheimer Tierheims . Wenn während dieser Zeit Probleme zwischen dem noch jungen Hund und seinem Herrchen oder Frauchen aufgetreten sein sollten, war niemand da, der hätte helfen können.

Ein weiterer potenzieller Grund: Nicht selten sind in der Pandemie Tiere aus dem Ausland gekauft worden. Dieser Kauf per Mausklick von Welpen oder Junghunden auf Ebay oder anderen Plattformen sei auffällig, findet Karola Eckert, die Vorsitzende des Tierheims in Erlangen. Das spiegle das Verhalten der Tiere wider. „90 Prozent der Hunde , die derzeit bei uns abgegeben werden, sind verhaltensauffällig“, sagt Eckert.

Da ist ein Hund, mit dem es Beißvorfälle gegeben hat. Nicht nur, dass die Mitarbeiter vermehrt mit den Tieren arbeiten müssen, gestaltet sich auch eine Vermittlung für diese Vierbeiner als schwierig. „Ich kann einen Hund, der ein Kind gebissen hat, nicht in eine Familie mit Kindern vermitteln“, sagt Eckert.

Haltungsfehler und

fehlende Beratung

Ein Hund beiße nicht ohne Grund. Doch gerade bei den Hundekäufen aus dem Ausland wisse niemand, was das Tier schon erlebt habe. „Die Leute sehen das Bild, finden das Tier süß und kaufen es“, kritisiert Eckert. Leider gibt es da auch keine Beratung, welcher Hund eigentlich zu einem passt, und aus den osteuropäischen Ländern würden oft Herdenschutzhunde verkauft werden. Nicht selten deshalb entstehen auch die Haltungsfehler, die dann ebenfalls zu Auffälligkeiten bei dem Hund führen.

„Ein Herdenschutzhund kann nicht stundenlang in einer Wohnung in Erlangen sitzen. Er braucht Arbeitsaufträge“, sagt Eckert. Die fehlen, weshalb der Hund beispielsweise anfängt, den Boden oder das Mobiliar zu bearbeiten. Zusätzlich dazu kommt für das Tier die Belastung, von dem einen Zuhause in das nächste, in dem Fall das Heim, abgegeben worden zu sein.

16 Hunde sind derzeit in Erlangen und hoffen auf einen neuen Besitzer. Fast alle sind verhaltensauffällig. „Sie werden nicht so schnell vermittelt, denn wir müssen geeignete Leute finden, die dann auch bereit sind, mit dem Tier weiterzuarbeiten“, sagt Eckert. Die große Rückgabewelle durch unüberlegt angeschaffte Hunde und Tiere während der Homeoffice-Zeit ist noch nicht angekommen. Und beide Tierheime hoffen auch, dass sie ausbleibt.

So ist im Forchheimer Tierheim der Alltag relativ normal. „Heute kam ein Fundhund, der schon wieder vom Besitzer geholt wurde“, erzählt Marianne Wende. Die anderen Abgabehunde sind meist ältere Tiere, die krankheitsbedingt abgegeben wurden. Weil sich der Besitzer nicht mehr kümmern könne, das Tier erkrankt ist und der Besitzer ihn nicht mehr behandeln könne. Oder weil ein Tier mit den anderen Vierbeinern nicht mehrklar kam. „Wir haben in der Pandemie auf die Vernunft der Menschen gehofft. Das hat sich bis jetzt durchgesetzt“, sagt Wende erfreut.

Wie es allerdings mit weiteren Lockerungen und der Rückkehr zum Arbeitsplatz aussieht, kann sie nicht beurteilen. Auch die ersten Urlaubspläne werden geschmiedet. „Wir hoffen auf das Beste“, sagt Wende und bleibt optimistisch, dass auch weiterhin Verantwortung für das inzwischen lieb gewonnene Haustier getragen wird.