Bereits in der Septembersitzung letzten Jahres hatte der Gemeinderat beschlossen dass aus dem von der Gemeinde vor knapp drei Jahren erworbenen Nebengebäude der ehemaligen Baufirma Knörlein, welches an die Freifläche der Kindertagesstätte angrenzt, eine Mehrgenerationentagesstätte werden soll, die zunächst für die Dauer von drei Jahren durch den Caritasverband Bamberg-Forchheim betrieben wird. Nun soll daraus eine Begegnungsstätte für die gesamte Verwaltungsgemeinschaft (VG) Kirchehrenbach-Weilersbach-Leutenbach werden.

Bei einer gemeinsamen Sitzung aller drei Gemeinderäte in der Schulturnhalle in Kirchehrenbach konnte sich die Mehrheit nach einer einstündigen kontroversen Diskussion damit anfreunden, dieses Gemeinschaftsprojekt auf den Weg zu bringen, wenn am Ende der Kostenrahmen passt. Lediglich die Leutenbacher Raimund Dörfler und Reinhard Weber sprachen sich am Ende gegen dieses Projekt aus.

„Ich bin überzeugt, dass wir miteinander was ganz Tolles auf die Füße stellen“, zeigte sich VG-Vorsitzende Anja Gebhardt ( SPD ) am Schluss erleichtert. Denn man hatte während der Debatte schon fast den Eindruck, dass daraus nichts wird.

Es fehlen Pflegeplätze

Aber der Reihe nach: Zuerst warb Caritas-Vorstandsmitglied Peter Ehmann, der auch Vorstandsvorsitzenden Alfons Galster mitgebracht hatte, eindringlich für dieses Projekt. Die Bürger in den drei Gemeinden warten seinen Worten zufolge schon sehnsüchtig darauf. In Sachen demografischer Wandel sei die VG zwar bereits auf einem gutem Weg. Eine Tagespflege jedoch, wie von einigen gewünscht, könne man nicht einrichten. Denn um wirtschaftlich zu sein, müsse diese ständig voll belegt sein und zusätzlich über eine Sozialstation und eine Pflegedienstleitung verfügen. Es braucht dafür auch fachkundiges Pflegepersonal.

Laut Ehmann gibt es im Landkreis Forchheim weder genügend Pflegeträger noch Pflegekräfte. Auch größere Pflegeheime würden bereits geschlossen. In den letzten Jahren seien 200 Pflegestellen abgebaut worden.

Auch Quartiersmanagerin Anneliese Iser, die derzeit stark mit der Betreuung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in den VG-Gemeinden beschäftigt ist, warb mit Nachdruck für die Begegnungsstätte . „Wenn wir das jetzt nicht machen, kommen wir nicht weiter“, so Iser, die kurz die Nutzungsmöglichkeiten der Begegnungsstätte vorstellte.

So könne es offene Treffs genauso geben wie einen gemeinsamen Mittagstisch, Interessen-, Selbsthilfe-, Angehörigen- und Neigungsgruppen eine Betreuung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Demenz, Alzheimer und Parkinson. Ebenso Fortbildungs- und Schulungsangebote und ein Büro als Anlaufstelle für Beratungen. Auch private Feiern, Versammlungen oder Sitzungen könnten in der Begegnungsstätte stattfinden.

Reinhard Weber zeigte sich verwundert. Als man einst im Haus Elisabeth in Leutenbach etwas Ähnliches machen wollte, „da hieß es, so etwas braucht man nicht“, so Weber. „Ich wundere mich auch“, gab ihm Raimund Dörfler recht und kritisierte die Bausubstanz des ehemaligen Firmengebäudes. „Dieses Haus gehört abgerissen“, so Dörfler. Außerdem habe man in jeder Gemeinde alteingesessene Vereine, die genügend Räumlichkeiten zur Verfügung hätten. Nach Meinung von Weber, der auch Leutenbacher Kirchenpfleger ist, wollen die Leutenbacher Senioren nicht nach Kirchehrenbach fahren, sondern in der eigenen Ortschaft zusammen sein.

Elke Albert, die in Kirchehrenbach auch Vorsitzende der Seniorengemeinschaft ist, befand, das die Begegnungsstätte eine „eine tolle Chance für unsere Gemeinden ist“. Mit dem Projekt habe man dann drei Jahre einen Raum, in dem man so etwas einmal testen könne. Denn es gäbe genügend über 80-Jährige, die noch fit sind.

„Wir sollen Geld da reinstecken und nach drei Jahren ist es weg“, wunderte sich nun Dörfler und betonte: „Die Idee ist gut, die Immobilie schlecht“.

Weilersbachs Rat Johannes Hack verwies darauf, dass man in Weilersbach zwei neue Vereinsheime habe, die genutzt sein wollen. Kurse oder Ähnliches könne man schließlich auch dezentral abhalten, bevor die neuen Räume leerstehen. Iser verwies jedoch darauf, dass an vielen Orten die Barrierefreiheit nicht gegeben sei. Und dass es äußerst schwer ist, einen Raum für eine Veranstaltung zu finden.

Weilersbachs Bürgermeister Marco Friepes wäre es lieber gewesen, wenn man zuerst gemeinsam die Immobiliensuche gemacht hätte. Es sei aber definitiv notwendig, etwas für die Senioren zu machen. Es brauche dafür einen zentralen Raum, einen festen Ankerpunkt. Daher ist die Begegnungsstätte aus seiner Sicht ein guter und richtiger erster Schritt – dem jedoch weitere auch in Weilersbach und Leutenbach folgen müssten.

Es einmal ausprobieren

„Ich spreche mich ganz klar für die Begegnungsstätte aus, weil wir in der glücklichen Lage sind, die Caritas mit im Boot zu haben“, so Leutenbachs Rathauschef Florian Kraft. „Jetzt geht es darum, es einmal auszuprobieren.“ „Ich brauche Sie unbedingt als Rückhalt für meine Arbeit, sonst kann die Arbeit nicht gelingen“, rief die Quartiersmanagerin den Räten zu. Laut Iser gibt es auch aus den anderen VG-Gemeinden viel Zuspruch für die Begegnungsstätte in Kirchehrenbach .

Über die Sanierungs- und Umbaukosten wurde noch nichts bekannt. Allerdings hatte die Gemeinde Kirchehrenbach bereits letztes Jahr die Planwerkstatt Pasemann + Schierlein mit der Bauplanung beauftragt. So soll ein barrierefreier Zugang ins Gebäude selbst geschaffen werden, weiterhin ein barrierefreies WC und eine Durchreiche von der noch zu entstehenden Teeküche in den geplanten Gemeinschaftsraum. Die Umbaukosten für das Gebäude wurden damals auf 99.350 Euro beziffert.