Als eine Wahlheimat und Anlaufstelle für die verschiedensten Menschen bezeichnet Ingrid Wagner das Mehrgenerationenhaus (MGH) in Mainleus. Seit Januar 2010 leitet sie die Einrichtung und könnte sich keinen besseren Job vorstellen.
"Mir war schon vor etlichen Jahren klar, dass wir die kommenden Probleme der Versorgung und Pflege im Alter nicht mehr nur mit Institutionen lösen können", sagte sie. Vom Konzept des Mehrgenerationenhauses war sie deswegen von Anfang an überzeugt und übernahm vor acht Jahren die Leitung von Arne Poperl.
Seit der Gründung des MGH vor zehn Jahren hat sich viel getan. Die Einrichtung ist nicht nur Beratungsstelle und Treffpunkt der Generationen, die Aktivitäten sind vielfältig. "Ihr seid Kaffeestube, Spielzimmer und Erzählsalon, ihr bietet Kurse, Weiterbildungsmöglichkeiten und Unterstützung jeglicher Art an", lobte Bürgermeister Robert Bosch bei einer Feierstunde. Das Mehrgenerationenhaus sei ein Wohnzimmer, das viele Menschen zusammenbringe, "unverzichtbar und ein kompetenter und zuverlässiger Partner auch für die Gemeinde".


Gelebte Integration

Darüber hinaus würde das MGH allen offen stehen, man pflege ein nachbarschaftliches Miteinander und es werde Integration gelebt. Das zeigt sich auch in diversen Projekten, die im oder in Kooperation mit dem MGH durchgeführt werden. Etwa das Kunstprojekt "LingoART for Refugees", das mit Künstlern des Vereins "Focus Europa" und dem Landratsamt Kulmbach alljährlich veranstaltet wird. Die "Sprache der Kunst" steht im Mittelpunkt dieses Projekts, einige Portraits, die dort entstanden sind, schmücken die Wände im Saal.
Auch die "Schreibwerkstatt Grenzenlos", ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und dem Kulmbacher Literaturverein, hat im Mehrgenerationenhaus ein Zuhause gefunden. Welch aussagestarke Texte in den letzten Wochen schon entstanden sind, davon konnten sich die Besucher gleich selbst überzeugen.


Ort zum Durchatmen

Im Beitrag von Jawad Malik aus Pakistan ging es etwa darum, wie er in Mainleus ankam, zunächst traurig war, inzwischen aber in seinem neuen Heimatort durchatmen kann.
Mezkin Hussein, Kurdin aus Syrien, hatte eigens für den Festnachmittag einen Text geschrieben, den sie in ihrer Muttersprache Arabisch und auf Deutsch vortrug. "Theoretische oder erlebte Menschlichkeit" lautete der Titel, unter dem sie über ihre zerstörte Heimat und zerrissene Familien schrieb. Doch sie schrieb auch über das neue Gefühl von Frieden und Sicherheit, das sie empfand, als sie nach Deutschland kam. "Endlich wusste ich, was Menschlichkeit ist: Kein leeres Wort mehr, sondern ein echtes, bewusstes Erleben!"