Michael Memmel

Aus volkstümlichen Filmen ist das noch in Erinnerung: Ein junger Bursche stellt seine Leiter an eine Hauswand, steigt hinauf und durch das von seiner Liebsten geöffnete Fenster, um mit ihr die Wonnen eines heimlichen Schäferstündchens zu erleben - ganz unbemerkt von den Eltern. Diese spezielle Form der Brautwerbung soll einst im süddeutschen Raum verbreitet gewesen sein.
Als eine Bamberger Studentin in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei der Rückkehr in ihre Wohnung am Weidendamm feststellte, dass ein Fenster offen stand und Vasen von der Fensterbank am Boden lagen, kam ihr allerdings nicht die Idee, dass ein romantischer Verehrer auf sie warten könnte. Vielmehr vermutete sie einen Kriminellen und verständigte die Polizei. "Als die Beamten am Ort eintrafen, erkannten sie schnell, dass eine Bierlache vom Fenster der Geschädigten zum direkten Nachbarfenster führte", heißt es im Bericht der Gesetzeshüter. Und in der angrenzenden Wohnung löste sich alles auf: Der Einbrecher war eher ein Erbrecher - nicht trunken von Liebe, sondern von Alkohol.
Von den Polizisten geweckt, gab der Nachbar zu, mit einem ordentlichen Rausch, aber ohne Schlüssel nach Hause gekommen zu sein. Über ein gekipptes Fenster war er vermeintlich in seine Wohnung eingestiegen - doch es war die der Nachbarin. Also verließ er diese wieder und wiederholte das Ganze an seiner Wohnung. Dann legte er sich einfach schlafen. Peinlich für den Nachbarn, aber noch kann er die Geschichte für sich drehen. Schaden begleichen, einen großzügigen Blumenstrauß ans Fenster der Studentin - vielleicht hat er am Ende mit seiner ganz eigenen Form des Fensterlns sogar noch Erfolg.